Pilates ist heute fester Bestandteil der Fitnessbranche und wird weltweit in Fitness- und Gesundheitsanlagen, spezialisierten Studios sowie in therapeutischen Einrichtungen angeboten. Im Jahr 2024 gaben 16 Prozent der Erwachsenen Pilates als beliebteste sportliche Aktivität an (Statista, 2024a).
Die Ursprünge dieser Methode reichen jedoch ins frühe 20. Jahrhundert zurück, als Joseph Pilates seine Trainingsmethode entwickelte, um Kraft, Flexibilität und mentale Konzentration zu fördern. Doch wie entwickelte sich Pilates von seinen Anfängen bis zu seiner heutigen Rolle als globaler Fitnesstrend?
Die Lebensgeschichte von Joseph Pilates
Joseph Pilates wurde 1883 in Deutschland geboren. Schon als Kind litt er unter Asthma, Rachitis und rheumatischem Fieber, was sein Interesse an Gesundheit und Bewegung weckte. Die gesundheitlichen Einschränkungen veranlassten ihn dazu, Methoden zur Stärkung des Körpers zu erforschen.
Er begann früh mit Turnen, Yoga und Kampfsport, um seine eigene Körperkontrolle zu verbessern. Aus seiner Erfahrung in verschiedenen Disziplinen, darunter Gymnastik, Boxen und Tanz, entwickelte Pilates schließlich die Grundprinzipien seiner Methode. Im Ersten Weltkrieg war er in England interniert und begann dort, diese Methode zur Rehabilitation einzusetzen.
Pilates verbessert die Rumpfstabilität, Beweglichkeit und fördert die mentale Balance
Manuela Reusing
Später kehrte er nach Deutschland zurück, wanderte aber in den 1920er-Jahren in die USA aus. In New York eröffnete er mit seiner Frau Clara das erste Pilates-Studio. Besonders in der Tanzszene war das Training zunächst populär, bevor es sich weiter verbreitete (Latey, 2001; Gallagher & Kryzanowska, 1999).
Von seinen Anfängen in den Studios des Entwicklers ist die Methode mittlerweile zu einem weltweiten Trend erwachsen und wird in vielen Settings eingesetzt. Auch lange nach Joseph Pilates spielen bis heute kompetente und qualifizierte Trainerinnen und Trainer eine entscheidende Rolle in der erfolgreichen Umsetzung.
Die Entwicklung der Pilates-Methode
Joseph Pilates kombinierte Elemente aus Yoga, Gymnastik, Boxen und Tanz, um eine ganzheitliche Trainingsmethode zu schaffen. Dabei stehen verschiedene Prinzipien im Fokus, die in Abbildung 1 dargestellt sind (Latey, 2001).
Die Wirkung der Pilates-Methode
Die Pilates-Methode bietet eine Vielzahl von Effekten auf physischer und mentaler Ebene, die sie zu einer wertvollen Trainingsform machen. Physisch trägt Pilates maßgeblich zur Verbesserung der Rumpfstabilität und Muskelkraft bei, indem es gezielt die tiefliegenden Muskeln anspricht und die Körpermitte stärkt.
Gleichzeitig fördert es die Beweglichkeit, da viele Übungen darauf abzielen, Muskeln zu dehnen und die Gelenkbeweglichkeit zu verbessern. Darüber hinaus kann regelmäßiges Pilates-Training die Haltung optimieren, indem Fehlhaltungen korrigiert werden (Li et al., 2024). Zudem kann es auch in der Prävention und Rehabilitation von Verletzungen eingesetzt werden.
Durch bewusste Atmung und konzentrierte Bewegungsausführung hat das systematische Ganzkörpertraining auch eine entspannende und stressreduzierende Wirkung. Das Training fördert die Körperwahrnehmung und Achtsamkeit, indem es den Übenden hilft, sich bewusst mit Bewegungen und der Haltung des eigenen Körpers auseinanderzusetzen.
Dies führt zu einer Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens, da Körper und Geist in Einklang gebracht werden und ein gesteigertes Gefühl der inneren Balance entsteht (Caldwell et al., 2009; Segal et al., 2004).
Pilates in Fitnessstudios und spezialisierten Studios
Pilates erfreut sich zunehmender Beliebtheit, sowohl in traditionellen Fitnessanlagen als auch in spezialisierten Studios. Dies liegt an seiner Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit an verschiedene Zielgruppen.
Fitnessstudios bieten oft Mattenkurse oder Geräte-Pilates auf dem Reformer an, während spezialisierte Studios darüber hinaus auch Personal Trainings durchführen. Dank der positiven gesundheitlichen Auswirkungen auf Körper und Geist lässt sich eine kontinuierlich steigende Nachfrage beobachten.
Diese Entwicklung zeigt sich an der großen Beliebtheit von Pilates-Kursen im Fitnessstudio sowie einem wachsenden Markt an Equipment. Ein weiterer Grund für die Popularität sind die geringen räumlichen und materiellen Voraussetzungen, die speziell bei Übungen auf der Matte vorliegen.
Obwohl Pilates daher auch zu Hause durchgeführt werden kann, stellt gerade die professionelle Anleitung während der Ausführung – im Sinne von Joseph Pilates – ein wesentliches Element der Methode dar. Trainerinnen und Trainer kontrollieren dabei nicht bloß die korrekte Bewegungsausführung, sondern stellen sicher, dass die Übungen nach den Pilates-Prinzipien praktiziert werden.
Besonders die Aspekte der Bewegungskontrolle sowie bewussten Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper können dank gezielter didaktisch-methodischer Maßnahmen in den Fokus der Praxis gerückt werden.
Jahrzehnte, nachdem Joseph Pilates begann, seine Methode zu unterrichten, sind kompetente und erfahrene Trainerinnen und Trainer daher nach wie vor unverzichtbare Elemente seiner Trainingsmethode.
Pilates für verschiedene Zielgruppen
Die vielseitige Trainingsmethode kann individuell auf verschiedene Zielgruppen zugeschnitten werden und so eine interessante Erweiterung des Trainingsangebots darstellen. Athletinnen und Athleten profitieren davon als Ergänzung zu ihrem regulären Training, da es nicht nur die Körperkontrolle verbessert, sondern auch zur Verletzungsprävention beiträgt.
Ältere Personen können durch gezielte Übungen ihre Mobilität steigern und das Sturzrisiko reduzieren, was die Lebensqualität im Alter erheblich verbessert. Für Schwangere bietet Pilates eine sanfte Möglichkeit, den Beckenboden zu stärken und den Körper gezielt auf die Geburt vorzubereiten.
Der hohe gesundheitliche Nutzen – zum Beispiel durch die Reduktion von Rückenschmerzen – macht es auch zu einer vielversprechenden Intervention in der Betrieblichen Gesundheitsförderung: So eignet sich das Training sowohl für Bewegungspausen am Arbeitsplatz als auch für Gruppenkurse im Betriebssport. Besonders Menschen mit überwiegend sitzender Tätigkeit können so Beschwerden vorbeugen, die durch langes Sitzen und einseitige Belastung entstehen.
Pilates-Kurse können als Paragraf-20-Präventionsangebot von Krankenkassen gefördert werden
Manuela Reusing
Trotz der vielseitigen Anwendbarkeit stellen Pilates- und Yoga-Begeisterte in Deutschland oft eine klar definierte Zielgruppe mit spezifischen demografischen und verhaltensbezogenen Merkmalen dar. Laut dem Statista Consumer Insights Report (2024b) sind 36 Prozent dieser Zielgruppe Millennials, wobei die Mehrheit weiblich ist.
Viele Menschen aus dieser Gruppe verfügen über ein überdurchschnittlich hohes Haushaltseinkommen und leben bevorzugt in städtischen Regionen, was auf eine verstärkte Präsenz in urbanen Fitnessstudios und spezialisierten Studios hinweist.
Gezielte Vermarktung
Auch in Bezug auf Medienkonsum und Marketing-Touchpoints heben sich Pilates-Trainierende von der durchschnittlichen Bevölkerung ab. Sie nutzen intensiv soziale Netzwerke, insbesondere Pinterest und Instagram, und nehmen Werbeinhalte dort bewusster wahr.
Darüber hinaus konsumieren sie regelmäßig verschiedene Medientypen, darunter digitale Videos, Online-Nachrichtenportale und Podcasts (Statista, 2024b). Studios mit Know-how im Bereich des digitalen Marketings können somit vor allem über ansprechenden digitalen Content Aufmerksamkeit für das eigene Pilates-Angebot erzeugen und die Zielgruppe direkt ansprechen.
Pilates als Präventionskurs
Pilates ist weiterhin für Anbieter und Kunden interessant, da es im Rahmen der gesetzlichen Präventionsangebote als Präventionskurs von den Krankenkassen gefördert wird. Voraussetzung für die Kostenübernahme durch die Krankenkasse ist, dass die Kurse von Trainerinnen und Trainern geleitet werden, die gemäß den Vorgaben des GKV-Leitfadens über eine grundständige Anbieterqualifikation sowie eine spezifische Zusatzqualifikation im Bereich Pilates verfügen.
Zusätzlich muss das Kurskonzept geprüft und von der Zentralen Prüfstelle Prävention (ZPP) zertifiziert sein, um sicherzustellen, dass die gesundheitlichen Vorteile evidenzbasiert und qualitativ hochwertig vermittelt werden. Dies macht Pilates als Präventionskurs für Fitness- und Gesundheitsanlagen attraktiv, die Prävention und Gesundheitsförderung in ihr Konzept integrieren und so neue Zielgruppen erschließen möchten.
Fazit
Pilates hat sich von einer innovativen Trainingsmethode zur weltweiten Bewegung entwickelt. Die vielseitige Anwendbarkeit macht es zu einem wertvollen Bestandteil in der Angebotsstruktur von Fitness- und Gesundheitsstudios.
Neben den fachlich-inhaltlichen Kompetenzen in der Umsetzung spielt auch Know-how im Marketing und in der Erstellung von digitalem Content eine wichtige Rolle, um die trendbewusste Zielgruppe zu erreichen.
Auszug aus der Literaturliste
Latey, P. (2001). The Pilates method: history and philosophy. Journal of Bodywork and Movement Therapies, 5 (4), 275–282.
Li, F., Dev, R. D. O., Soh, K. G., Wang, C. & Yuan, Y. (2024). Effects of pilates on body posture: A systematic review. Archives of Rehabilitation Research and Clinical Translation, 6 (3), 100345.
Segal, N. A., Hein, J. & Basford, J. R. (2004). The effects of Pilates training on flexibility and body composition: An observational study. Archives of Physical Medicine and Rehabilitation, 85 (12), 1977–1981.
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Diesen Artikel kannst du folgendermaßen zitieren:
Reusing, M. (2025). Wie Pilates die Fitnesswelt erobert. fitness MANAGEMENT international, 4 (180), 122–125.