Markt | Autor/in: Albert Busek |

Bewegung ist Leben, Leben ist Bewegung – ein Kommentar von Albert Busek

Körperliche Inaktivität gilt als das zentrale Gesundheitsproblem des dritten Jahrtausends. Bewegungsmangel ist ein zentraler Risikofaktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf- oder Muskel-Skelett-Erkrankungen. Albert Busek plädiert daher für Sport statt Pillen und erklärt, welche Rolle Gewichtstraining dabei spielen sollte. Ein Kommentar.

In den vergangenen 40 Jahren wurden in Europa und Amerika viele Studien zum Thema 'Prävention und Sport' veröffentlicht. Eine der umfangreichsten und aufsehenerregendsten legte das renommierte British Medical Journal (BMJ) am 1. Oktober 2013 vor.

Fast ein Jahrhundert nach Eugen Sandows Buch 'Leben ist Bewegung' (1919 in London erschienen) wiesen die Wissenschaftler Huseyin Naci von der London School of Economics and Political Science und John Ioannidis von der Stanford University California anhand der Daten von mehr als 300.000 Menschen nach, dass gezielte Bewegung im Frühstadium bestimmter Erkrankungen (Diabetes, Herz-Kreislauf) effektiver vor einer Verschlimmerung schützen kann als gängige Medikamente.

Fazit: Sport ist die bessere Präventionsmaßnahme!

Seit Jahrzehnten beschäftigen sich Forscher in aller Welt mit diesem enorm wichtigen gesundheitspolitischen Thema. Das American College of Sports Medicine legte in einer Veröffentlichung von 1998 anhand einer umfangreichen Untersuchung die Minimalbeanspruchung durch körperlich-sportliche Aktivität mit 800 bis 1.000 kcal pro Woche fest.

1999 bestätigten die deutschen Forscher Dr. Alexander Woll und Dr. Susanne Tittlbach im CESS-Sport and Health Magazine, dass dieser Wert nur von maximal 10 bis 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung erreicht wird. (Lesen Sie auch: WHO empfiehlt Sport)

Bewegungsmangel als zentraler Risikofakto

Beim Kongress des European College of Sport Science im Jahr 2000 wurde explizit darauf hingewiesen: „Die Folgen sind katastrophal für die Lebensqualität, für die Volksgesundheit sowie für die Ökonomie. Bewegungsmangel ist ein zentraler Risikofaktor für die Entstehung insbesondere von Herz-Kreislauf- sowie von Muskel-Skelett-Erkrankungen. Körperliche Inaktivität mit ihren Auswirkungen wurde demzufolge bereits als das zentrale Gesundheitsproblem des dritten Jahrtausends bezeichnet.“

Kontrollierte klinische Studien

Prof. Dr. Dr. Michael Leitzmann vom Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin an der Universität Regensburg bewertet die Studie wie folgt: „Die herausragende Stärke dieser groß angelegten Netzwerk-Metaanalyse von Huseyin Naci und John Ioannidis ist, dass sie erstmals alle weltweit verfügbaren Daten aus kontrollierten klinischen Studien zusammengeführt und bezüglich des Sterberisikos den Effekt körperlicher Aktivität mit dem Effekt von medikamentöser Therapie verglichen hat“.

Auf den ersten Blick mag es provokant erscheinen, aber auf den Punkt gebracht kann man sagen: Sport statt Pillen!

Viele Forscher bemängeln seit Jahren, dass das Präventionspotenzial des Sports viel zu wenig ausgenutzt wird. Ich propagierte in verschiedenen Fachzeitschriften schon vor Jahrzehnten die inzwischen wissenschaftlich untermauerte These, dass regelmäßiges und gezieltes Training in vielfältiger Weise einen positiven Einfluss auf das Leben hat.

Inzwischen ist belegt, dass Bewegung bei manchen Krankheiten genauso gut wie oder sogar besser als gängige Medikamente schützen kann. Vor noch nicht allzu langer Zeit wurde Fitness von Fachleuten mit dem Fehlen von Krankheiten gleichgesetzt.

Nur Laufen ist Fitnesstraining – von wegen!

Dass dies nicht zutrifft, wusste ich schon vor 50 Jahren. Lange Zeit wurde partielles Gewichttraining als uneffektiv oder sogar gefährlich abgelehnt und Laufen als das einzig wirksame Fitnesstraining propagiert. Aber sogar der 'Father of Aerobics' Dr. Kenneth H. Cooper erkannte schließlich, dass Gewichttraining für die umfassende Fitness zwingend notwendig ist.

Die umfassende Fitness steht auf drei Säulen: Kraft, Ausdauer und Flexibilität. Wie die umfassende Fitness hat sich heute auch die ausgewogene und zielführende Ernährung durchgesetzt.

Dr. Cooper und die 'Aerobic-Welle'

Alle diese Themen erörterte ich anhand von damals vorliegenden Studien bereits 1987 mit dem legendären Dr. Kenneth H. Cooper in seinem Institut in Dallas/Texas. Ich wollte als überzeugter Vertreter des partiellen Muskeltrainings eine Diskussion mit dem Mann führen, der aerobes Training als DAS präventive Training schlechthin erachtete und großen Anteil an der vor 40 Jahren beginnenden weltweiten 'Aerobic-Welle' hatte.

Zu meiner großen Überraschung hatte Dr. Cooper seine ursprünglich kritische Haltung gegenüber gezieltem Muskeltraining gleich zu Beginn unseres Gesprächs aufgegeben. Laufen und jegliche aerobe Trainingsformen dominierten für ihn zwar immer noch, aber er gab unumwunden zu, dass er die gesundheitsfördernden Aspekte des reinen Muskeltrainings als Teil einer ganzheitlichen Prävention unterschätzt hatte.

Körperliche Aktivität hat keine Nebenwirkungen

Im weiteren Verlauf unseres sehr einvernehmlichen Gesprächs ging es um die Gewichtung und Gliederung der Trainingsmodule innerhalb eines ganzheitlichen Präventivkonzepts. Auch da kamen wir schnell zu einem Konsens. Körperliche Aktivität hat nach derzeitigem Kenntnisstand keinerlei kritische Nebenwirkungen.

Ganz im Gegenteil – es stärkt das Immunsystem. Sein Wert bei der Prävention von Krankheiten wird dennoch bei Weitem nicht ausgeschöpft. Viele Ärzte bemängeln, dass es immer noch an gesicherten Daten bezüglich der genauen Art, Frequenz und Intensität präventiv wirkender körperlicher Bewegung fehle.

Als möglicher Beginner brauchen Sie darauf aber nicht zu warten. Legen Sie sofort los und bereichern Sie Ihr Leben mit Sport und Bewegung.

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fMi 03/2020