Fitness, Gesundheit | Autor/in: Anke Sörensen |

Skaten statt Ritalin

Ein Kind mit ADHS steht im Alltag vor ganz anderen Herausforderungen als seine Freunde und Mitschüler. Viele Eltern fühlen sich nicht wohl dabei, ihr Kind permanent unter Medikamente zu setzen. Das Projekt 'Skaten statt Ritalin' sucht nach Alternativen und wird dabei wissenschaftlich begleitet.

Mit Skateboardfahren gegen das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADHS): In Münster läuft das Projekt 'Skaten statt Ritalin'.

In Münster läuft mit 'Skaten statt Ritalin' ein außergewöhnliches Projekt für Kinder, die unter Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, kurz ADHS, leiden. Die Kinder werden in Skate-Workshops sportlich und pädagogisch betreut und ihre Daten im Institut für Sportwissenschaften der Universität Münster ausgewertet, um die positiven Aspekte des Skateboardens wissenschaftlich nachzuweisen.

Das Projekt

Schon 2012 wurde 'Skaten statt Ritalin' vom Skateboard-Pionier Titus Dittmann und den Ärzten Dr. Thomas Dirksen und Alexander Krick für Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten ins Leben gerufen. Dittmann war mit seiner Initiative skate-aid bereits vorher Anlaufstelle für sogenannte Problemkinder, litt zu Schulzeiten selbst unter ADHS.

Der ehemalige Lehrer konzentriert seine Tätigkeiten bereits seit 1984 ganz auf das Skateboarden. Heute unterstützt skate-aid Kinder und Jugendliche in Krisen- und Kriegsgebieten auf der ganzen Welt.


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Das Konzept der Workshops

Einmal pro Woche nehmen Kinder und Jugendliche mit ADHS im Alter von 8 bis 14 Jahren am viermonatigen Workshop teil. Die komplette Ausrüstung mit Skateboard, Helm und Schoner-Set können sie auch in ihrer Freizeit nutzen.

Einige Teilnehmer haben vorher schon diverse Versuche beispielsweise mit Ergotherapie, Integrationshilfe, Psychologen, Tagesklinik und  Heilpädagogik hinter sich. Beim Skaten lernen sie, sich erfolgreich eigene Ziele zu setzen und selbstbestimmt zu agieren.

Mit Erfolg. Die Kids können sich besser konzentrieren, sicherer bewegen und besser kontrollieren. Eltern beobachten auch, dass ihre Kinder ausgeglichener werden und Wutanfälle nachlassen – zumindest nach dem Training und am Folgetag.

Eine Alternative zum Medikament?

Prof. Dr. Heiko Wagner, Prof. Dr. Patricia Ohrmann und Dr. Christiane Bohn von der Westfälischen Wilhelmsuniversität Münster führen die wissenschaftliche Untersuchung durch, skate-aid ist für die Organisation der Workshops verantwortlich.

Ende 2019 sollen erste Studienergebnisse vorliegen. Schon jetzt bewerten die Wissenschaftler die Ergebnisse positiv.


„Es wird nicht die Krankheit behoben, sondern der Umgang damit… Das kann dazu führen, dass man im Alltag weniger Retalin benötigt. “

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Prof. Dr. Heiko Wagner im 'Morgenmagazin', ARD


Im Idealfall verlaufen Therapie und Skaten so positiv, dass die Medikamente ganz abgesetzt werden könnten – so die große Hoffnung hinter dem Projekt.