Gesundheit | Autor/in: Jens Brehm |

Wie fit ist Ihr Unternehmen?

Immer mehr Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit an. Auch Fitness- und Gesundheitseinrichtungen sollten überprüfen, wie sie in Sachen Gesundheit aufgestellt sind.

Der BGM-Check für Fitness- und Gesundheitseinrichtungen

Immer mehr Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit an. Fitness- und Gesundheitseinrichtungen nehmen hierbei eine Doppelrolle ein. Einerseits unterstützen sie Unternehmen bei der Einführung und Umsetzung von betrieblichen Gesundheitsförderungsmaßnahmen. Andererseits müssen sie auch für ihren eigenen Betrieb mögliche Gesundheitspotenziale erschließen. Dementsprechend sollten auch Fitness- und Gesundheitseinrichtungen überprüfen, wie sie in Sachen Gesundheit aufgestellt sind.

Mit der Einführung betrieblicher Gesundheitsförderungsaktivitäten ist meist eine Vielzahl von Erwartungen verbunden, insbesondere der Erhalt der Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten, eine höhere Produktivität und Qualität der Arbeit sowie die Reduzierung von Fehlzeiten. Dabei lassen sich noch weitaus mehr Potenziale erschließen wie z. B. eine höhere Arbeitszufriedenheit, ein besseres Betriebsklima, Mitarbeiterbindung oder ein besseres Unternehmensimage. Damit dies gelingt, müssen Strukturen und Prozesse so gestaltet werden, dass ein gesundes Arbeiten möglich und „Gesundheit“ als fester Bestandteil in der Unternehmenskultur verankert wird.

Handlungsfelder eines BGM
Zur Förderung der Mitarbeitergesundheit und zum Aufbau einer motivierenden Arbeitskultur ist es wichtig, die zentralen Handlungsfelder eines BGM zu identifizieren und deren Potenziale zu nutzen. Folgende Handlungsfelder sind in diesem Zusammenhang von besonderem Interesse:   
 •    Gesundes Unternehmen   
 •    Gesunde Arbeitsbedingungen   
 •    Gesunde Führung   
 •    Gesundes Verhalten

Handlungsfeld: Gesundes Unternehmen
Gesunde, leistungsfähige und motivierte Mitarbeiter sind entscheidende Faktoren für erfolgreiche Unternehmen. Wenn der Erhalt und die Förderung der Gesundheit jedes Beschäftigten ein zentrales Ziel Ihres Unternehmens ist, schaffen Sie damit die Grundlage für Wettbewerbsfähigkeit und Erfolg. Berücksichtigen Sie daher das Thema Gesundheit bei allen wichtigen Unternehmensentscheidungen und sorgen Sie für eine wertschätzende Präventions- bzw. Unternehmenskultur. Gemeinsame Werte, Überzeugungen und Regeln geben Orientierung und motivieren zum gemeinsamen Handeln. In diesem Zusammenhang lassen sich beispielsweise die Themen Sicherheit und Gesundheit in Leitlinien, Leitbildern, Führungsgrundsätzen oder Unternehmenszielen verankern. Ferner kann auch eine Betriebsvereinbarung zu Sicherheit und Gesundheit ausgehandelt werden.

Zur Umsetzung des Unternehmensziels „Gesundheit“ werden selbstverständlich auch Ressourcen benötigt. Stellen Sie daher die notwendigen finanziellen sowie personellen Ressourcen zur Verfügung und nutzen Sie interne und/oder externe Unterstützungsmöglichkeiten. Hierzu zählen z. B. die Bereitstellung eines Budgets für Gesundheit, ein Zeitbudget für betriebliche Akteure oder die Bestellung eines Betriebsarztes und einer Fachkraft für Arbeitssicherheit. Externe Unterstützungsmöglichkeiten bieten Krankenkassen, Berufsgenossenschaften oder Rentenversicherungsträger.

Handlungsfeld: Gesunde Arbeitsbedingungen
Gemäß Arbeitsschutzgesetz sind Arbeitgeber verpflichtet, die Arbeitsbedingungen in ihrem Unternehmen hinsichtlich arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren zu beurteilen und gegebenenfalls erforderliche Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Das zentrale Instrument, um dieser Verpflichtung nachzukommen, ist die Gefährdungsbeurteilung. Sie ist die Grundlage für sichere und gesunde Arbeitsbedingungen und bildet die Basis für ein erfolgreiches BGM.    

Ferner lebt ein BGM davon, dass die betroffenen Beschäftigten sich ernst genommen fühlen und eine hohe Akzeptanz bei der Umsetzung von Interventionsmaßnahmen erreicht wird. Nutzen Sie daher besonders die spezifischen Arbeitsplatzkenntnisse Ihrer Mitarbeiter und beteiligen Sie diese frühzeitig an der Durchführung der Gefährdungsbeurteilung. Durch Mitarbeiterbefragungen, moderierte Analyseworkshops und/oder gemeinsame Arbeitsplatzbegehungen lassen sich Fragen zu Arbeitsbelastungen, zur Arbeitsumgebung, Arbeitsorganisation, Arbeitszufriedenheit oder auch Beschwerden ansprechen. Dadurch zeigen Sie Ihren Mitarbeitern, dass Sie Wert auf ein gesundes Arbeitsumfeld legen.

Handlungsfeld: Gesunde Führung
Führungskräfte haben Vorbildfunktion. Daher kommt ihnen auch innerhalb eines BGM eine zentrale Rolle zu. Ein gesundheitsorientierter Führungsstil setzt bei Führungskräften das Wissen voraus, dass sich ihr Führungsverhalten auf die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten auswirkt. Um ihrer Verantwortung gerecht zu werden, müssen Führungskräfte aber auch selbst vor permanenter Überforderung geschützt und durch spezielle Gesundheitsangebote unterstützt werden.

Einerseits ist es demzufolge wichtig, adäquate Voraussetzungen zu schaffen, damit die Beschäftigten ihre Arbeitsaufgaben motiviert, produktiv und gesundheitsgerecht erfüllen können. Andererseits ist es von Interesse, wie Führungskräfte ihre eigene Gesundheit und die subjektiv zur Verfügung stehenden Ressourcen beurteilen. Denn nur auf dieser Grundlage können zielführende Unterstützungsmöglichkeiten angeboten werden.

Handlungsfeld: Gesundes Verhalten
Gesunde Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz ermöglichen es, gesund und leistungsfähig zu bleiben. Um einen optimalen Präventionserfolg zu erzielen, sollten die Beschäftigten auch Kompetenzen für ein gesundheitsorientiertes Verhalten erwerben. Da Belastungen in der Freizeit prinzipiell die gleichen Auswirkungen haben, wie Faktoren, die im Zusammenhang mit der Arbeit auftreten, sollten sich mögliche Interventionen sowohl auf einen gesundheitsförderlichen Arbeits- als auch Lebensstil beziehen.

Die Beschäftigten müssen u. a. dazu befähigt werden, relevante Gesundheits- und Sicherheitsanforderungen umzusetzen sowie ihre Gesundheitskompetenz zu stärken. Möglichkeiten zur Förderung der Gesundheitskompetenz sind beispielsweise Unterweisungen, Verhaltensschulungen am Arbeitsplatz oder Gesundheitsinformationen. Um einen gesunden Lebensstil zu fördern, sollten Sie Ihre Beschäftigten durch Angebote wie z. B. Informationen/Workshops zu den Themen Bewegung, Ernährung und Stressmanagement, interne oder überbetriebliche Sport-/Bewegungsangebote sowie Kursangebote zur Entspannung unterstützen.

So können Sie vorgehen
Mithilfe der vorliegenden Handlungsfelder können Sie sich einen ersten Überblick verschaffen, inwieweit Sie die Gesundheit Ihrer Beschäftigten erhalten und fördern. Bearbeiten Sie hierzu einfach die vier Handlungsfelder und legen Sie fest, wo Sie Handlungsbedarf sehen. Erstellen Sie im Anschluss einen konkreten Maßnahmenplan für Ihr Unternehmen. Bewerten Sie die aufgenommenen Maßnahmen nach ihrer Dringlichkeit und bestimmen Sie, wer für die Umsetzung verantwortlich ist.

Praxis-Tipp
Wenn Sie die Potenziale für ein gesundes Unternehmen voll ausschöpfen wollen, können Sie mithilfe des INQA-Check „Gesundheit“ von der „Offensive Mittelstand – Gut für Deutschland“ eine vertiefende Selbstbewertung vornehmen. Dieser Check ermöglicht es insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen, die Potenziale ihrer Gesundheitsförderung und ihres Gesundheitsmanagements zu überprüfen.

www.dhfpg-bsa.de

Jens Brehm
Gesundheitswissenschaftler Jens Brehm fungiert an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement und der BSA-Akademie als Autor, Tutor und Dozent. Durch seine mehrjährige Beratertätigkeit verfügt er über umfassende Praxiserfahrung bei der Umsetzung spezifischer betrieblicher Präventionsmaßnahmen.

Auszug aus der Literaturliste

Offensive Mittelstand – Gut für Deutschland (Hrsg.) (2016). INQA-Check „Gesundheit“. Zugriff am 27.10.2017. Verfügbar unter www.inqa-check-gesundheit.de/check-gesundheit/daten/mittelstand/pdf/INQA_Check_Gesundheit.pdf


Hartmann, B., Ellegast, R. P. & Spallek, M. (2013). Arbeitsbezogene Muskel-Skelett-Erkrankungen. Ursachen, Prävention, Ergonomie, Rehabilitation. Heidelberg: Ecomed.

Für eine vollständige Liste kontaktieren Sie bitte: marketing@dhfpg-bsa.de.

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