Best Practice im Betrieblichen Gesundheitsmanagement
Wie können BGM-Angebote in Fitness- und Gesundheitsstudios erfolgreich umgesetzt werden? Welche Maßnahmen sind erforderlich und welche Angebote sind entscheidend? Drei Fitness- und Gesundheitsanbieter, die mit ihren BGM-Angeboten außerordentlich erfolgreich sind, beantworten diese und weitere Fragen.
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) soll durch die nachhaltige Förderung der Gesundheit und der Motivation von Mitarbeitern zum einen gute Arbeitsbedingungen schaffen und zum anderen auf Unternehmensseite die Produktivität sowie die Qualität der Produkte und Dienstleistungen optimieren. Arbeitgeber und Arbeitnehmer profitieren gleichermaßen vom BGM.
Perfekte Partner fürs BGM finden
Professionelle Fitness- und Gesundheitsanbieter sind für Unternehmen perfekte Partner für deren BGM: Räume, Geräte und die trainingswissenschaftliche Expertise können Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. BGM sollte für Studios demnach ein lukrativer und zukunftsweisender Geschäftszweig sein – eigentlich, denn viele Betreiber tun sich noch immer schwer, das richtige Angebot zu finden und es in den Unternehmen zu präsentieren.
Erfolgreich mit BGM-Angeboten
Welche Maßnahmen sind erforderlich und welche Angebote sind entscheidend, damit BGM-Angebote in Fitness- und Gesundheitsstudios erfolgreich umgesetzt werden können?
fitness MANAGEMENT hat dazu drei Fitness- und Gesundheitsanbieter befragt, die mit ihren BGM-Angeboten außerordentlich erfolgreich sind: Tilmann Süß vom POM Gesundheitszentrum in Jena, Klaudia Bilic von FirmenFitness Pfitzenmeier und Michael Maute vom bestform fitness studio in Albstadt.
fM: Welchen Stellenwert hat Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) für das POM Gesundheitszentrum?
Tilmann Süß: BGM ist für uns eine ganz wichtige Umsatzgröße. In 2018 haben wir rund 40 Prozent unseres Umsatzes mit BGM-Maßnahmen erwirtschaftet.
Unser Engagement im Bereich BGM hilft dabei, unser Angebot im Rehasport, in der Prävention und im Bereich Fitness nach außen zu kommunizieren. Wir vermitteln durch unser BGM-Angebot unsere Expertise, die uns deutlich vom Wettbewerb – der in Jena massiv ist – abgrenzt.
Uns kommt dabei zugute, dass BGM für fast alle Firmen in Jena gerade ein Thema ist. Gute Mitarbeiter zu finden ist für Unternehmen in der Region kein Selbstläufer mehr. Sie müssen den Arbeitnehmern etwas bieten. Von der Firma organisierter oder sogar bezahlter Gesundheitssport ist dabei oft ein ausschlaggebendes Argument.
fM: Wie haben Sie den Bereich BGM innerhalb des Studiobetriebes organisiert?
Tilmann Süß: Die entsprechenden Aufgaben haben wir im Team fest vergeben. Die Verantwortung für die Akquise liegt bei den Kollegen. Wir haben nur ein kleines Team, akquirieren aber bei Firmen mit mehreren Standorten sowohl regional als auch überregional.
fM: Welches sind die Schlüsselmaßnahmen, mit denen Sie BGM erfolgreich in Ihrer Anlage etabliert haben?
Tilmann Süß: Wichtig ist vor allem ein flexibles Angebot. Man muss auf die individuellen Anforderungen verschiedener Unternehmen reagieren können und z. B. bereit sein, die eigenen Kurse in den Unternehmen durchzuführen.
Auch die Bereitschaft zu Kooperationen ist wichtig. Wir haben uns mit vermeintlichen Konkurrenten zusammengeschlossen zum Verbund: „Firmenfitness Jena“. Zusammen sind wir stärker, weil wir ein noch breiteres Angebot haben. Bei drei Partnerstudios sind es insgesamt 250 Kurse, die die Mitarbeiter unserer Partnerunternehmen in Anspruch nehmen können. Wir bieten den Mitarbeitern auch Flexibilität, was den jeweiligen Ort ihres Trainings betrifft und können auch ganz spezielle Nischenangebote, wie z. B. Training für Schwangere, präsentieren.
Und last, but not least machen Zahlen den Unterschied. Mit belastbaren Zahlen kann man Benchmarks setzen und einen Nachweis für den Erfolg der BGM-Maßnahmen liefern. Wir haben dafür z. B. die Trainingserfolge von 80 Arbeitnehmern, die in unseren Kursen trainieren, anonym ausgewertet und können signifikante Veränderungen nachweisen. Unternehmer und Entscheider müssen immer rechnen und ich kann belegen, dass die Vorteile von BGM die Kosten überwiegen. Das sind ganz starke Argumente pro BGM.
fM: Durch welche Maßnahmen sichern Sie den nachhaltigen Erfolg Ihres BGM-Programms?
Tilmann Süß: Durch Kommunikation. Man muss immer am Ball bleiben und sowohl mit den Mitarbeitern als auch mit den Verantwortlichen in den Unternehmen reden. Wir müssen immer wissen, was die breite Masse will und wo der Bedarf liegt. Dazu gehört auch eine konstruktive Feedbackkultur, d. h. Kritik immer positiv aufzunehmen.
Unser kreatives Angebot ist ein zweiter Punkt. Wir suchen immer nach neuen Möglichkeiten, die Firmen betreuen zu können.
fM: Was ist Ihr Erfolgsrezept für die Kontaktaufnahme zu Unternehmen?
Tilmann Süß: Die Augen und Ohren offenzuhalten. Wirklich erfolgreich ist man nur im Team. Alle, vom Kursleiter bis zum Geschäftsführer, müssen die entsprechenden Antennen haben und die Möglichkeiten erkennen, unsere Dienstleistung kreativ ins Gespräch zu bringen. Jeder im Team sollte die Gelegenheiten wahrnehmen, wo er selbst oder die Kollegen eventuell einhaken könnten und nach Ansprechpartnern fragen. Dazu braucht es Empathie, Sensibilität und eine gute Kommunikationsstruktur in Team.
fM: Welche Tipps haben Sie für Studioverantwortliche oder Betreiber, die in naher Zukunft in den Bereich BGM investieren wollen?
Tilmann Süß: Investieren Sie in Know-how! Wichtig ist die Bereitschaft, sich weiterzubilden. Man muss wissen, was man umsetzen kann. Es ist auch wichtig, fachlich sattelfest zu sein und den Verantwortlichen in den Unternehmen zu erklären, wie sie die Pauschalen steuerlich geltend machen können oder mit Expertise bei der Abrechnung zu helfen. Wir profitieren in diesem Bereich sehr vom Know-how aus den Lehrgängen bei der BSA und der DHfPG.
fM: Welchen Stellenwert hat Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) für die Unternehmensgruppe Pfitzenmeier?
Klaudia Bilic: Als kompetenter und breit aufgestellter Fitness- und Gesundheitsanbieter in der Region gehört die Betriebliche Gesundheitsförderung für uns zur selbstverständlichen Erweiterung unseres Portfolios. Bereits im Jahr 2009 hat die Unternehmensgruppe Pfitzenmeier mit der „FirmenFitness“ eine eigene Abteilung für die Betriebliche Gesundheitsförderung gegründet. Mittlerweile haben wir hier in der Region über 500 Firmenkunden unterschiedlicher Größe aus verschiedenen Branchen.
fM: Wie haben Sie den Bereich BGF/BGM innerhalb der Unternehmensgruppe organisiert?
Klaudia Bilic: Von unserer Zentrale in Schwetzingen aus bieten wir in unserem gesamten Geschäftsgebiet unsere Beratungsleistungen und Produkte an. Die Abteilung FirmenFitness/Betriebliche Gesundheitsförderung beschäftigt momentan in eigenen Räumlichkeiten acht Mitarbeiter, die teilweise verschiedenen Regionen zugeordnet sind. Diverse Freiberufler unterstützen unser Team in Fachthemen.
fM: Welches sind die Schlüsselmaßnahmen, mit denen Sie BGF/BGM erfolgreich in den Anlagen der Unternehmensgruppe Pfitzenmeier etabliert haben?
Klaudia Bilic: Am Anfang einer solchen Planung sollte man sich zunächst einmal im Klaren sein, welchen Bedarf man abdecken kann und will. Im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements haben wir uns entschieden, nicht nur die Betriebliche Gesundheitsförderung anzubieten, sondern auch die klassische Firmenfitness als ideale Ergänzung mit in unser Portfolio aufzunehmen.
Bei einer Unternehmensgröße wie der unsrigen ist es außerdem sehr wichtig, einen kontinuierlichen internen Informationsfluss zu gewährleisten. Wir nutzen vor allem die Teilnahme an persönlichen Gesprächsrunden, um unser Know-how in alle Studios zu transportieren. Unser Ziel ist es, dass jeder interessierte Mitarbeiter eines Unternehmens in jedem Studio kompetent an uns weitergeleitet wird.
fM: Durch welche Maßnahmen sichern Sie den nachhaltigen Erfolg Ihrer BGF/BGM-Programme?
Klaudia Bilic: Durch unsere langjährige Erfahrung zählen wir mittlerweile sämtliche Branchen in unserer wirtschaftsstarken Region zu unseren Kunden. Die Vielfalt der Unternehmen und deren unterschiedlichen Bedürfnisse ermöglichen es uns, immer wieder individuelle Konzepte zu erarbeiten. Egal in welcher Branche eine Firma tätig ist, wir bieten für jeden Bedarf genau den richtigen Baustein an.
Bei der Erstellung der Konzepte versuchen wir außerdem, sowohl die Beschäftigten – meistens über die Personalverantwortlichen – als auch die Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertreter miteinzubeziehen. Evaluationsmaßnahmen ermöglichen es uns, auch rückblickend den Erfolg der Maßnahmen zu bewerten und ggf. Anpassungen vorzunehmen. Des Weiteren versuchen wir, durch die Einbeziehung der Betriebs-
ärzte und der zuständigen Krankenkasse Synergieeffekte zu nutzen.
Mittlerweile kann man fast sagen, dass mitarbeiterfreundliche Angebote, wie z. B. Betriebliche Gesundheitsförderung, enorme Wettbewerbsvorteile im Kampf um die besten Köpfe sind – und das wissen die meisten Entscheider.
fM: Was ist Ihr Erfolgsrezept für die Kontaktaufnahme zu Unternehmen?
Klaudia Bilic: Durch die großflächige Präsenz unserer Studios und Anlagen in der Region ist der Name Pfitzenmeier als kompetenter Gesundheitsanbieter den meisten ein Begriff. Oft erweist sich das Thema Firmenfitness als Türöffner für weitere Maßnahmen und Beratungen. Auf diese Weise werden wir auch häufig weiterempfohlen.
Darüber hinaus versuchen wir, unser Angebot mit unserer eigenen Homepage und einem eigenen sozialen Netzwerk greifbar zu machen. Mit der Teilnahme an Netzwerktreffen der hiesigen Wirtschaft zeigen wir außerdem persönliche Präsenz.
fM: Welche Tipps haben Sie für Studioverantwortliche oder Betreiber, die in naher Zukunft in den Bereich BGF/- BGM investieren wollen?
Klaudia Bilic: Wie in allen Beratungsbranchen ist es zunächst wichtig, auf die Bedürfnisse der Kunden zu achten und nicht nach dem „Gießkannenprinzip“ Maßnahmen anzubieten.
Aus Sicht des Studioanbieters ist es außerdem wichtig, dass personelle Ressourcen geschaffen werden, die sich professionell und ernsthaft mit dem Thema BGF/BGM beschäftigen. Eine entsprechende Ausbildung ist hier sicher von Vorteil. Außerdem sollte man sich vorher genau überlegen, mit welchem Businessplan man auf den Markt gehen will. Grundsätzlich sollten Betreiber nach authentischen Mitarbeitern Ausschau halten. Ganz nach dem Motto: „Tue, was du liebst, und du hast Erfolg damit.“
fM: Welchen Stellenwert hat Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) für das bestform fitness studio Albstadt?
Michael Maute: Das Betriebliche Gesundheitsmanagement hat in den letzten Jahren für uns zunehmend an Bedeutung gewonnen und ist für unser Unternehmen inzwischen eine wirtschaftlich sehr wichtige Säule.
fM: Wie haben Sie den Bereich BGM innerhalb des Studiobetriebes organisiert?
Michael Maute: BGM ist bei uns „Chefsache“, d. h., diesen Bereich gebe ich nicht aus der Hand.
Ein paar Mitarbeiter haben sich in diesem Bereich ebenfalls fortgebildet und unterstützen mich im operativen Geschäft. Bei den Fortbildungen setze ich hier auf die BSA-Akademie als Bildungspartner.
fM: Welches sind die Schlüsselmaßnahmen, mit denen Sie BGM erfolgreich in Ihrer Anlage etabliert haben?
Michael Maute: So, wie es nicht den perfekten Trainingsplan gibt, gibt es vermutlich auch nicht das perfekte BGM-System, das zu jedem Unternehmen passt und von jedem Unternehmen gewünscht ist.
Hin und wieder wollen die Unternehmen ein individuell abgestimmtes Angebot und dann muss man flexibel sein. Wichtig ist auch, dass man sich mit der Gesetzeslage und der aktuellen Rechtsprechung im Hinblick auf die steuerlichen Aspekte auskennt.
Das Allerwichtigste ist aber, dass man das Unternehmen zunächst durch eine souveräne, kompetente und ehrliche Angebotspräsentation davon überzeugt, dass ein BGM-System und BGF-Maßnahmen notwendig sind und dass man hierfür der regionale Spezialist ist. Wenn dies gelungen ist, kommt der nächste, sehr wichtige Schritt: Bei einer Kick-off-Veranstaltung muss man die Belegschaft davon überzeugen, wie wichtig es ist, etwas für seine Gesundheit zu tun. Bereits hier muss es gelingen, das Vertrauen der Mitarbeiter zu gewinnen.
Ich habe leider öfters feststellen müssen, dass viele unserer Kollegen sehr kompetent und erfahren sind, es ihnen aber nicht gelingt, dies auch zu vermitteln. Es bringt nichts, gut zu sein, wenn es keiner weiß. Eine nicht kommunizierte Leistung ist eben keine Leistung!
Ich habe mich daher im Speaker-Bereich von Hermann Scherer, einem der besten Speaker überhaupt, coachen lassen.
fM: Durch welche Maßnahmen sichern Sie den nachhaltigen Erfolg Ihres BGM-Programms?
Michael Maute: Wichtig ist, dass man Maßnahmen im jeweiligen Unternehmen durchführt, z. B. Moderation von Gesundheitszirkeln, Arbeitsplatzbegehungen und -analysen, Rückencoaching am Arbeitsplatz, Vorträge zu verschiedenen Themen und Gesundheitstage.
Mein Geschäftspartner Thomas Böhler und ich sind nicht nur Inhaber des bestform in Albstadt, sondern betreiben auch noch das Gesundheitszentrum eines in Albstadt ansässigen Konzerns. Mit dem Konzept, das wir mit den BGM-Verantwortlichen des Konzerns entwickelt haben, gelingt es uns, dass teilweise über 80 Prozent der Mitarbeiter/innen einer Abteilung an den Maßnahmen teilnehmen.
fM: Was ist Ihr Erfolgsrezept für die Kontaktaufnahme zu Unternehmen?
Michael Maute: Ehrlich gesagt, musste ich zu Beginn unserer BGM-Tätigkeit ganz schön „Klinken putzen“ und das nicht immer mit Erfolg. Nachdem wir die ersten Unternehmen für uns gewinnen konnten, haben wir zusammen mit den jeweiligen Geschäftsführern einen Zeitungsartikel veröffentlicht. Dies stellte sich als gute Werbung für alle Beteiligten heraus. Heute läuft viel über Empfehlungen. Darüber hinaus schreiben wir regelmäßig Firmen an, wobei die Anschreiben natürlich auch professionell und wertig sein müssen.
Ich bin auch stets bestrebt, unser Netzwerk durch Kooperationen auszubauen.
fM: Welche Tipps haben Sie für Studioverantwortliche oder Betreiber, die in naher Zukunft in den Bereich BGM investieren wollen?
Michael Maute: Zunächst sollte man sich hier auf jeden Fall ein paar wichtige Qualifikationen aneignen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, was sich hinter dem Begriff „BGM“ verbirgt. Dann muss man sich auch darüber im Klaren sein, dass die BGF-Maßnahmen nicht nur in der Anlage stattfinden. Man muss auch bereit sein, in die Unternehmen zu gehen.
Ich finde es auch ganz wichtig, dass sich die Inhaber bzw. die Studioleiter dem Thema widmen und wichtige Termine, wie z. B. die Angebotspräsentation selbst durchführen.
Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 04/2019 Leseprobe & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.
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