Werner Pfitzenmeier im Interview: 'Wir sind sehr nah an den Menschen'

Werner Pfitzenmeier im Interview über aktuelle Herausforderungen und Erfolgsstrategien für kundennahe Dienstleistungen und Studioangebote.
Lesezeit: 3 Minuten
Wachsende Kundenbedürfnisse als Herausforderung – Werner Pfitzenmeier im Interview
Wachsende Kundenbedürfnisse als Herausforderung – Werner Pfitzenmeier im Interview
Kundenbedürfnisse unterliegen ständigen Veränderungen und sind ein wichtiger Gradmesser für Marktentwicklungen und Trends. Nach der disruptiven Corona-Phase ist es wichtig, die aktuellen Bedürfnisse und Erwartungen der Mitglieder zu kennen und sowohl die Trainings- als auch die Serviceangebote in den Studios entsprechend auf den Prüfstand zu stellen. Werner Pfitzenmeier spricht im fM Interview über aktuelle Herausforderungen und Erfolgsstrategien für kundennahe Dienstleistungen und ein innovatives Studioangebot.

Werner Pfitzenmeier begann als kraftsportbegeisterter Jugendlicher bereits 1977 in der Garage seiner Eltern, wo er improvisierte Langhanteln aus Beton herstellte und mit Schrottteilen verschiedenste Fitnessgeräte selbst konstruierte. Das „Start-up“ von damals hat sich heute als eines der renommiertesten Unternehmen der deutschen Fitnessbranche etabliert. Mit aktuell fast 50 Anlagen in der Metropolregion Rhein-Neckar, der Vorderpfalz sowie der Region Bergstraße und 170.000 Mitgliedern ist die Pfitzenmeier Unternehmensgruppe nicht nur regionaler Marktführer, sondern auch bundesweit der Inbegriff für Wellness, Fitness und Gesundheit auf höchstem Niveau.

fM: Wie haben sich aus Ihrer Sicht die generellen Erwartungen von Kunden und Interessenten durch die beiden Corona-Jahre 2020 und 2021 verändert? An welchen Entwicklungen machen Sie diese Veränderungen konkret fest?

Werner Pfitzenmeier: Die Kunden schauten sehr genau darauf, wie während der Pandemie gehandelt wurde. Wurden Vorkehrungen getroffen bei der Wiedereröffnung? Wie war die Kommunikation mit den Mitgliedern während dieser Zeit? War man präsent in allen Medien? Hat man die Digitalisierung vorangetrieben?

Der Kontakt zu den Mitgliedern war der entscheidende Punkt. Festmachen kann man das konkret an den sehr hohen Download- und Nutzungszahlen unserer Mitglieder-App – gerade in Bezug auf Livestreaming-Kurse.

Auf welche Lösungen und Innovationen für Ihre Teams auf der einen und Ihre Studios auf der anderen Seite können Sie nach dieser schwierigen Phase zurückblicken? Welche dieser Lösungen haben Sie fest in Ihr Studioangebot integriert?

Erstens: die sofortige Ausrüstung all unserer Clubs mit Luftreinigern der Medizinproduktklasse 1 – eine Investition von über vier Millionen Euro.

Zweitens: das sofortige Anbieten des gesamten Kursprogramms im Livestream für unsere Kunden zu Hause. Dafür wurde jeder Kursraum innerhalb von zwei Wochen technisch auf den neuesten Stand gebracht. Somit war während der gesamten Schließungszeit der Kontakt zu den Lieblingstrainern gegeben und – darauf sind wir besonders stolz – ohne dafür ein Produkt „von der Stange“ zu bemühen.

Der dritte Punkt ist die Weiterentwicklung der App, die seitdem fast 100 Prozent unserer Mitglieder regelmäßig nutzen.


FOLGEN Sie uns bei LinkedInFacebookInstagram & Twitter
und verpassen Sie keine Fitness-NEWS mehr!


Wie haben die Kunden auf diese neuen Möglichkeiten und zusätzlichen Leistungen reagiert – während des Lockdowns und nach dem Restart?

Die Mitglieder waren von Beginn an begeistert davon, dass wir sofort nach einer Lösung für sie gesucht haben. Die Kurse wurden phänomenal gut besucht, zwar von zu Hause aus, aber – wie bereits gesagt – mit den vertrauten Gesichtern der Trainer!

Auch nach dem Restart ist diese Quote ungemein hoch. Das hat auch was für sich, gerade, wenn man mal unter Zeitdruck steht. Kein Problem: „Dann mach ich den Kurs halt von daheim aus“. Wir erhalten sehr viele positive Rückmeldungen dazu.



Welche dieser neuen Angebote werden aus Ihrer Sicht zukünftig absolute Must-haves für Studios?

Die Livestream-Kurse werden wir beibehalten. Wir merken jetzt schon, dass dies sich als großer Wettbewerbsvorteil darstellt. Die Lüfter tun ihr Übriges. Sie machen sicheres Training möglich und auch die Luftqualität hat sich definitiv deutlich verbessert.

Inwieweit konnten Sie diese neuen Mehrwerte auch gezielt in die Vermarktung und Neukundengewinnung einbinden? Gibt es hier signifikante Unterschiede zwischen verschiedenen Alters- und Zielgruppen?

Wir haben in dieser Zeit sehr viel Aufklärungsarbeit betrieben und nutzen diese zusätzlichen Angebote natürlich auch in der Vermarktung.

Einen Unterschied zwischen den Altersklassen sehen wir bisher nicht. Wir sind uns aber sicher, dass bei der künftigen Kaufentscheidung diese Punkte eine Rolle spielen werden.

Wie beeinflussen die wachsenden Kundenbedürfnisse die Anforderungen an Mitarbeiterqualifikation und Weiterbildung?

Es sind neue Anforderungen entstanden. Das Betreiben der multimedial aufgerüsteten Kursräume erfordert technisches Verständnis. Bei uns heißen diese Mitarbeitenden, die diese neue Technik betreuen, „Operator“. Die entsprechenden Schulungen fließen mit in die Ausbildung unserer Auszubildenden und Bachelor-Studierenden ein.

Darüber hinaus rückt das Thema Gesundheit noch mehr in den Vordergrund. Das erfordert Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bei der Umsetzung interner und externer Schulungsmaßnahmen.

Mit welchen Strategien wollen Sie diesen unterschiedlichen Anforderungen in der Praxis in den kommenden Monaten begegnen?

Momentan haben wir viele Arbeitskreise zu bestimmten Themen der Zukunft. Bunt gemischt, Auszubildende gemeinsam mit Vorgesetzten. Der Austausch mit den Mitgliedern durch Umfragen hilft uns, die Bedürfnisse der Zeit zu erkennen. Wir sind da sehr nah an den Menschen.

Spielen dabei auch flexiblere Mitgliedschafts- und alternative Bezahlmodelle eine Rolle? Was sind die Gründe für diese Entscheidung?

Das wird gerade ausführlich diskutiert. Wie immer gibt es für alles ein Für und Wider. Aktuell haben wir dahingehend noch nichts verändert, zumal uns die Zahlen nach dem Restart sehr hoffnungsvoll stimmen.

Wie wichtig sind aus Ihrer Sicht kontinuierliche Anpassungen und eine hohe Innovationsbereitschaft für die langfristige Mitgliederzufriedenheit?

Das war, ist und bleibt die Grundvoraussetzung, um in einem umkämpften Markt in unserer Region die Nummer eins zu sein und zu bleiben. Seit über 40 Jahren ist das mein Antrieb. Stillstand ist Rückschritt. Das wissen die Menschen, die in unseren Clubs trainieren und entspannen. Und auch die Mitarbeitenden. Nur gemeinsam geht’s!

Les mills

-Anzeige-

Für fitness MANAGEMENT berichten

Mehr von diesen Autoren

Das marea Fitness in Lingen hat das Zertifizierungsverfahren „ZertFit“ der BSA-Zert nach DIN-Norm 33961 erfolgreich absolviert und beantwortet damit zugleich...
An dieser Stelle haben wir Anfragen Ihrer Kollegen, unserer Mitglieder, zum Thema Rechte und Pflichten gegenüber Mitarbeitern gesammelt. Kurz und...
Schulung von UV-Fachpersonal: In der Wahrnehmung vieler Betreiber und auch der Öffentlichkeit ist die Schulung und Zertifizierung von UV-Fachpersonal der...

Das könnte dich auch interessieren

Links die sportliche Frau mit Hanteln. Rechts eine blonde Frau im Business-Outfit, lächelnd und mit verschränkten Armen. In der Mitte ein großes Anführungszeichen trennt beide Bilder.

'Zeig Haltung, Kompetenz und bleib dir treu'

Julia Schröder, Senior Head of Operations Nord, Fitness First, spricht darüber, wie sich Frauen in der Fitnessbranche durchsetzen.
Links die sportliche Frau mit Hanteln. Rechts eine brünette Frau im weißen Blazer, die selbstbewusst in die Kamera blickt. Beide Bilder sind durch ein großes Anführungszeichen getrennt.

Vielfalt stärkt Teams

Mahssa Noori, Managing Director FitX, über Frauen in der Fitnessbranche, Haltung, Visionen und den Mut zu neuen Wegen.
Sportliche Frau im schwarzen Sport-BH hebt zwei Hanteln. Ihr Blick ist fokussiert nach unten gerichtet. Dunkler Hintergrund betont ihre definierte Muskulatur und die Trainingssituation.

Women in Fitness

Gleichberechtigung in der Fitnessbranche: Haben Frauen und Männer die gleichen Chancen? Drei Frauen in Führungspositionen geben Einblicke.
Eine Trainerin unterstützt einen jungen Mann beim Training mit einer Kettlebell – beide lächeln, die Atmosphäre ist hell und freundlich.

Fit nach Verletzung

Wie kann Patientinnen und Patienten der Einstieg in die Aktivität während und nach Rehabilitation und Nachsorge erleichtert werden?
Ein geteiltes Bild: Links, eine Trainerin unterstützt einen jungen Mann beim Training mit einer Kettlebell. Rechts, ein Porträt von Christian Graupner vor neutralem Hintergrund – er trägt ein weißes Hemd und blickt freundlich in die Kamera.

Aktive Therapie

Das Ziel ist es, die Patienten so schnell wie möglich in die Aktivität zu bringen: Christian Graupner über die ganzheitliche Gesundheitsstrategie in seinen Einrichtungen.
Bildmontage mit zwei Porträts von Martin Hüser und Marc Dickmann auf dunklem Hintergrund mit Zitatzeichen; links im Bild ein lächelndes Team im Büro.

Bindung durch Weiterbildung

Durch gezielte Weiterbildung, Führungskräfteentwicklung und Soft Skills im Recruiting stärkt FitX die Mitarbeiterbindung und Qualität in den Studios nachhaltig.