Fitness, Gesundheit | Autor/in: Sabine Kind |

Kognition und Leistung

Sportpsychologen gehen davon aus, dass für ca. 50 bis 80 Prozent unseres Erfolgs der Kopf verantwortlich ist. Fitnessstudios bieten hier optimale Bedingungen, um kognitive Fähigkeiten trainieren, verbessern und gezielt für den Erhalt sowie den Aufbau der eigenen Leistungsfähigkeit nutzen.

Um externe Inhalte anzuzeigen, aktivieren Sie bitte Cookies der Kategorie "Marketing". Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Im Spitzensport zeigt sich immer wieder, dass Erfolg im Kopf beginnt. Sportpsychologen gehen davon aus, dass für ca. 50 bis 80 Prozent unseres Erfolgs der Kopf verantwortlich ist. Wie kann man diese Erkenntnis für den eigenen (Berufs-)Alltag nutzen? Und wie können Kognitionen dabei helfen, die eigene Leistungsfähigkeit zu steigern? Der nachfolgende Beitrag nimmt sich dieser Frage an und zeigt Strategien auf, um Kognitionen erfolgreicher einzusetzen.

Der Begriff „Kognition“ wird häufig verwendet, jedoch meist uneinheitlich genutzt. Seinen Ursprung hat der Begriff „Kognition“ im lateinischen „cognoscere“, was so viel wie „erkennen“, „erfahren“ oder „kennenlernen“ bedeutet.

Allgemein werden unter Kognitionen oder kognitiven Fähigkeiten alle Prozesse der Informationsaufnahme, -verarbeitung und -speicherung zusammengefasst. Mit anderen Worten: Kognitionen stehen immer mit der Wahrnehmung von Informationen, dem Planen und Entwerfen von Prozessen oder Aktionen sowie dem „Sichentscheiden“ und Problemlösen in Zusammenhang. Bei kognitiven Prozessen werden, über die verschiedenen Sensoren des menschlichen Organismus, aus Reizen Informationen aufgenommen und gefiltert. In diesen Prozessen werden diese Reize subjektiv bewertet, was letzten Endes zu individuellen Entscheidungsprozessen oder auch Ursachenerklärungen führt. Dabei können die aus den Reizen gewonnenen Informationen aus der Umwelt, aber auch aus dem eigenen Körper stammen.

Wahrnehmung und Aufmerksamkeit
Kognitive Prozesse sind also immer mit der Wahrnehmung von Reizen verbunden. Die wahrgenommenen Inhalte (Informationen) werden „codiert“ und gleichzeitig subjektiv bewertet (z. B.: „Geht von der wahrgenommenen Situation eine Bedrohung aus?“ oder „Wie hoch ist die Erfolgswahrscheinlichkeit meines Handelns?“). Diese Bewertung kann entweder ein rationales Verarbeiten oder auch bestimmte Emotionen auslösen. Anschließend werden die „überarbeiteten“ Informationen im Gedächtnis abgelegt, wo sie nach Bedarf wieder ins Bewusstsein treten oder abgerufen werden können, um so weitere Anforderungen zu bewältigen. Dabei wird unsere Wahrnehmung maßgeblich durch die Form der Aufmerksamkeit beeinflusst. Diese bestimmt nicht nur, wie die Informationen wahrgenommen, sondern auch wie aufmerksam sie weiterverarbeitet werden.

Im Alltag hat der Mensch mit einer Vielzahl von Wahrnehmungsinhalten zu tun. Diese müssen selektiert werden, d. h. das „Wichtige“ muss vom „Unwichtigen“ getrennt werden. Bei diesem Prozess spielen kognitive Ressourcen, welche zur Verfügung stehen, eine entscheidende Rolle.

Mit anderen Worten: Unsere Aufmerksamkeit beeinflusst unsere Wahrnehmungsprozesse. Diese wiederum werden von kognitiven Prozessen begleitet und beeinflussen, was wir fühlen und wie wir handeln oder eben nicht.

Bedeutung für die Leistungsfähigkeit
Ganz gleich, wie der Begriff Leistung oder Leistungsfähigkeit individuell ausgelegt wird: Um Leistung zu erbringen, müssen die eigenen kognitiven Fähigkeiten optimal genutzt werden. Negative Kognitionen oder negative Aussagen und Denkmuster, die schlechte Gefühle verursachen, sind jedoch in vielen Menschen verankert.

Nehmen wir zum Beispiel die folgende Situation aus dem Fitnessbereich: Ein Fitnessstudio-Mitglied äußert sich negativ: „Das regelmäßige Fitnesstraining schaffe ich eh nicht“ oder „Ich bin eh zu dick, da hilft auch kein Training mehr“.

Um diese oder andere negative Kognitionen „umcodieren“ zu können, bedarf es gut geplanter Strategien.

Mögliche Strategien
Im Rahmen dieser Strategien müssen zunächst einmal Informationen über die eigenen Einstellungen, Funktionen und Verhaltensmuster gesammelt und anschließend analysiert werden. Ziel dieser Analyse ist das Erkennen von ungeeigneten Bewertungen (den sogenannten „eigenen Sabotagetechniken“), welche (negativen) Stress erzeugen und somit die Leistungsfähigkeit hemmen.

Daher ist es notwendig, die eigenen Bewertungen immer wieder zu überprüfen und gegebenenfalls umzuprogrammieren.

Das Strategie-Tagebuch
Eine Möglichkeit der praktischen Umsetzung ist z. B. ein Tagebuch, indem die Situation, die damit einhergehenden Emotionen und das daraus resultierende Verhalten schriftlich festgehalten werden. In einem weiteren Schritt können dann „Wenn-dann“-Szenarien erstellt werden. Damit ist gemeint, dass für ein und dieselbe Situation verschiedene Lösungsszenarien entworfen werden. Ziel des Ganzen ist es, eine passende und positive Bewertung zu generieren.

Ziele definieren
Ein weiterer wesentlicher Baustein ist die Zieldefinition. Nur wer sein Ziel kennt, weiß, wo die Reise hingeht. Ziele motivieren, stärken das Selbstbewusstsein und wirken wie ein Magnet. Dabei helfen kognitive Fähigkeiten, attraktive Ziele zu formulieren und zu visualisieren („Siegerbild“).

Bleiben wir bei dem oben genannten Beispiel und formulieren ein mögliches Ziel: „Ich trainiere montags und donnerstags in der Zeit von 17 bis 18 Uhr. Montags trainiere ich anhand des Gerätetrainingsplans und donnerstags besuche ich die Indoor-Cycling-Stunde.“

Erfolge dokumentieren
Leistung kann nur dann dauerhaft erbracht werden, wenn man sich die eigenen Erfolge immer wieder bewusst macht.
- Wann und wo war man erfolgreich?
- Was hat dazu beigetragen?
- Wie hat es sich angefühlt erfolgreich zu sein?

Je intensiver die bereits erbrachten Erfolge bewusst gemacht werden können, desto größer ist der Effekt auf das Selbstbewusstsein. In der Praxis hat sich auch hier das Tagebuch als hilfreich erwiesen, indem zusätzlich auch die körperlichen Reaktionen (z. B. Veränderungen der Körperhaltung, Veränderung der Mimik) festgehalten werden können.

Für unser Beispiel bedeutet dies: Das Training und die damit verbundenen Emotionen werden dokumentiert.

Fehler analysieren
Ein weiterer Baustein sollte die Fehleranalyse sein. Fehler zu machen ist menschlich, allerdings sollte man aus Fehlern lernen, damit diese zukünftig nicht mehr gemacht werden. Ein Bereich des Tagebuchs sollte also die Fehleranalyse enthalten: Welcher Fehler trat wodurch in welcher Situation auf und wie wurde mit ihm umgegangen?

Barrieren managen
Um leistungsfähig zu sein und zu bleiben, ist es sinnvoll, Barrieren zu identifizieren und mit diesen im Rahmen eines Barrieremanagements umgehen zu können. Ein aktives Barrieremanagement stärkt das Selbstbewusstsein und zeigt die eigenen Ressourcen auf.

In unserem Beispiel könnte es für die Person hilfreich sein, die Sporttasche schon zur Arbeit mitzunehmen und direkt nach Feierabend das Fitnessstudio zu besuchen.

Entspannung fördern
Bewusste und aktive Entspannung ist eine weitere Strategie zur Stärkung der kognitiven Fähigkeiten. Gerade die kognitive Fähigkeit „Aufmerksamkeit“ lässt sich gut durch Entspannungstechniken oder Atemübungen trainieren. Und mit der Aufmerksamkeit wird dann auch die Wahrnehmungsfähigkeit trainiert. Dabei kommt es weniger auf die Länge, sondern vielmehr auf die Regelmäßigkeit an.

Unser Mitglied zum Beispiel, praktiziert nach jedem Training (also zweimal pro Woche) für fünf Minuten Atemübungen.

Fazit
Kognitive Fähigkeiten sind maßgeblich an der Leistung und Leistungsfähigkeit beteiligt. Durch geeignete Maßnahmen und Strategien lassen sich kognitive Fähigkeiten trainieren, verbessern und gezielt für den Erhalt sowie den Aufbau der eigenen Leistungsfähigkeit nutzen. Fitnessstudios bieten hier optimale Bedingungen, um sportliche und auch Alltags-Kognitionen zu trainieren.

www.dhfpg-bsa.de

Zur Person
Sabine Kind, M. A. Gesundheitsmanagement, ist an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement und ihrem Schwesterunternehmen BSA-Akademie als Dozentin im Fachbereich Gesundheitswissenschaften und UV-Schutz tätig. Des Weiteren ist sie Autorin von Fachartikeln und gefragte Expertin zu Fitness- und Gesundheitsthemen.

Literaturliste
- Alfermann, D. & Stoll, O. (2012). Sportpsychologie. Ein Lehrbuch in 12 Lektionen (Sportwissenschaft studieren, Bd. 4, 4. Aufl.). Aachen: Meyer & Meyer.
- Eberspächer, H. (2011). Gut sein, wenn`s drauf ankommt: Von Top-Leistern lernen. München: Hanser
​​​​​​​- Hermann, H.-D. & Mayer, J. (2016). Make them go! Was wir vom Coaching der Spitzensportler lernen können (4. Auflage). Hamburg: Murmann.
​​​​​​​​​​​​​​- Mortan, G. & Mortan, F. (2013). Bestanden wird im Kopf! Von Spitzensportlern lernen und jede Prüfung erfolgreich bestehen (2., Aufl. 2013). Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.

Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 01/2019 Leseprobe & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.

Zum Abonnement
fMi 01/2019 Leseprobe