Mehr und mehr Menschen weltweit haben mit Übergewicht und Adipositas zu kämpfen (Nimptsch & Pischon, 2022). Zahlen des Robert Koch-Instituts zeigen, dass in Deutschland 46,6 Prozent der Frauen und 60,5 Prozent der Männer im Alter von 18 bis 65 Jahren übergewichtig oder adipös sind. Die Adipositasprävalenz bei Erwachsenen liegt bei 19 Prozent (Schienkiewitz, Kuhnert, Blume & Mensink, 2022, S. 23).
Laut einer aktuellen Umfrage sind 60 Prozent der Deutschen mit ihrem Körpergewicht unzufrieden und wollen abnehmen (Zava, 2024). Häufig setzen Betroffene dabei rein auf Diäten, die jedoch meist nur kurzfristige Abnehmerfolge versprechen und allein nur selten zu einer langfristigen Gewichtsstabilisierung führen.
Studienergebnisse zeigen, dass das langfristige Halten des Gewichts nach einer erfolgreichen Gewichtsabnahme der schwierigste Part im Rahmen der Körpergewichtsregulierung ist (Mehta et al., 2014; Schneider & Holzwarth, 2022).
Gewichtsstabilisierung: Was sind effektive Lösungsstrategien?
Die Mehrzahl der Personen, die Gewicht verloren haben, nehmen innerhalb eines Jahres bereits 30 bis 50 Prozent des reduzierten Gewichtes wieder zu oder überschreiten sogar ihr Ausgangsgewicht (DAG et al., 2014, S. 75).
Ständiges Ab- und Zunehmen kann sich negativ auf die Motivation auswirken und bei zu großen Schwankungen auch zu unerwünschten gesundheitlichen Begleiterscheinungen führen (DAG et al., 2014; Hue et al., 2006).
Um diese Negativspirale zu vermeiden und Übergewichtige bei der Reduktion und nachfolgenden Erhaltung des Gewichtes optimal zu unterstützen, braucht es effektive Lösungsstrategien. Wie diese konkret aussehen können, untersuchte eine Master-Thesis der DHfPG auf Basis des aktuellen Forschungsstandes.
Methodik
Ziel der Untersuchung war, anhand einer Literaturrecherche herauszufinden, welche Maßnahmen getroffen werden können, um eine langfristige Gewichtsstabilisierung zu erreichen. Die Literaturrecherche wurde mit den Datenbanken PubMed und Google Scholar durchgeführt.
Die gefundenen Primärstudien wurden in einem mehrstufigen Selektionsprozess mit den vorher definierten Ein- und Ausschlusskriterien abgeglichen und zusätzlich wurde die methodische Qualität der betrachteten Untersuchungen beurteilt, um deren Eignung zur Beantwortung der Forschungsfrage festzustellen. Nach ausgiebiger Recherche und Prüfung der gefundenen Quellen wurden 15 inhaltlich sowie methodisch geeignete Studien zur Beantwortung der Forschungsfrage ermittelt. Die Studieninhalte und -ergebnisse wurden anschließend hinsichtlich der untersuchten Forschungsfrage analysiert und diskutiert.
Ergebnisse
Die Reviewergebnisse zeigen, dass neben der Genetik und den individuellen Lebens- und Umweltfaktoren vor allem das Ausmaß der körperlichen Aktivität und das individuelle Ernährungsverhalten einen Einfluss auf die langfristige Gewichtsstabilisierung haben (Abb. 1).
In Bezug auf die Ernährung gibt es konkrete Hinweise darauf, dass verschiedene Fastenarten eine sinnvolle Alternative zur traditionellen Energierestriktion darstellen können. Ein Energiedefizit kann mit verschiedenen Makronährstoffverhältnissen erreicht werden: dazu zählen eine Fettreduktion, die Kohlenhydratreduktion oder die gleichzeitige Fett- und Kohlenhydratreduktion. Eine pflanzliche Ernährungsweise und der Verzehr bestimmter pflanzlicher Lebensmittel (z. B. Nüsse, Obst und Gemüse) können für die Gewichtskontrolle hilfreich sein und gleichzeitig auch die kardiometabolische Gesundheit verbessern.
Gesunde Essgewohnheiten und tägliche Routinen sind für eine langfristige Gewichtsstabilisierung ebenso wichtig wie ausreichend Alltagsbewegung und gezieltes Training. Klare Strukturen, feste Ess- und Trainingsgewohnheiten sowie ein positiver Umgang mit dem eigenen Körper bilden die Basis für eine nachhaltige Verhaltensänderung und können dazu beitragen, größere Gewichtsschwankungen zu vermeiden und das Wunschgewicht möglichst lange zu halten.
Die Ergebnisse der Literaturrecherche zeigen aber auch, dass hier noch weiterer Forschungsbedarf besteht und die Auswahl geeigneter präventiver Maßnahmen zur langfristigen Gewichtsstabilisierung immer individuell betrachtet werden sollte.
Lesetipp: Eine Studie der DHfPG hat die Effektivität von verschiedenen Maßnahmen zur Gewichtsreduktion im Fitnessstudio untersucht. Mehr zu den Studienergebnissen lesen Sie im Fachartikel 'Effektiv abnehmen: Reicht Training allein aus?' von Prof. Dr. Markus Wanjek.
Fazit
Um eine langfristige Stabilisierung eines gesunden Körpergewichts zu ermöglichen, gilt es, die aufgezeigten Einflussfaktoren zu berücksichtigen, darauf aufbauend individuelle Empfehlungen auszusprechen und ganzheitliche Lösungsansätze zu verfolgen. Qualifizierte Ernährungsfachkräfte sind in der Lage, Betroffene auf Basis ihrer persönlichen Lebensumstände, Voraussetzungen und Bedürfnisse gezielt zu beraten und Angebote aus den Bereichen Ernährung, Training und Coaching im Rahmen einer interdisziplinären Trainingsbetreuung sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Fitnessstudios können mit realistischen, langfristigen Zielvorgaben, einer engmaschigen Betreuung, praxisnahen Hilfestellungen und dem richtigen Coaching ihre Mitglieder auf dem Weg zum Wunschgewicht begleiten und langfristig zu einem aktiven, gesunden Lebensstil motivieren.
Über die Autorin
Name: Anica Katharina Hermann
Alter: 27 Jahre
Abschluss: M. A. Prävention und Gesundheitsmanagement
Aktuelle Tätigkeit: Health Integration Advisor/ BEM-Fallbetreuung bei Amazon
Diesen Artikel kannst du folgendermaßen zitieren:
Hermann, A. H. (2024). Langfristige Gewichtsstabilisierung. fitness MANAGEMENT international, 6 (176), 136-137.