Franko Rinner im Interview: „Nachhaltige Prävention kann nur unsere Branche“

Franko Rinner vom SHINTO in Dormagen erläutert im Interview sein Konzept 'Health 2030' zur Prävention von Zivilisationskrankheiten.
Lesezeit: 6 Minuten
Splitscreen: Links im Bild hebt ein älterer Mann in Sportkleidung lachend beide Arme in Siegerpose. Rechts ist ein Mann mit Brille und blauem T-Shirt vor hellem Hintergrund zu sehen.
Franko Rinner positioniert das SHINTO mit dem Konzept 'Health 20230' als Gesundheitsstudio
Franko Rinner, Gründer und Geschäftsführer vom SHINTO in Dormagen, erläutert im Interview sein Konzept 'Health 2030' zur Prävention von Zivilisationskrankheiten.

fM: Seit 1984 sind Sie mit SHINTO und Ihrem Konzept als Problemlöser erfolgreich. Wodurch zeichnet sich das Konzept aus?

Franko Rinner: Wir sind schon mehr als 40 Jahre am Markt. Sowohl unsere Strategie als auch unser Konzept haben wir mehrfach angepasst. Wir haben uns immer wieder neu strukturiert und neu erfunden, um Alleinstellungsmerkmale auszuarbeiten und uns abzugrenzen. 2020 haben wir begonnen, das SHINTO als die Institution für Gesundheitsprävention zu positionieren.

Muskulatur aufbauen oder erhalten, Rückenschmerzen lindern, eine gute Figur bekommen oder halten – das waren schon immer und werden auch immer Kompetenzen unserer Branche bleiben. Seit einigen Jahren kommen aber neue Probleme dazu: Lebensstilerkrankungen. Diese können medikamentös gelindert und begleitet werden, ganz überwunden werden sie dadurch aber kaum. Das geht nur in Fitnessstudios mit dem Fokus auf Gesundheitstraining. Hier haben wir ein Alleinstellungsmerkmal herausgearbeitet.

An unserem aktuellen Konzept „Health2030“ arbeite ich seit fünf Jahren. Das Konzept befasst sich mit den Lebensstilerkrankungen der Bevölkerung und liefert unserer Branche Prozesse und wissenschaftlich fundierte Lösungen, um Studios als echte Präventionsdienstleister zu positionieren. Mit Health2030 erschließen wir eine neue Zielgruppe, die ein Gesundheitsstudio sonst nie als ihren Problemlöser erkannt hätte. Health2030 zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass wir in der Bedarfsanalyse mit den Kundinnen und Kunden und in unseren Betreuungsprozessen viel mehr gesundheitsrelevante Parameter erfassen als das sonst üblich ist.

Wodurch unterscheidet sich „Health2030“ von anderen Betreuungskonzepten?

Der erste Schritt ist immer die Befragung. Ich nenne das bewusst „Befragung“ und nicht „Beratung“, weil ich zuerst so viel wie möglich über meine Kundinnen und Kunden erfahren möchte, damit ich eine fundierte Analyse treffen kann. Wie bewegen sie sich? Wie sind ihr Beruf und ihr Alltag gestaltet? Wie ist die Nährstoffaufnahme und welche Medikamente nehmen sie?

Über den Interviewpartner

Franko Rinner

Franko Rinner begann seine Karriere als erfolgreicher Karateka, absolvierte auf Wunsch seiner Eltern aber zunächst eine Ausbildung zum Schlosser. 1984 gründete er das SHINTO – der Name ist angelehnt an eine japanische Religion, übersetzt „Weg der Götter“ – eine reine Karateschule auf 120 Quadratmetern.

Weil er sich selbst als ambitionierter Leistungssportler in Explosivität und Kraft weiterentwickeln wollte, erweiterte er seine Anlage um einen Krafttrainingsbereich zum ersten Fitnessstudio in Dormagen. Im Laufe der Jahre entwickelte er das SHINTO immer weiter – auf heute 1.200 Quadratmeter. Bereits im Jahr 2002 etablierte Franko Rinner die Mitgliederbetreuungsstrategie LIFT® mit dem Schwerpunkt Gesundheit. Seit 2020 entwickelt er das Gesundheitskonzept Health2030.

Foto: fitness MANAGEMENT

Wir beziehen gezielt die Medikamenteneinnahme sowie vor allem die Ökotrophologie und die Nährstoffversorgung mit ein. Wenn wir den Menschen einen Trainingsplan zusammenstellen, dann können sie diesem Plan folgen, damit es ihnen besser geht. Aber wie sieht es bei der Nährstoffaufnahme aus? Welchen Plan verfolgen die Leute dabei? Wie gut sind sie informiert? Essen sollte ein geplanter Prozess sein.

Wenn wir all diese Informationen in die Analyse einbeziehen, dann bewirkt die Umsetzung unserer Pläne – für die Ernährung und das Training – spürbare und sichtbare nachhaltige Veränderungen im Körper. Wir helfen mit Rezepten, Trainingsplanung, Ernährungsempfehlung und informieren unsere Kunden und Kundinnen immer wieder in Seminaren und Vorträgen.

Was sind die häufigsten Probleme, Trainingsziele und Bedürfnisse, mit denen Kundinnen und Kunden zu Ihnen ins Studio kommen?

Menschen kamen schon früher ins Studio, weil sie Rücken- und Gelenkschmerzen hatten oder übergewichtig waren. Das ist heute auch noch so und bestimmt seit vielen Jahren das Grundrauschen in vielen Clubs sowie deren Marketing.

Seit einigen Jahren beobachten wir, dass diese Krankheitsbilder häufiger werden und gleichzeitig Beschwerden hinzukommen, die durch die Zivilisations- oder Lebensstilerkrankungen verursacht werden: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2, Stoffwechselstörungen. Die Leute verlieren Muskulatur, ihnen kommt die Kraft abhanden, weil sie zu viel sitzen, sich zu wenig bewegen und sich dramatisch falsch ernähren. Das zieht sich durch alle Altersgruppen.

Welche Rolle spielt ein professionelles Erstgespräch inklusive Anamnese bei der Konzeption eines individuell maßgeschneiderten Angebots?

Unsere „Befragung“ ist die Basis von allem Weiteren. Dabei ist extrem wichtig, dass wir uns wirklich Zeit nehmen. Menschen kommen zunächst wegen der eben genannten Beschwerden und mit dem Wunsch, dass es ihnen besser geht. Ihre tatsächlichen Probleme erfährt man erst, wenn man tiefer geht und mit viel Empathie gezielt nachfragt. Dann erfahre ich etwas über die Ursachen der Probleme, welche Medikamente die Leute nehmen, wie sie sich ernähren und kann ihnen auch helfen. 

Einstieg zum Thema

Lies außerdem unseren Artikel 'Studios als Problemlöser' als Einstieg zum Interview.

Beispielsweise nehmen viele blutdrucksenkende Medikamente und denken, damit sei das Problem gelöst. Deshalb erwähnen sie das nicht von sich aus. Wenn wir auch diese Dinge wissen, können wir in unserer Betreuung zielgerichtet darauf und auf alle weiteren Indikationen, die damit zusammenhängen, eingehen – und genau das macht den Erfolg von Gesundheitsstudios aus.

Welchen Stellenwert haben die Trainerinnen und Trainer für die Umsetzung des Konzeptes?

Die Trainer und Trainerinnen sind ein ganz wichtiger Schlüssel für unseren Erfolg und den Erfolg unserer Mitglieder. Ihre Persönlichkeit und ihr Fachwissen sind entscheidend. Sie brauchen heute aber ein viel umfangreicheres Wissen als früher: über medizinische Zusammenhänge, Ernährung, Nährstoffe und Stoffwechsel und vor allem über die Heilkraft der Muskulatur, Myokine und Hormone.

Wie ist Ihr Team aufgestellt? Welche Bereiche des Gesundheitstrainings deckt es ab und welche Ausbildungen haben sich bewährt?

Mein Team ist durch die Bank an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement ausgebildet worden. Im SHINTO arbeiten auch zwei Gymnastiklehrerinnen, die zusätzlich noch studiert haben; das ist sehr wertvoll. Einer meiner Mitarbeiter hat nach seinem Master-Abschluss an der DHfPG bei Kieser gearbeitet und dort exzellente Zusatzausbildungen gemacht, die unser Konzept heute sehr gut ergänzen.

Wie halten Sie die Qualifikation Ihrer Mitarbeitenden immer auf dem aktuellen Stand? Wir schulen das gesamte Team regelmäßig intern, damit alle über tiefergehendes Wissen, z. B. über Myokine, verfügen, wofür sie da sind, welche Hormone was bewirken, was MSM (Anm. d. Redaktion: Methylsulfonylmethan) bedeutet und warum Supplements für die Ernährung heute so wichtig sind.

Welche Prozesse haben Sie festgelegt, um Mitglieder effizient und effektiv zu begleiten? Wie machen Sie Trainingsfortschritte und -entwicklungen Ihrer Mitglieder sichtbar und nachvollziehbar?

Wir arbeiten mit regelmäßigen Bioimpedanzanalysen. Anhand der Ergebnisse passen wir unsere Trainingsempfehlungen an. Durch die verschiedenen Trainingsangebote sorgen wir für Abwechslung und setzen kontinuierlich neue Trainingsreize. Die Trainingsmotivation bleibt dadurch auf einem konstant hohen Niveau. Dazu haben wir Prozesse und klare zeitliche Abläufe definiert. Nach der umfassenden Befragung und der Eingangsanalyse mit BIA wiederholen wir die Messung nach vier, acht und zwölf Wochen.

Analog zur Befragung haben wir auch einen sehr tiefgehenden Re-Check, um Trainingserfolge zu prüfen und gezielt Anpassungen vorzunehmen. Wir ermitteln bei Bedarf z. B. Entzündungswerte, machen auch Trockenblutanalysen oder geben individuell neu angepasste Ernährungsempfehlungen. Wir stellen also in regelmäßigen Abständen unsere Empfehlungen in allen relevanten Bereichen auf den Prüfstand und schauen, ob wir etwas verbessern können.

Wir zeigen den Kunden aber auch, wie sie regelmäßig eigenständig ihre Körperanalyse machen können, um selbst zu sehen, ob sie für ihr Ziel auf dem richtigen Level sind. Wir haben auch zeitliche Vorgaben für die Kontaktaufnahme zur Trainingsplananpassung.

Für alle Kundinnen und Kunden erstellen wir eine persönliche Matrix aus Trainings- und Ernährungsempfehlungen, Lebensstilanpassungen und unseren Seminaren. Diese persönliche Matrix wird durch all unsere Stellschrauben immer wieder verändert. Ziel erreicht? Ja, dann setzen wir ein neues. Ziel noch nicht erreicht? Was können wir besser machen?

Sie bieten auch regelmäßig Workshops, Seminare und Vorträge an. Wie wichtig ist eine aktive und positive Wissensvermittlung?

Sehr wichtig. Wir bieten im Studio verschiedene Vorträge zu den Themen Training, Ernährung und Gesundheit an, die durchweg sehr gut besucht sind. Unser Ziel: Je mehr die Mitglieder über die Wirkung von Training wissen und wie sie sich ernähren sollten, desto nachhaltiger ist ihre Motivation.

Nehmen wir Bluthochdruck als Beispiel: Medikamente können akute Beschwerden lindern, ihre Einnahme ändert an der Ursache des Problems aber rein gar nichts. Zielgerichtetes Training, Muskelaufbau, eine Ernährungsumstellung und ein aktiverer Lebensstil können dagegen sehr gut gegen die Ursachen von Bluthochdruck wirken. Das gilt auch für andere Krankheitsbilder. Diese Zusammenhänge vermitteln wir in unseren Vorträgen, um unseren Mitgliedern immer wieder zu zeigen, dass sie trainieren müssen, um gesund zu werden oder zu bleiben. Das ist ein Mehraufwand, der sich auszahlt.

Unsere Branche verfügt über so viel Kompetenz, welche die klassische Medizin so nicht umsetzen kann. Wir sollten eine engere Zusammenarbeit mit Medizinern anstreben, nur wissen viele Ärzte bisher nicht, wie professionell wir arbeiten und ausgestattet sind. Je mehr Menschen wissen, was unsere Branche leisten kann, desto mehr Mitglieder werden wir haben. Fitness- und Gesundheitsstudios haben in der Prävention und Heilung von Lebensstilerkrankungen eine ganz klare Aufgabe: Nachhaltige Prävention kann nur unsere Branche.

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Für fitness MANAGEMENT berichtet

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