Betriebliche Gesundheitsförderung: Analoge und digitale Maßnahmen intelligent vernetzt
Digital Health: Digitalisierung und Künstliche Intelligenz durchdringen mittlerweile alle Lebensbereiche. In der Medizin kann durch eine verbesserte Früherkennung und individualisierte Interventionsgestaltung die Mortalität von Krankheiten reduziert werden. Parallel dazu steigen auch die Anwendungsfälle für digitale Tools in der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF). Im Fokus stehen die Sensibilisierung und Motivation für ein besseres Gesundheitsbewusstsein.
Der technologische Fortschritt, die steigenden räumlichen und zeitlichen Flexibilitätsanforderungen, die stetige Arbeitsverdichtung und der Wandel hin zur Kopfarbeitergesellschaft verändern fortwährend die Arbeitswelt und stellen neue Anforderungen an Betriebe und ihre Belegschaften.
Zudem erhöht sich kontinuierlich das Durchschnittsalter der Erwerbstätigen, während es zeitgleich zu einem Engpass an Nachwuchskräften kommt. Gleichsam offenbart ein Blick auf die Gesundheitslage, dass zunehmend solche Erkrankungen an Bedeutung gewinnen, die eng mit den Lebensbedingungen, dem Gesundheitsverhalten und dem Sozialstatus verbunden sind (Robert Koch-Institut, 2016).
Das führt dazu, dass in vielen Unternehmen der Erhalt der Arbeitsfähigkeit und die Sicherung des Fachkräftebedarfs eine wichtige Rolle spielen. Einen Masterplan, diesen Herausforderungen zu begegnen, gibt es nicht. Es bieten sich jedoch vielfältige Chancen und innovative Formen der Prävention.
Attraktiv für junge Arbeitnehmer
Die digitale Welt ist längst Bestandteil unseres Alltags und hat im Zeitalter eines flächendeckenden Internets mit mobilen Endgeräten sowie der Vernetzung von Menschen, Dingen und Maschinen eine neue Qualität erreicht (Hasselmann, Franzen & Schauerte, 2019, S. 180).
Digital Health im Mittelpunkt: die DHC 2019
Auch im Rahmen von betrieblichen und überbetrieblichen Gesundheitsprojekten werden vermehrt digitale Instrumente eingesetzt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch Personal- und Gesundheitsverantwortliche in Betrieben immer häufiger mit der Frage konfrontiert sind, welche technologischen Entwicklungen sich für eine Anwendung in der BGF eignen.
Insbesondere, weil mit den Generationen Y und Z neue Gruppen von Personen auf den Arbeitsmarkt strömen, die in ihrer Kindheit durch technologische Medien geprägt wurden. Sie sind deutlich technologieaffiner als die Generationen vor ihnen, sie sind mit Internet und Smartphone aufgewachsen und tauschen sich generell über digitale Medien und soziale Netzwerke aus.
Digitale Ansätze und Anwendungsfelder
Das Portfolio an digitalen Lösungen im Rahmen betrieblicher Gesundheitsförderungsaktivitäten ist vielfältig. Es reicht von Informationssystemen über Gesundheits-Apps bis hin zu tragbaren Sensoren (Wearables). Im Trend liegen derzeit Wearables wie Fitnessarmbänder, Smartwatches und Messsensoren.
Sie analysieren wichtige Körperdaten und liefern Informationen zum Aktivitätsverhalten wie auch zum Stress-Level und erfassen zudem das Schlaf- und Ernährungsverhalten. Wenngleich der Nutzer dabei nicht zwingend auf weitere digitale Medien angewiesen ist, kann eine Kombination mit Smartphone & Co. dennoch sinnvoll sein, um die Daten umfassender und spielerischer nutzen zu können (Walter & Mees, 2018, S. 76).
Insbesondere Gamification-Elemente wie Ranglisten, Fortschrittsbalken oder Highscores sollen dabei die Motivation für ein gesundheitsförderliches Verhalten erhöhen, entsprechende Effekte steigern und die Zielgruppen erweitern. Im Unternehmenskontext können Wearables mit einem Gesundheitsportal gekoppelt werden, auf dem die Daten zusammenfließen.
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UND
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Die Beschäftigten können sich freiwillig anmelden, an unternehmensinternen Wettbewerben oder Fimenfitnessangeboten teilnehmen und sogar Communitys beitreten. Neben der Aktivierung und Sensibilisierung der Beschäftigten gibt es dabei noch einen weiteren Zweck: gezielte Information.
So lassen sich in Projekten auch Zusatzinformationen zu Gesundheitsthemen wie etwa Ernährung, Sucht oder Stressbewältigung streuen.
Wirkungsweise und Voraussetzungen
Der Einsatz digitaler Tools erfolgt meist mit großer Euphorie. In Bezug auf deren Wirksamkeit und Nutzen muss allerdings beachtet werden, dass digitale Anwendungen an sich nicht gesünder machen. Sie können gesundheitsbezogene Aktivitäten aber sinnvoll unterstützen (Betz, Koehler & Sohrabi, 2018, S. 225).
Die positiven Wirkungen von sportlicher Aktivität, wie beispielsweise eine Steigerung des Wohlbefindens, die Verbesserung von Herz-Kreislauf-Parametern, die Aktivierung des Stoffwechsels, mehr Beweglichkeit, die Stärkung von Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenkstrukturen oder eine verbesserte Haltung, entstehen durch vielfältige physiologische Anpassungsprozesse – allerdings nur dann, wenn die Menschen selbst aktiv sind.
Letztendlich muss die Entscheidung, sportlich aktiv zu sein, auf Basis einer intrinsischen Motivation getroffen werden. Vonseiten der Unternehmen erfordert die Anwendung digitaler Lösungen zudem eine digitale Infrastruktur, Know-how und entsprechende Investitionen (Betz, Koehler & Sohrabi, 2018, S. 224).
Am Erfolg versprechendsten für eine Verbesserung des Gesundheitsverhaltens und letztlich auch für die Gesundheit scheint bislang die Kombination von traditioneller Gesundheitsförderung mit digitalen Anwendungen zu sein.
Bei der Inanspruchnahme von Firmenfitnessangeboten kann beispielsweise der Trainingsprozess optimal unterstützt werden, indem das Training durch die Kombination einer Smartwatch oder Multisportuhr mit einem Smartphone individualisiert und nach einem trainingswissenschaftlich fundierten Plan absolviert werden kann.
Das steigert nicht nur die Motivation, sondern auch die Erfolgsaussichten. Durch das Tracking wichtiger Körperdaten können Belastungs- und Erholungsphasen besser gesteuert sowie Trainingsumfänge und Intensitäten besser individualisiert werden.
Das fördert die persönliche Leistungsentwicklung und unterstützt das Erreichen der gesetzten Gesundheitsziele.
Fazit
Sicherlich gibt es nicht die eine richtige Lösung, die für jedes Unternehmen und für jeden Beschäftigten geeignet ist. Vielmehr muss jedes Unternehmen seine eigenen Anforderungen und Ziele definieren und sollte nur solche Maßnahmen durchführen, die zu den formulierten Zielen und den Bedürfnissen der Beschäftigten passen.
Analoge und digitale Maßnahmen müssen dabei intelligent vernetzt und in ein betriebliches Gesamtkonzept eingebunden werden.
Über den Autor
Der Gesundheitswissenschaftler Jens Brehm ist als Autor, Dozent und Referent im Fachbereich Gesundheitsförderung/Betriebliches Gesundheitsmanagement für die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement sowie die BSA-Akademie tätig.
Durch seine mehrjährige Beratertätigkeit verfügt er über umfassende Praxiserfahrung sowohl beim Aufbau eines strategischen BGM als auch bei der Umsetzung spezifischer betrieblicher Präventionsmaßnahmen.
Auszug aus der Literaturliste
Betz, M., Koehler, U. & Sohrabi, K. (2018). Digitales Gesundheitsmanagement bei Auszubildenden. In D. Matusiewicz & L. Kaiser (Hrsg.). Digitales Betriebliches Gesundheitsmanagement (S.213–226). Wiesbaden: Springer Fachmedien.
Hasselmann, O., Franzen, L. & Schauerte, B. (2019). Digitale Möglichkeiten der Verhaltensprävention in Betrieben. In B. Badura, A. Ducki, H. Schröder, J. Klose & M. Meyer (Hrsg.). Fehlzeiten-Report 2019 (S. 179–191). Berlin: Springer-Verlag.
Robert Koch-Institut, (2016). Gesundheit in Deutschland – die wichtigsten Entwicklungen. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Gemeinsam getragen von RKI und Destatis. Berlin.
Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.
Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 06/2019 & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.
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