Muskeltraining = Völkerverbindung
Beim Muskeltraining, das sich in der modernen Ausrichtung seit über 70 Jahren in allen Kontinenten kontinuierlich verbreitet, spielen weder die Hautfarbe noch die Religion oder kulturelle Eigenarten in der Bewertung der Menschen eine Rolle.
Auch Politik bleibt beim Training komplett außen vor. Es geht nur um die Menschen und den Sport, den sie lieben. In Zeiten vieler Kriege, Konflikte und Unruhen wird man in vielen Studios der Welt von einem freundschaftlichen Gemeinschaftsgefühl erfasst, das jegliche Vorurteile im Umgang mit Menschen eliminiert.
Friedliches Miteinander im Fitnessstudio
Wer regelmäßig in dieses Umfeld eintaucht, weiß, wovon ich spreche – von dem Platz, der heute in allen Regionen der Welt als DER Treffpunkt für Muskelfans gilt: dem Sportstudio, international eher als Fitnessstudio bekannt. Allein in Deutschland gibt es über 9.000 und weltweit Hunderttausende von Fitnessstudios – eine gigantische Erfolgsstory und in allen großen Nationen der Welt ein Milliardengeschäft.
Das wirklich Bedeutende findet allerdings wie selbstverständlich statt: Ob in Shanghai, Kapstadt, New York, auf Neuguinea, im Bayerischen Wald, an der Nordsee oder in Südamerika – in jedem dieser Studios herrscht eine kameradschaftliche Atmosphäre, wie wir sie heute nur noch selten erleben. Hier ist Muskeltraining gleichbedeutend mit Völkerverbindung.
Brüderliche Kameradschaft
Menschen trainieren unter Menschen mit ähnlichen Zielen, egal, ob diese höher oder niedriger gesteckt sind. Ob alt oder jung, liberal oder konservativ, reich oder arm, Genie oder Durchschnittsmensch, Firmenboss oder einfacher Arbeiter – für alle sind 100 Kilogramm beim Bankdrücken eben 100 Kilogramm. Eine einfache Wahrheit, die jeder versteht und die zusammenschweißt.
Weltweit habe ich nirgendwo eine solch brüderliche Kameradschaft wie in den Studios erlebt. Sobald man das Studio betritt, verschwindet die wirtschaftliche Stellung und der persönliche Status mit der Straßenkleidung im Umkleideschrank. Politische und religiöse Überzeugungen werden dem Streben nach Gesundheit und Fitness untergeordnet. Sorgen und Probleme bleiben vor der Tür.
Wer mit den Gewichten „kämpft“, hat kaum Platz für anderes. Wer die 100 Kilogramm drücken will, muss sich ganz darauf konzentrieren – ebenso wie der Mann oder die Frau, die dabei Hilfestellung gibt. Vielleicht sympathisieren sie mit einer anderen politischen Partei oder mit einem anderen Wirtschaftssystem als ihr(e) Helfer(in).
In diesem Augenblick interessiert jedoch nur eines: alle vorgegebenen Wiederholungen zu absolvieren! Und die Hilfestellung wird prompt und gut geleistet. Warum? Außerhalb des Studios können sie sein, was sie wollen. Hier ist der Fokus ganz auf den „Kampf“ mit den Gewichten beziehungsweise das Überwinden eines Widerstandes gerichtet.
Mikrokosmos mit Vorbildcharakter
Das ist der Grund, warum die Studios heute so populär sind. Sie sind der natürliche Treffpunkt für Menschen verschiedener Herkunft. Niemand zwingt sie zu kommen oder miteinander auszukommen. Aber in dieser Atmosphäre erscheint es selbstverständlich. Man muss sich gegenseitig helfen. In Form kommen, Fettpolster abbauen, beweglicher werden oder Muskelmasse entwickeln sind gemeinsame Ziele, die verbinden.
In einer Welt, in der Rassen- und Religionskämpfe sowie politische Kämpfe an der Tagesordnung sind, wirkt eine solche Verbundenheit wie der Wunschtraum von Idealisten. Und doch: Wenn die Welt die Zeichen aus dem Mikrokosmos eines Studios richtig deuten könnte, müsste sie kein Traum bleiben.
In unzähligen Studios habe ich erlebt, dass für die Menschen nur eines zählt: gemeinsam trainieren und sich gegenseitig unterstützen – das ist viel mehr als nur Koexistenz! Selbst Kritik löst sich in nichts auf, wenn man bedenkt, dass Millionen Sportlerinnen und Sportler etwas erreicht haben, was die Menschheit offenbar seit ewigen Zeiten vergeblich versucht.
Etwas, das die Macht hat, alle Barrikaden niederzureißen und in unserer krisengeschüttelten Welt vom Götterfunken der Freude berührt zu werden – alle Menschen werden Brüder.
In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern viel Freude und Erfolg!
Albert Busek
Branchenpionier & Medienmacher
Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 02/2020 & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.
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