Fitness- und Gesundheitseinrichtungen haben die attraktive Möglichkeit, Sportlerinnen und Sportler sowohl im Individual- als auch im Mannschaftssport temporär an ihre Einrichtung zu binden. Diese Zielgruppe hat spezifische Bedürfnisse und Trainingsanforderungen, die oft von den saisonalen Aspekten ihrer Sportarten beeinflusst werden.
Durch gezielte, saisonspezifische Angebote können Fitness- und Gesundheitseinrichtungen die Attraktivität ihrer Dienstleistungen für diese Zielgruppe erhöhen und zur Leistungssteigerung, zum Leistungserhalt sowie zur Regeneration der Sportler beitragen.
Perioden des (Wettkampf-)Sports
Aus planerischer Sicht wird das Training üblicherweise in unterschiedliche Zyklen unterteilt:
Makrozyklus: langfristige Trainingsplanung, in der Regel für den Zeitraum eines ganzen Jahres oder einer ganzen Saison
- Mesozyklus: mittelfristige Planung von sechs bis zwölf Wochen
- Mikrozyklus: kurzfristige Planung innerhalb einer Woche
- Myozyklus: eine einzige Trainingseinheit oder inhaltlich zusammenhängende Trainingseinheiten
Im Wettkampfsport inkludiert ein Makrozyklus über eine Wettkampfsaison unterschiedliche, aufeinander aufbauende Trainingsperioden, die in Abbildung 1 dargestellt sind.
In den einzelnen Perioden können hier differenzierte Fokusse gesetzt werden, bei denen Fitness- und Gesundheitseinrichtungen eine essenzielle Rolle spielen – sowohl aufgrund von infrastrukturellen Aspekten wie Verfügbarkeit umfangreicher Trainings- und Regenerationsmöglichkeiten als auch aufgrund von geschultem Personal in der Trainingsbetreuung und -konzipierung sowie der Ernährungsberatung und Aspekten des mentalen Trainings.
Wichtig ist, dass diese Perioden in unterschiedlichen Sportarten auch in unterschiedlichen Jahreszeiten zu verorten sind und die im Folgenden dargestellten saisonalen Aspekte demnach sportartspezifisch betrachtet werden müssen.
Vorbereitungsperiode
Winter sowie Frühling sind für viele Sportarten Zeiten des Leistungsaufbaus und der Vorbereitung auf die bevorstehende Wettkampfsaison. Diese Perioden verfolgen das Ziel, grundlegende konditionelle sowie motorisch-koordinative Voraussetzungen für hohe sportliche Leistungen in der nachfolgenden Zeitspanne zu schaffen.
Fitness- und Gesundheitseinrichtungen können durch spezifische Aufbauprogramme und Ergänzungstrainings diese Phase optimal unterstützen. Dies kann durch ein gezieltes Training für Mannschaftssportler zur Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit stattfinden, das z. B. im Gruppentrainingsformat für eine Mannschaft als Indoortraining angeboten wird.
Intensives Intervalltraining kann die Sportler hier ebenfalls unterstützen, ihre aerobe und anaerobe Leistungsfähigkeit zu optimieren und sich auf die Anforderungen der bevorstehenden Saison vorzubereiten. Spezifische Leistungsdiagnostiken in Form von Ausdauertests auf dem Laufband oder Fahrradergometer können diese Entwicklung zusätzlich dokumentieren und den Trainingserfolg in der Einrichtung für die Sportlerinnen und Sportler messbar machen.
Auch Krafttrainingseinheiten, die speziell auf die Anforderungen der jeweiligen Sportart abgestimmt sind – beispielsweise zur Verbesserung der Maximal- und Schnellkraft als Grundlage für Sprint- und Sprungleistungen, können die Grundlagen für eine erfolgreiche Saison legen und von den Einrichtungen und dementsprechend geschulten Trainerinnen und Trainern übernommen werden (Mujika, Halson, Burke, Balagué & Farrow, 2018; Stone et al., 2021).
Wettkampfperiode und Saisonhöhepunkt
Der Sommer ist für viele Sportlerinnen und Sportler die Hauptwettkampfzeit. Hier stehen nun begleitend zur Saison nicht mehr vorbereitende und leistungssteigernde Aspekte im Vordergrund, vielmehr können Fitness- und Gesundheitseinrichtungen beim Leistungserhalt sowie der Regeneration eine maßgebliche Rolle spielen, um die Leistung zu stabilisieren und Verletzungen vorzubeugen.
Ein intensives, mehrmals in der Woche stattfindendes Krafttraining ist in Sportarten wie Fußball oder Radsport saisonbegleitend oftmals schwierig umzusetzen.
Hier könnten beispielsweise Einrichtungen mit einem Angebot von Ganzkörper-Elektromyostimulation eine wichtige Rolle spielen, da das zeiteffiziente Training eine unwillkürliche Kontraktion der Muskulatur und dadurch einen intensiven Trainingsreiz setzen kann, was im besten Fall zum Erhalt von Muskelmasse und Kraftleistung bei gleichzeitig sehr geringem Zeitaufwand beiträgt und dementsprechend auch einen Beitrag zur Verletzungsprophylaxe leistet (Berger, Ludwig, Becker, Kemmler & Fröhlich, 2020; Ludwig et al., 2020).
Die Bereitstellung von Regenerationsangeboten, z. B. Yoga, Massagen und spezielle Erholungsprogramme zur Förderung der Erholung nach Wettkämpfen, wie etwa der Einsatz von Kälte- oder Kompressionstherapie, können die Leistungsfähigkeit erhalten und Verletzungen vorbeugen (Barnett, 2006).
Solche Dienstleistungen helfen, die Athletinnen und Athleten in ihrer besten Form zu halten, und bieten den Einrichtungen die Möglichkeit, ihre Expertise im Bereich der Sportlerbetreuung zu vertiefen. Ebenso sind spezifische Ernährungsberatungen hierbei eine Dienstleistung, die angeboten werden kann, um eine optimale Regeneration sowie einen Leistungsaufbau und -erhalt positiv zu bedingen.
Übergangsperiode
Die Phase des zeitweiligen Verlustes der sportlichen Leistung dient der aktiven Erholung mit einem vorübergehend in Kauf genommenen Leistungsrückgang. Im Leistungssport dauert diese Phase in der Regel zwei bis vier Wochen und schließt sich zumeist unmittelbar an die Wettkampfperiode an.
Diese Periode stellt den Übergang zwischen Wettkampfperiode und erneuter Vorbereitungsperiode dar (Übergangsperiode) und eignet sich ideal für eine aktive Erholungsphase sowie für das anschließende Setzen neuer Trainingsreize. In dieser Phase stehen üblicherweise insbesondere sportartuntypische Bewegungsmuster und Aktivitäten im Vordergrund, weshalb sich hierfür Gruppenkursangebote wie Indoor Cycling, Functional Training oder andere Kursformate in Fitness- und Gesundheitsanlagen sehr gut anbieten.
Maßnahmen zur temporären Bindung
Um Sportlerinnen und Sportler aus Vereinen erfolgreich zu binden, sind neben den saisonspezifischen Angeboten weitere Maßnahmen erforderlich. Ein maßgeschneiderter Ansatz, der die individuellen Bedürfnisse und Ziele der Sportler berücksichtigt, ist hierbei entscheidend.
Grundsätzlich wird im Kontext von Individual- und Teamsportarten insbesondere während der Wettkampfperiode ein integrierter und multifaktorieller Periodisierungsansatz empfohlen, der neben den reinen Trainingsmaßnahmen auch regenerationsfördernde Maßnahmen, Ernährungsberatung und sportpsychologische/mentale Betreuung beinhaltet (Mujika et al., 2018).
Aufgrund der Vielfalt der dazu erforderlichen Kompetenzen, Hilfsmittel und räumlichen Anforderungen bieten Fitness- und Gesundheitsanlagen hierfür die idealen Voraussetzungen, sich als wertvolle Anlaufstelle von Wettkampfsportlern zu etablieren. Entscheidend ist hierbei die Kompetenz der betreuenden Trainerinnen und Trainer, da zur gezielten Unterstützung der angegebenen Zielgruppe Know-how in den Bereichen Athletiktraining, Ernährungsberatung sowie mentales Training nötig ist.
So kann in der Einrichtung eine Zusatzbetreuung geschaffen werden, die womöglich durch den Verein oder in der jeweils ausgeübten Sportart nicht gegeben ist. Enge Kooperationen zwischen Fitness- und Gesundheitsanlagen und Sportvereinen/-verbänden können die Bindung von Sportlerinnen und Sportlern fördern. Durch spezielle Mitgliedschaftsmodelle für diese Zielgruppen können Synergien geschaffen und die Attraktivität der Angebote zur temporären Bindung erhöht werden.
Lesetipp: Im Fachartikel 'Optimale Erholung nach dem Training' von Anna Welker erfahren Sie mehr zum Regenerationsmanagement in Fitness- und Gesundheitsanlagen.
Fazit
Die temporäre Bindung von Sportlerinnen und Sportlern erfordert ein tiefes Verständnis der saisonalen Trainings- und Wettkampfzyklen sowie maßgeschneiderte Angebote, die auf die spezifischen Bedürfnisse dieser Zielgruppe eingehen. Durch saisonspezifische Programme, individuelle Betreuung und enge Kooperationen mit Vereinen und Verbänden können Fitness- und Gesundheitseinrichtungen ihre Attraktivität erhöhen und einen wertvollen Beitrag zur Leistungssteigerung und Regeneration der Sportler leisten.
Die Kombination aus trainings- und ernährungswissenschaftlichen sowie sportpsychologischen Angeboten, einem multidisziplinär aufgestellten Team von Fitness-Professionals und einer exzellenten Infrastruktur ist der Schlüssel zur erfolgreichen Bindung temporärer Mitglieder in Fitness- und Gesundheitsanlagen.
Auszug aus der Literaturliste
Berger, J., Ludwig, O., Becker, S., Kemmler, W. & Fröhlich, M. (2020). Effects of an 8-Week Whole-Body Electromyostimulation Training on Cycling Performance, Back Pain, and Posture of a 17-Year-Old Road Cyclist. International Journal of Athletic Therapy and Training, 26 (2), 96–100.
Mujika, I., Halson, S., Burke, L. M., Balagué, G. & Farrow, D. (2018). An Integrated, Multifactorial Approach to Periodization for Optimal Performance in Individual and Team Sports. International Journal of Sports Physiology and Performance, 13 (5), 538–561.
Stone, M. H., Hornsby, W. G., Haff, G. G., Fry, A. C., Suarez, D. G., Liu, J. et al. (2021). Periodization and Block Periodization in Sports: Emphasis on Strength-Power Training—A Provocative and Challenging Narrative. The Journal of Strength and Conditioning Research, 35 (8), 2351–2371.
Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte literatur@fitnessmanagement.de.
Diesen Artikel können Sie folgendermaßen zitieren:
Berger, J. & Berndt, P. (2024). Gezielte Angebote für Sportlerinnen und Sportler. fitness MANAGEMENT international, 6 (176), 112-114.