Wer kauft wen?

Investoren, Studio-Deals und Integration: all inclusive Fitness und LifeFit Group zeigen, wie Buy-and-Build den Fitnessmarkt verändert.
Lesezeit: 7 Minuten
Drei Männer (Janosch Marx (rechts), Stephan Schulan (links) und Christophe Collinet (Mitte)) stehen eng nebeneinander vor dunklem Hintergrund und lächeln in die Kamera.
Eine Frage, zwei Antworten: Im fM-Doppelinterview spricht Janosch Marx (rechts) mit Stephan Schulan (links, CEO all inclusive Fitness) und Christophe Collinet (mittig, CCO LifeFit Group) über Studioübernahmen, Investorenstrategien und den Weg zu 250 Clubs
Auf dem Weg zu 250 Studios: Im exklusiven Interview geben Stephan Schulan, all inclusive Fitness, und Christophe Collinet, LifeFit Group, Einblicke in ihre Strategie, Werte und Visionen für den Markt von morgen. Sie sprechen über Kaufprozesse, Markttrends und Vertrauen. Wie kommt es zu einem Studioverkauf und wie wird ein Studio bewertet? Wie fühlt sich eine Übernahme für die Gründer an und was passiert mit den Teams und der Unternehmenskultur? Ein praxisnaher und inspirierender Blick hinter die Kulissen einer Branche, die sich rasant verändert. all inclusive Fitness und LifeFit Group über M&A im deutschen Fitnessmarkt.

Du möchtest das gesamte Gespräch lieber anhören als lesen? Dann klicke hier und springe direkt zum Video der Podcastfolge von 'Fitness im Ohr' mit Stephan Schulan und Christophe Collinet

fM: Warum holt man sich einen Investor an Bord?

Stephan Schulan: Für mich war das ein ganz bewusster Schritt. Ich habe damals mit einem Partner aus eigenen Mitteln Studios aufgebaut – ohne Fremdkapital, ganz klassisch.

Portraitfoto von Stephan Schulan

Aber irgendwann merkst du: Wenn du wirklich wachsen und ein skalierbares System schaffen willst, statt nur ein Studio nach dem anderen zu eröffnen, brauchst du Kapital und einen strategischen Partner.

Ein Investor bringt eben nicht nur Geld mit, sondern Know-how, Kontakte und den Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten – das kann entscheidend sein. Wir arbeiten seit 2013 mit der NORD Holding zusammen. Das ist im Private-Equity-Umfeld eine ungewöhnlich lange Zeit und zeigt: Wir funktionieren miteinander.

Christophe Collinet: Bei mir war es ein bisschen anders. Als ich bei Fitness First eingestiegen bin, war der damalige Investor Oaktree Capital Management schon drin.

Portraitfoto von Christophe Collinet

Ich kam aus der Strategieberatung, wollte aber mehr umsetzen und nicht nur Konzepte schreiben. Dass ich dann in ein Unternehmen kam, das bereits von einem Investor geführt wurde, war für mich spannend. Später kam es zum Wechsel von Oaktree zur Waterland Private Equity GmbH.

Das war ein bedeutender Meilenstein in meiner Expertise im Bereich M&A. Was ich immer wieder erlebe: Ein guter Investor bringt nicht nur Geld, sondern auch die Power, Dinge schneller zu bewegen. Wenn man ambitionierte Ziele hat, ist das ein echter Gamechanger. Unser Ziel ist nicht nur Größe, sondern ein funktionierendes Ganzes.

Wie findet Ihr neue Studios zur Übernahme?

Christophe Collinet: Ehrlich gesagt kommen viele Betreiber auf uns zu. Unser Ansatz der Marktstrategie und Integration ist inzwischen bekannt. Natürlich ist Vertrauen dabei ein riesiges Thema. Gerade, wenn ein Betreiber überlegt, sein Lebenswerk zu verkaufen, entscheidet vor allem das Bauchgefühl mit.

Stephan Schulan: Das kann ich nur bestätigen. Viele, die zu uns kommen, sind schon lange in der Branche, wollen aber aus Altersgründen aufhören oder einfach noch mal etwas anderes machen. Dann geht es nicht nur um den Preis, sondern vor allem um das 'Wie'. Ich bin bei jedem Erstgespräch persönlich dabei. Egal, ob es um ein einzelnes Studio oder um 20 Studios geht. Ich will, dass die Menschen verstehen: Wir übernehmen nicht nur Clubs, wir übernehmen Verantwortung.

Das Neue kommt, aber das Beste bleibt.

Wie werden Studios in der Praxis bewertet bzw. wie erfolgt die Preisfindung?

Stephan Schulan: Das ist immer individuell. Klar, gibt es Modelle – Ertragswert, EBITDA-Multiples und so weiter – aber wir schauen uns immer das Gesamtpaket an: Wie sieht der Mietvertrag aus? In welchem Zustand ist die Immobilie? Gibt es einen Investitionsstau? Wie ist das Team aufgestellt? Am Ende zählt: Wenn beide Seiten wollen, findet man immer einen Weg.

Christophe Collinet: Bei uns ist der Multiple-Ansatz durchaus dominanter, weil wir häufig profitable Ketten übernehmen. Aber du musst trotzdem genau hinschauen. Ein Studio kann ein gutes EBITDA haben, wenn aber in drei Monaten fünf Geräte ausfallen oder die Mietverträge auslaufen, hast du ein Problem. Anders herum: Wenn jemand frisch investiert hat und alles läuft rund, muss sich das im Preis widerspiegeln. Auch das Thema Steueroptimierung beim Verkauf nehmen wir sehr ernst und beraten dazu unsere Verkäufer aktiv.

Wie funktioniert Integration nach der Übernahme?

Christophe Collinet: Wir versuchen, so schnell wie möglich ins Gespräch zu kommen – mit den Teams, den Clubmanagern, den Mitgliedern. Wir sagen nicht: Alles neu macht die LifeFit Group. Sondern: Was gut ist, bleibt. Was besser geht, bringen wir mit. Es gibt viele Erfolgsgeschichten – Mitarbeitende von Einzelstudios oder kleineren Ketten sind bei uns heute Führungskräfte, die Teams leiten und bedeutende Positionen besetzen. Unser Motto dabei lautet immer 'Nach dem Deal ist vor dem Deal.'

Stephan Schulan: Genau. Für mich ist wichtig: Die DNA eines Unternehmens steckt nicht im Logo, sondern in den Menschen. Ich hatte zum Beispiel kein Problem damit, dass aus meiner Marke 'Jumpers', die ich mit einem Partner aufgebaut hatte 'all inclusive Fitness' wurde – weil unsere Werte weiterleben. Viele unserer Führungskräfte sind seit über zehn Jahren dabei. Das gibt Stabilität. Wenn neue Leute dazukommen, holen wir sie persönlich ab. Das ist aufwändig, aber extrem wertvoll.

Ein Investor bringt nicht nur Geld – er bringt strategische Stärke.

Wie geht Ihr bei der Integration mit verschiedenen Unternehmenskulturen um?

Christophe Collinet: Das ist bei jeder Übernahme einer der sensibelsten Punkte. Nach der Unterschrift beginnt die eigentliche Arbeit: die Integration. Wir setzen darauf, von Anfang an offen, wertschätzend und persönlich mit den Teams zu kommunizieren. Die Unternehmenskultur eines übernommenen Betriebs verschwindet ja nicht über Nacht – das wäre auch nicht unser Ziel. Vielmehr versuchen wir, die Stärken der bestehenden Kultur mit unserer Fitness First- bzw. LifeFit-DNA zu verbinden. Wir sagen unseren neuen Kolleginnen und Kollegen immer: „Das Neue kommt, aber das Beste bleibt.“

Stephan Schulan: Absolut. Kultur lässt sich nicht einfach standardisieren. Gerade bei inhabergeführten Studios ist der Spirit oft über Jahre gewachsen. Den darfst du nicht mit einer Rebranding-Maßnahme einfach übertünchen. Deshalb sind wir auch beim Onboarding sehr nah dran: Ich führe jedes Erstgespräch selbst.

Entwicklung all inclusive Fitness

Gründung jumpers Fitness – 1/250
2013
Aufbau der Zentrale in Rosenheim; organisches Wachstum und Akquisition neuer Studios – 35/250
2020
Akquisition von EuroFit – 69/250
2022
Akquisition mehrerer Kleinketten und Einzelstudios – 92/250
2023
Wachstum durch Übernahme von purfitness – 126/250
2025
One Brand Strategy: Zusammenführung der drei Brands jumpers Fitness, all inclusive Fitness und BestFit zu all inclusive Fitness – 140/250
2025
2008
NORD Holding investiert in jumpers Fitness, um schneller und nachhaltiger zu wachsen – 10/250
2014
Zusammenschluss von jumpers Fitness mit all inclusive Fitness und Gründung der Holding BestFit Group – 63/250
2021
Akquisition mehrerer Kleinketten und Einzelstudios – 83/250
2023
Zusammenschluss mit Flexx Fitness und FiveStar – 120/250
2024
Akquisition mehrerer Kleinketten und Einzelstudios – 140/250
2025
Zusammenschluss mit FIT STAR und Übernahme von Fitness Future – 170/250

Über all inclusive Fitness

all inclusive Fitness, eine der am schnellsten wachsenden und innovativsten Fitnessstudioketten in Deutschland, zeichnet sich durch eine tiefe Leidenschaft für Fitness, Gesundheit und Wohlbefinden aus. Jeder Club bietet unterschiedliche Trainingsbereiche – von funktionalem Training über klassisches Gerätetraining bis hin zu Fitnesskursen. Ziel ist es, ein erstklassiges und motivierendes Fitnesserlebnis zu bieten, das zugleich erschwinglich ist. Derzeit betreibt das Unternehmen rund 170 Clubs und zählt über 650.000 Mitglieder.

Unsere Erfahrung zeigt: Wenn du die Menschen ernst nimmst, ihnen mit Respekt begegnest und Perspektiven gibst, dann funktioniert die Integration – nicht immer sofort, aber langfristig stabil. Natürlich gibt es auch Fälle, in denen jemand sagt: „Das neue Konstrukt ist nichts für mich.“ Aber das ist völlig in Ordnung. Entscheidend ist, dass man den Übergang gemeinsam gestaltet.

Was waren Eure spannendsten Deals?

Stephan Schulan: Da fallen mir natürlich die großen Gruppen wie FIT STAR oder Flexx Fitness ein. Diese Übernahmen waren strategisch extrem wertvoll. Aber ich liebe auch die kleinen, feinen Übernahmen: Ein einzelnes Studio, bei dem alles passt, kann genauso befriedigend sein. Darauf sind wir mit einem internen Team spezialisiert, das genau diese Übernahmen sauber integriert.

Christophe Collinet: Ich erinnere mich besonders an unseren Einstieg bei smile X. Das war 2019, ein Wendepunkt für Fitness First. Wir haben 40 Millionen Euro über eine Anleihe aufgenommen, das war der Startschuss für unsere heutige Plattformstrategie.

Entwicklung LifeFit Group

Neupositionierung der Marke Fitness First – 52/250
2018
Gründung der LifeFit Group – 60/250
2019
Akquisition von Barry's in Frankfurt und Berlin – 81/250
2022
Akquisition von FitnessLOFT – 121/250
2023
Akquisition von Club Pilates Frankfurt – 144/250
2024
Akquisition von BodyCulture Group – 164/250
2024
Akquisition von SportsUp – 166/250
2025
Akquisition von FIT/One – 204/250
2025
2018
Akquisition von ELBGYM – 60/250
2019
Akquisition von smile X – 79/250
2019
Akquisition von In Shape – 94/250
2022
Akquisition von MA Holding GmbH – 143/250
2023
Akquisition von Buena Vista Fitnessclubs – 149/250
2024
Akquisition von YogaSix Frankfurt – 165/250
2024
Akquisition von Sports & Health – 167/250
2025
Akquisition von MoreFit – 212/250

Über die LifeFit Group

Die LifeFit Group ist eine führende Fitness- und Gesundheitsplattform in Deutschland, die mehrere Fitnessmarken wie Fitness First oder Barry’s Bootcamp unter einem Dach vereint. Die Gruppe ist bestrebt, ihre Kunden zu inspirieren und zu unterstützen, ihr Leben durch individuelle, abwechslungsreiche und zielgerichtete Gesundheits- und Fitnesserlebnisse zu verbessern. Mit rund 210 Studios und 700.000 Mitgliedern ist die LifeFit Group die größte Buy-and-Build-Plattform im deutschen Fitnessmarkt.

Wir hatten auch einen anderen Deal, der ziemlich herausfordernd war: Zwei Gesellschafter, die nicht mehr miteinander sprachen. Wir mussten zwei unterschiedliche Kaufverträge machen – es war fast wie eine Paartherapie, aber wir haben es geschafft. Natürlich war unser bisher größter Deal mit FIT/One bei dem wir in einem Schritt über 40 Studios übernommen haben.

Wie bewertet Ihr die Übernahme von clever fit durch Basic-Fit?

Stephan Schulan: Das kam für mich so überraschend wie für die ganze Branche. Ein Ereignis, das die Fitnesslandschaft in Deutschland nachhaltig verändern wird. Es entstehen neue Dynamiken, neue Strategien, neue Chancen. clever fit ist eine große Marke und Basic-Fit ein starker, internationaler Player. Die Frage ist: Wie wird die Integration laufen? Wird alles gerebranded? Ich bin echt gespannt, aber für unseren Kurs ändert es nichts.

Christophe Collinet: Ich sehe es als positives Signal: Große Deals zeigen, dass der Kapitalmarkt unserer Branche vertraut. Klar gibt es viele offene Fragen – was passiert mit dem Franchisemodell, wie geht es weiter? Aber grundsätzlich gilt: Mehr Bewegung im Markt heißt auch mehr Dynamik, und das kann uns allen helfen, die Penetrationsrate zu steigern.

Wie sieht Eure Vision bis zum Jahr 2030 aus und wie wird sich der Markt verändern?

Stephan Schulan: Wir wachsen bewusst – lieber ein Deal weniger als der falsche. Ich bin überzeugt, dass wir unser Ziel – 250 Clubs bis 2028 – locker erreichen werden. Das ist nur ein Zwischenziel. Der Markt wird sich konsolidieren, aber es wird auch weiterhin Platz für starke Einzelstudios, kreative Ketten und Premiumanbieter geben. Und das ist gut so. Wir brauchen Vielfalt – und wir brauchen noch viele neue Studios, wenn wir die 15 Millionen Mitglieder erreichen wollen.

Christophe Collinet: Absolut. Der Kettenanteil wird steigen, das sieht man auch international. Aber daneben wird es immer Platz für innovative Betreiber, Boutiquekonzepte und Nischenmodelle geben. Was ich spannend finde: Der Aggregatorenmarkt wächst rasant. Über 1,3 Millionen Menschen trainieren heute über Plattformen wie Urban Sports Club, Wellhub, Hansefit oder Wellpass. Das verändert den Markt und wir müssen es in unseren Strategien mitdenken.

-Anzeige-

Für fitness MANAGEMENT berichten

Mehr von diesen Autoren

Das marea Fitness in Lingen hat das Zertifizierungsverfahren „ZertFit“ der BSA-Zert nach DIN-Norm 33961 erfolgreich absolviert und beantwortet damit zugleich...
An dieser Stelle haben wir Anfragen Ihrer Kollegen, unserer Mitglieder, zum Thema Rechte und Pflichten gegenüber Mitarbeitern gesammelt. Kurz und...
Schulung von UV-Fachpersonal: In der Wahrnehmung vieler Betreiber und auch der Öffentlichkeit ist die Schulung und Zertifizierung von UV-Fachpersonal der...

Das könnte dich auch interessieren

Symbolisches Titelmotiv der Branchenstudie: Ein Mann blickt durch eine Lupe auf das Fitnessstudio – stellvertretend für die genaue Betrachtung von Image und Kompetenz der Fitnessbranche.

Zwischen Wachstum und Vertrauenslücke

Wie wird die deutsche Fitnessbranche wahrgenommen, was macht sie glaubwürdig und welche Faktoren bestimmen ihr Image?

Wir feiern Jubiläum!

Seit 30 Jahren ist die fMi Leitmedium der Fitness- und Gesundheitsbranche und darauf sind wir stolz. Statements, Interviews und ein Rückblick zum Jubiläum.

SMS Fitness, Oberndorf

Ein topmodernes Studio Im idyllischen Schwarzwald: Das SMS Fitness in Oberndorf wurde in den letzten vier Jahren komplett modernisiert.
Zwei Personen stehen nebeneinander und lächeln in die Kamera. Links eine Frau mit schulterlangen blonden Haaren, Brille und schwarzer Jacke mit dem Logo „fM – fitness MANAGEMENT“. Rechts ein Mann in schwarzer Adidas-Sportjacke mit weißen Streifen. Im Hintergrund sind ein rotes Schild mit weißer Schrift „WISSEN DAS DIE“ sowie ein graues Banner mit weißen Buchstaben zu sehen.

Interview Jens Schulze

Wie schafft es Les Mills, immer am Puls der Zeit zu bleiben? Interview mit Jens Schulze, CEO von Les Mills Germany. Mit Video!
Illustration mit mehreren stilisierten Personen unterschiedlichen Alters, von Kindern bis Erwachsenen, auf blauem Hintergrund. Zwei kreisrunde Porträts rechts zeigen zwei Männer mit Namensbeschriftung: Ralf Capelan und Janosch Marx.

Gen X, Y, Z oder Boomer?

Gen X, Y, Z oder doch die Boomer – Woher stammt das Wachstum der Branche? Das zeigen aktuelle DSSV-Zahlen.

Flucht, Fitness, Fortschritt

Mario Görlach erzählt im Interview von seiner DDR-Vergangenheit, seiner Flucht, dem Aufbau von milon und EGYM sowie seiner wichtigsten Mission: 'Longevity'.