Fitness, Gesundheit, Management, Markt | Autor/in: Janosch Marx, Frederic Reuter, Hannah Derouet, Jürgen Wolff & David Köndgen |

FIBO 2022 Exklusiv-Interview mit Phillip Mills: „Die Fitnessbranche muss innovativ sein“

Wichtige Erkenntnisse aus der COVID-Pandemie: LES MILLS Executive Director Phillip Mills sprach mit Janosch Marx, Geschäftsführer fitness MANAGEMENT, über die Fitnessbranche und die großen Herausforderungen der kommenden Jahre. In dem exklusiven Interview gibt er Einblicke in die wichtigsten Lehren des Unternehmens aus der COVID-Pandemie und erklärt, wie Fitnessstudiobetreiber:innen ihre Mitglieder zurück in die Clubs holen können.

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Phillip Mills, Jahrgang 1955, ist Executive Director von LES MILLS International. Der ehemalige Weltklasseleichtathlet (u.a. Sechster bei den Commonwealth Games 1978 in Edmonton über 110 m Hürden und Achter über 400 m Hürden und Neuseeländischer Meister (1980) über 110 m Hürden) entwickelte in den 1980er-Jahren gemeinsam mit seinem Vater LES MILLS Gruppenfitness-Programme für Fitnessstudios. fM Geschäftsführer Janosch Marx traf Phillip Mills auf der FIBO 2022 in Köln.

fM: Die Corona-Krise scheint sich dem Ende zuzuneigen und die Fitnessbranche atmet auf. Wir hatten sogar bereits einige große Veranstaltungen wie die FIBO im April. Wie fühlt sich das nach der zweijährigen Pandemie für Sie an?

Phillip Mills: Es ist wunderbar, sich wieder lebendig zu fühlen. Es ist, als wären wir jetzt in einer anderen Welt. Die Menschen haben nicht mehr das Gefühl, eingesperrt zu sein. Ich bin sicher, dass die Dinge bald wieder normal sein werden. Für uns ist es das erste Mal seit zwei Jahren, dass wir überhaupt außerhalb unseres Heimatlandes Neuseeland sein dürfen.

Wir sind sehr froh, dass wir die FIBO besuchen konnten. Meiner Meinung nach ist die FIBO die bedeutendste Fitnessmesse der Welt. Und ich sage immer allen Fitnessstudiobesitzer:innen auf der ganzen Welt: „Ihr müsst zur FIBO gehen. Das ist unglaublich.“

Wie war die Situation der Fitnessbranche in Ihrem Heimatland Neuseeland, verglichen mit anderen Ländern?

Es war sehr schlimm. Das einzig Gute war, dass in den zwei Jahren bis zum letzten Weihnachtsfest in Neuseeland nur sehr wenige Menschen gestorben sind. Aber wir mussten wirklich einen hohen Preis dafür zahlen.

Die Fitnessclubs waren in den letzten zwei Jahren neun Monate lang geschlossen und in der restlichen Zeit gab es auch in Neuseeland und Australien ziemlich strenge Auflagen. Das hat die Fitnessbranche hart getroffen.


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Wir betreiben in Neuseeland unsere eigenen Clubs. Deshalb schauen wir uns immer an, was in der Welt passiert, wer die besten Konzepte macht und welche innovativen Ansätze es gibt.

Daraus ziehen wir dann wertvolle Erkenntnisse für uns. Bevor wir nach Köln gekommen sind, waren wir bereits einen Monat lang durch die USA gereist und auch zwei Wochen lang in Europa unterwegs.

Wir haben uns viele Clubs angesehen und mit vielen Besitzer:innen gesprochen. Und es ist sehr interessant zu sehen, wer aus der Krise erfolgreich hervorgegangen ist.

Wie empfinden Sie die Stimmung unter den Studiobetreiber:innen?

Ich denke, dass fast jede:r betroffen ist. Selbst in Schweden, wo es keine Schließungen gab, haben viele Leute einfach aufgehört, in die Clubs zu gehen. Die einzige Kette, die ich kenne, der es gut geht, ist Crunch Fitness von meinem Freund Geoffrey Dyer in Florida.

Alle anderen Fitnessstudios, die ich kenne, wurden in Mitleidenschaft gezogen. Aber zum Glück haben sie sich seit den Lockerungen viel besser erholt als erwartet.

Welche Maßnahmen können die Betreiber:innen Ihrer Meinung nach ergreifen, um die Menschen davon zu überzeugen, wieder ins Fitnessstudio zu gehen?

Wir müssen Neues wagen. Jetzt ist die Zeit für Innovationen! Viele Clubs haben sich während der Schließungszeit auf In- novationen konzentriert. Wir müssen die Leute motivieren, wieder in die Studios zu kommen und wir dürfen jetzt nicht erstarren.


„Wir geben eine Menge Geld aus, um die Fitnessbranche populärer und attraktiver zu machen.“
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Phillip Mills, Executive Director LES MILLS International


Wenn man sich an den globalen Finanzkollaps 2007/2008 zurückerinnert, standen die Leute damals trotzdem vor den Apple Stores Schlange, um das neueste iPhone zu kaufen.

Wenn wir die Menschen begeistern, dann werden sie auch vor den Fitnessclubs Schlange stehen.

Wie war die bisherige Resonanz der Studiobetreiber:innen auf den neuen Omnichannel-Ansatz von LES MILLS?

Wir haben dieses Konzept ursprünglich vor sieben Jahren eingeführt. Anfangs waren die Clubs skeptisch. Sie sagten: „Oh, ihr wollt uns Konkurrenz machen und uns unsere Mitglieder wegnehmen.“

Wir antworteten: „Nein!“ Die Forschung zeigte bereits damals, dass die Menschen eine Mischung aus Training zu Hause und Training im Club bevorzugen. Daran hat sich nicht viel geändert.

Natürlich haben während der COVID-Pandemie viel mehr Menschen zu Hause trainiert, weil die Clubs geschlossen waren. Aber jetzt betreiben wieder 60 Prozent ihr Fitnesstraining vor Ort und nur noch 40 Prozent von zu Hause aus, was dem Niveau vor Corona entspricht.


„Die Flut hebt alle Boote.“
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Phillip Mills, Executive Director LES MILLS International


Außerdem gibt es klare Hinweise darauf, dass viele Menschen ihre ersten „Trainingsschritte“ zu Hause machen und dann in den Club kommen. Wir nutzen die Inhalte aus dem Heimfitnessbereich, um Menschen in die Studios zu bringen. Die Rückmeldungen, die wir erhalten, bestätigen das.

Wir geben eine Menge Geld aus, um die Fitnessbranche populärer und attraktiver zu machen. Die Flut hebt alle Boote. Dennoch nehmen wir die Bedenken der Clubs ernst und ich glaube, dass es wichtig ist, dass die Clubs ihr „Ökosystem“ schützen.

Deshalb stellen wir ihnen die Inhalte zur Verfügung, damit sie diese an Ihre Mitglieder weitergeben können. Während der Lockdowns haben wir die Clubs mit einer Menge kostenloser Inhalte versorgt.

Die Clubs wiederum wussten das sehr zu schätzen, weil sie ihren Mitgliedern zu Hause diese Inhalte zur Verfügung stellen konnten. Dies stärkte die Beziehung zwischen den Clubs und ihren Mitgliedern.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Fitnessbranche im kommenden Jahr?

Es hat sich gezeigt, dass sich die Länder, die die Beschränkungen als Erste aufgehoben haben, schnell erholt haben. Für Deutschland erwarte ich das Gleiche für den Rest des Jahres.

Aber wir haben alle eine Menge Geld verloren – oder besser: es ist Geld, das wir nicht verdient haben. Wir werden wahrscheinlich ein oder zwei Jahre brauchen, um das wieder aufzuholen.


„Wir müssen neue Dinge tun, die die Leute begeistern und sie wieder in die Clubs locken.“
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Phillip Mills, Executive Director LES MILLS International


Aber es sieht so aus, als gäbe es jetzt mehr Menschen, die sich für Fitness interessieren. In den Ländern, die früh die Lockdowns beendeten, wird der Markt größer sein als je zuvor, und das wird für die Branche großartig.

Wir dürfen jedoch nicht einfach das Gleiche machen wie immer. Die Fitnessbranche muss innovativ sein. Wir müssen Neues wagen, was die Leute begeistern und sie wieder in die Clubs locken wird. Aber ich bin mir sehr sicher, dass uns das gelingen wird.

Mehr: Weitere Infos zu LES MILLS finden Sie direkt hier auf deren Website.

Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 03/2022 & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.

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