Management | Autor/in: Prof. Dr. Oliver Schumann |

Mit Wille und Willenskraft zu mehr Erfolg

Was passiert, wenn die Motivation und/oder der richtige Motivator fehlen? Und was kann man tun, wenn Hindernisse dem Erreichen der Ziele im Weg stehen? In solchen Situationen braucht es mehr als nur Motivation – nämlich Wille. So instrumentalisieren Sie diesen 'Hidden Champion' und meistern nicht nur Extremsituationen, sondern auch Alltagsherausforderungen erfolgreich. Plus: Jede Menge Praxistipps für mehr Willens- und Umsetzungsstärke.

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Ein altbekanntes Managementsprichwort besagt: „Nicht die Starken kommen durch, sondern die, die durchkommen, sind stark.“ Dieses Sprichwort bewahrheitet sich recht häufig, denn das Thema Wille knüpft an den menschlichen Ritus 2.0 an. Es geht dabei darum, konkrete Ziele zu formulieren, Vorsätze zu definieren und diese dann auch tatsächlich umzusetzen. Wille zeichnet sich besonders durch einen zentralen Aspekt aus: Durch ihn fokussieren wir die Umsetzung von Zielen. Sein 'Wesen' ist jedoch facettenreich.

Motivation vs. Wille – die Unterschiede

So facettenreich sich der Wille zeigt, so klar stellen sich die Abgrenzungsmöglichkeiten zur Motivation dar: Motivation kann als Handlungstendenz bezeichnet werden, die das Streben nach Zielen, Werten oder Veränderungen ausdrückt. Entsprechend kann der Motivation die Metapher 'Motor' zugeschrieben werden.

Der leistungsstärkste Motor allein nützt nichts, wenn der richtige Treibstoff fehlt. Folgende beispielhafte Probleme oder Fragen ergeben sich dadurch und deren Lösung wird – im Rahmen der Motivationsforschung – meist nicht gefunden:

  • Wer motiviert?
  • Was ist, wenn der Motivator fehlt?
  • Was ist, wenn sie 'überdosiert' ist und verpufft?
  • Was ist, wenn was dazwischenkommt?

Genau an diese Fragestellungen wird durch den Willen nicht nur angeknüpft, sondern es werden auch zielführende Lösungsansätze geboten, denn der Wille gilt in der Theorie als Weiterentwicklungsstufe der Motivation.

Wenn also die Motivation – bildhaft ausgedrückt – der Motor ist, dann ist der Wille der benötigte Treibstoff. Der Wille stellt die Umsetzungskompetenz dar und macht – im Volksmund – aus Worten Taten.

Das Zusammenspiel von Motivation und Wille

Motivation bedeutet demnach das Jasagen und reflektiert fast ausschließlich auf das, was ich brauche, damit ich mich beispielsweise mental und körperlich gut fühle. Schlichtweg: Es aktiviert. Aber wie lange? Der Wille hingegen umfasst auch das Neinsagen.

Er gilt als die Fähigkeit, nicht nur gute Vorsätze zu realisieren, sondern (auch) bewusst mit der Umsetzung aufzuhören, obwohl es sich gut anfühlt. Allgemein kann man seine Funktion als das aktive Praktizieren bezeichnen.

Motivation verbunden mit Emotionen und Kurzfristigkeit

Während Motivation meist mit Emotionen und einer Kurzfristigkeit in Verbindung gebracht wird, zeichnet sich der Wille durch die kognitive Verstandsarbeit und seine Langfristigkeit aus.

Die entscheidenden Mehrwerte, die der Wille im Vergleich zur Motivation liefert, sind das Erkennen von und der Umgang mit Barrieren sowie die Strategien mit dem Nichtwollen. Beide werden in ihrem Zusammenspiel zu einem Zwillingspaar, das im Verlauf einer Umsetzung zusammen interagiert.

Der Wille kann Berge versetzen

Bei Wille und Willenskraft stechen insbesondere der Überlebenswille, der Siegeswille, der Durchhaltewille oder der unbedingte Wille bei den vorgestellten Facetten hervor – gerade wenn es um Sport geht: Bergklettern, Ultraläufe oder Triathlon bieten hierfür die entsprechenden Beispiele.

Auch wenn es um den unternehmerischen Erfolg geht, sind diese Facetten für die tägliche Führungsarbeit unabdingbar, wenn man vorankommen will.     

Mit der Willenskraft werden buchstäblich Berge versetzt: Motive und Ziele werden kompromisslos in ihrer Erreichung und Befriedigung verfolgt – gerade und insbesondere gegen alle Widerstände: von „Dein Wille geschehe…“ aus der Bibel über „Wo ein Wille, da ein Weg…“, den man in seiner reinsten Form oftmals – mit dem Fuß aufstampfend – bei Kindern findet, bis zur Eheschließung und dem freiwilligen „Ja, ich will!“.

Wille dient aber nicht nur dazu, die unteren Grundbedürfnisse der Maslowschen Bedürfnispyramide zu sichern (überleben wollen) und die obersten Bedürfnisse zu realisieren (Selbstverwirklichung). Er dient vielmehr dazu, den Alltag zu gestalten und mit Achtsamkeit die Stufen dazwischen bewusst zu (er-)leben bzw. zu meistern.

Widerstände erfolgreich meistern

Egal ob Alltagsbarrieren, Hindernisse, Enttäuschungen, Fehl- oder Rückschläge – auf diese Widerstände und Barrieren gilt es, sich einzustellen. Umso wichtiger ist deshalb ein Konzept, das es einem selbst und seinem beruflichen Umfeld ermöglicht, Probleme zeiteffizient, einfach und schnell zu lösen und diese Alltagsherausforderungen zu meistern. Damit dieses Konzept mehr Umsetzungsstärke entwickeln und fördern kann, sollte man Folgendes beachten, um in der Praxis nicht vom 'Wissensriesen' zum 'Umsetzungszwerg' zu schrumpfen:

1. Überwindung von u. a. Gewohnheiten, die uns daran hindern, das zu tun, was in einer Situation notwendig ist.

2. Willenskraft steuert gezielt Gedanken, Gefühle, Motive und Handlungen, die unsere mentale Energie auf ein bestimmtes Ziel fokussieren.

3. Willenskraft hilft dabei, Verlockungen und Ablenkungen zu überwinden, die uns von unseren Vorhaben abbringen.

Wille wurde lange Zeit mit einem Muskel verglichen, der gezielt trainiert werden kann. Aktuelle Theorien vergleichen den Willen häufig mit einer Batterie – warum ist einleuchtend. Der Wille kann sich nämlich wie die Batterie entladen – entweder durch Extremsituationen (Krisen etc.) oder durch klassischen Verbrauch und 'Energieräuber' im Alltag.


1. Sich verzetteln, viele Dinge anfangen
2. Es allen recht machen wollen
3. Nicht wissen, was man will
4. Über Belastungen grübeln (statt sie zu lösen)
5. Sich als Opfer fühlen, Andere anklagen
6. Sich ständig mit Anderen vergleichen
7. Auf Lob und Anerkennung warten
8. Vorwiegend kurzfristig (reaktiv) denken
9. Freundschaften vernachlässigen
10. Sich für andere nicht interessieren


Diese zehn Punkte sind eine exemplarische Auswahl von Faktoren, die die Leistungsfähigkeit der 'Willensbatterie' erheblich schmälern. Daher der Tipp: Entwickeln Sie auf Basis dieser Einflussfaktoren eine Checkliste (bspw. mit einer 7er-Skala, die die Übereinstimmung mit diesen Aussagen abbildet).

Damit haben Sie jederzeit ein wichtiges Diagnoseinstrument für den 'Batteriezustand' Ihrer Willenskraft an der Hand. Diese Checkliste können Sie zur Zielerreichung für sich selbst, für die Weiterentwicklung und Motivation Ihrer Mitarbeiter sowie für die Kundenbetreuung flexibel einsetzen.

Willensarbeit als Herausforderung

Die Herausforderung in der heutigen Zeit ist, dass die Anzahl der Reize in den 2020ern um ein Vielfaches höher liegt als zu Zeiten, in denen das menschliche Gehirn sein 'Handwerkszeug' zur Selbstkontrolle entwickelt hat: Verlockende Angebote überall, Food to go und Werbebanner im Internet sind omnipräsent und das Handy in der Hosentasche vibriert permanent mit der Aussicht auf verlockende, brandaktuelle Nachrichten. Die folgende Spirale (vgl. Abb. 1) zeigt, was passiert, wenn der 'Muskel' Wille müde wird und sich die Batterie entleert:

Wenn die Batterie entladen ist, kommt der kritische Moment, an dem wir (zu uns und anderen) sagen: „Ach, mach doch, was du willst“. Diese Selbsterschöpfung gefährdet nicht nur unsere guten Vorsätze (und damit unsere Ziele), sondern durch sie 'versiegt' auch die Energiequelle, aus der heraus wir schwierige Entscheidungen treffen.

Qualität der Entscheidungen abends schlechter

Bei erschöpfter Willenskraft kommt es zur Entscheidungsmüdigkeit. Soll heißen: Je mehr Entscheidungen wir treffen, umso mehr sinkt im Laufe des Tages deren Qualität.

Das gesunde Ziel bei der Willensarbeit ist deshalb eine vernünftige Selbstführung: Hierbei dient der feste Wille als Grundhaltung im Alltag, während die Willenskraft den Treibstoff für die Umsetzungskraft liefert. Folgende drei beispielhafte Verhaltensweisen helfen dabei, die 'Batterie' in ihrer Ladekapazität zu steigern:

Aufmerksamkeitssteuerung und Fokussierung

Konsequente Fokussierung auf klare Ziele, die aus authentischen Werten hergeleitet werden. Das gibt die Kraft, zahlreiche Schwierigkeiten und Hindernisse zu überwinden.

Zielbezogene Selbstdisziplin

Plötzliche Impulse, Ablenkungen oder Verlockungen wirksam kontrollieren, indem man den tieferen (Un-)Sinn in dem erkennt, was man tut/nicht tut.

Vorausschauende Planung und Problemlösung

Proaktives und vorausschauendes Handeln und das sofortige Erledigen von unangenehmen und schwierigen Problemen, statt sie 'auszusitzen'. Unter Planung wird in erster Linie nicht die Voraussage der Zukunft, sondern die Vorbereitung auf eine ungewisse Zukunft verstanden.

Resümee und Ausblick

Willenskraft ist eine wichtige Ressource in unserem Alltag: Sie liefert die nötige Energie für die täglichen Herausforderungen und verbraucht sich dabei zusehends.

Wer Techniken beherrscht, die 'Batterie' Wille wieder aufzuladen und das Wechselspiel zwischen Wille und Flow erfolgreich (er-)lebt, der schafft es, die Qualität der begrenzt zur Verfügung stehenden Willenskraft auch effektiv und zielführend einzusetzen – für das, was man will und für das, was man nicht will.

Und das kommt dem eigenen Führungsverhalten, dem Unternehmen, den Mitarbeitern sowie den Kunden zugute, schließlich erreicht man damit die gesteckten Ziele deutlich besser.

Über den Autor

Prof. Dr. Oliver Schumann ist für die BSA-Akademie und die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) als Dozent, Tutor und Autor tätig.
Die Schwerpunkte seiner Professur liegen in den Bereichen Strategisches Management, Neurokommunikation und Sportökonomie.

Auszug aus der Literaturliste

Callahan, R. (2018). Disziplin: Durch Selbstdisziplin deine Gewohnheiten ändern, deine Willenskraft stärken und deine Motivation steigern! 9 Schritte Erfolgsformel. Independently published.
Englert, C. & Bertrams, A. (2019). Volition im Sport. In: J. Schüler, M. Wegner, H. Plessner (Hrsg). Sportpsychologie: Grundlagen und Anwendung. Berlin Heidelberg: Springer.
Koenig, D. (2008). Sportpsychologie: Der Wille zum Sieg. Bonn: VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft.
Meyer, S. (2020). Der Einfluss der Motive von Top Executives auf Karriereerfolg und Unternehmenserfolg. Wiesbaden: Springer Gabler.
Senftleben, R. (2019). Entdecke deine Willenskraft: Wie du endlich erreichst, was du dir vorgenommen hast. München: Gräfe und Unzer (GU).

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

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