„It’s just the beginning!“
Albert Busek schreibt in seiner Kolumne über seinen langjährigen Kampf für die Akzeptanz des Bodybuildings, dessen Benefits für den Körper er frühzeitig erkannte.
Während der Fußball-EM 2024 in Deutschland kamen mir unzählige Spiele der Nationalmannschaft seit meiner Grundschulzeit Anfang der Fünfzigerjahre in den Sinn. Diese Kolumne schreibe ich jetzt wenige Tage vor Beginn der Olympischen Spiele 2024 in Paris. Auch da gehen meine Erinnerungen bis zu den Olympischen Spielen 1960 in Rom zurück. Der unvergessliche Sieg von Armin Hary über die 100-Meter-Distanz ist so präsent, als wär’s gestern gewesen.
„Das schönste Tor ist das, das noch geschossen werden muss.“
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Edson Arantes do Nascimento – genannt Pelé
Im Fußball bewunderte ich damals den unvergleichlichen Pelé und befand mich nach meinem zwangsweisen Ende als aktiver Fußballer seit 1959 im Anfangsstadium des Hanteltrainings, das unsere neuen „Eisenfreunde“ Bodybuilding nannten. Wo auch immer ich als junger „Himmelsstürmer“ davon voller Begeisterung erzählte, stieß ich auf Unverständnis oder totale Ablehnung.
Damals wusste ich noch nicht, dass es für mich der Anfang eines sehr langen Kampfes für diese Art von Training werden würde, denn ich sah die großartigen Möglichkeiten für alle Menschen. Die Weichen für meinen beruflichen Lebensweg wurden gleichermaßen durch meine Überzeugung und Leidenschaft gestellt.
Bodybuilding verändert Schönheitsideal
Heute, 65 Jahre später, sind die Medien regelmäßig gefüllt mit Berichten über Gesundheit und Fitness im Allgemeinen und über Körpertraining, Wellness und Fitness im Besonderen. Der Begriff, der für das steht, woraus sich alles entwickelt hat, wird gelegentlich auch erwähnt: Bodybuilding. Warum?
Offensichtlich steht Bodybuilding für manche immer noch ausschließlich und ganz exklusiv für eine Muskulatur, die als „zu viel“ angesehen wird. Was damals zu viel war, ist heute in fast allen Sportarten körperlicher Standard, auch im Fußball. Und einige der Besten dieser populärsten Sportart der Welt veränderten die Sichtweise bezüglich einer ausgeprägten und leistungsfähigen Muskulatur in der breiten Öffentlichkeit seit Beginn des 21. Jahrhunderts.
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Unvergesslich ist für mich ein Erlebnis während der Arnold Classic Europe 2012 in Madrid. Arnold Schwarzenegger wurde nach der Pressekonferenz in einem Einzelgespräch für die spanische Sportzeitschrift AS (zufällig die gleichen Initialen wie seine) mit einer Frage zu dem Fußballstar konfrontiert, der 2024 in Deutschland mit 39 Jahren seine sechste EM für Portugal spielte: CR7 – Ronaldo.
Ich war dabei, als Redakteur Jesús Mínguez Pastor plötzlich ein Foto von Ronaldo hervorholte (der spielte damals bei Real Madrid) und den weltweit anerkannten „Bodybuilding-King“ Arnold fragte: „Wie würde Ronaldo wohl hier im Bodybuilding bei der Arnold Classic abschneiden?“ Das Bild zeigt Ronaldo (nach einem Tor auf dem Fußballfeld) in einer Pose, die im Fachjargon „most muscular“ genannt wird.
Ohne mit der Wimper zu zucken, sagte Arnold trocken: „Das ist ein Bodybuilder, der Fußball spielt!“ Er meinte damit einen, der auch auf der Bühne bestehen könnte. Diese Fotos von Ronaldo in „Body-Pose“ wurden jahrelang weltweit publiziert und haben zur besseren Akzeptanz eines muskulösen Körpers beigetragen.
Gesundheitsbewusstsein wächst
In den arabischen Ländern, in Asien, Afrika, Südamerika, Nordamerika und Osteuropa gingen die Medien mit dem Thema Bodybuilding und Fitness schon damals ganz sachlich um. Nur im deutschsprachigen Raum gab es vor zehn bis 15 Jahren manchmal noch Vorbehalte.
In Anbetracht von heute über elf Millionen Trainierenden in über 9.000 Fitnesszentren in Deutschland ist das jetzt keine Negativschlagzeile mehr wert. Vor allem auch deshalb, weil 99 Prozent dieser riesigen Zahl von Mitgliedern nur ihre persönliche Bestform zum Ziel haben und einfach etwas für ihren Körper, ihre Leistungsfähigkeit und Gesundheit tun wollen.
Es wäre absurd, in unserer Leistungsgesellschaft die Leistungsträger im Bodybuilding- und Fitnesssport außen vor zu lassen und so zu tun, als wäre das zu extrem oder ungesund.
Jeder Leistungssport ist extrem – und birgt bestimmte Risiken. Die sind jedoch sowohl im Breiten- als auch im Leistungssport von Sportart zu Sportart sehr verschieden. Das Risiko im Bodybuilding- und Fitnesssport – als Breitensport betrieben – ist gemäß dem 2012 verstorbenen Prof. Dr. med. Friedhelm Beuker mit der „Gefährlichkeit beim Angelsport“ zu vergleichen.
Professionelle Wettkämpfe weltweit
Was den Wettkampfsport Bodybuilding und Fitness betrifft, gibt es heute ein so großes Wettkampfangebot, dass für nahezu jede Zielsetzung eine Möglichkeit besteht, sich mit anderen zu messen. Von der Bikini-Fitness-Klasse über die Bodyfitness-Kategorie bis hin zur Physique- und Body-Klasse gibt es für Frauen Möglichkeiten in vielen Altersgruppen – vom Teenager bis zur Seniorin.
Bei den Männern gibt es noch mehr Angebote von den Junioren über die Männerklassen bis zu den Senioren, deren Altersgruppen inzwischen sogar die über 65-Jährigen einschließen.
Zudem gibt es noch die Unterteilung in Amateure und Profis, wobei die besten Profis der Welt heute mit Preisgeldern und Werbeverträgen sehr viel Geld verdienen können.
Fitnessangebote im Wandel der Zeit
Die gesamte Branche ist seit Beginn des neuen Jahrhunderts förmlich explodiert. In jedem Winkel der Erde wird nach dem Grundprinzip des Bodybuildings trainiert und dem zuständigen Weltverband IFBB sind 200 Nationen angeschlossen. Ein größeres Hotel ohne Fitnessraum gibt es praktisch nicht mehr.
Im Kapitol in Washington gibt es seit vielen Jahren ein großes Fitnesscenter für die Abgeordneten und in den USA gibt es keine Feuerwehr- oder Polizeistation ohne Fitnessraum.
Schon vor 40 Jahren habe ich Mitglieder meines damaligen Studios beraten, wenn sie sich für ihre Firmen oder auch privat Fitnessräume einrichten wollten. Inzwischen ist bei jedem Club der Fußballbundesliga ein topausgestattetes Fitnesscenter absoluter Standard. In den Achtzigerjahren sind beispielsweise die Spieler des FC Bayern noch zum Training in mein Studio in München gekommen. Heute haben sie eine eigene „State-of-the-Art-Fitnessanlage“ am Trainingsgelände.
Zur Popularisierung dieser Entwicklung entscheidend beigetragen hat Arnold Schwarzenegger. Wie niemand sonst in der Welt steht er als Synonym für Bodybuilding- und Fitnesstraining. Und wenn etwas als besonders stark beschrieben wird, fällt vergleichsweise fast immer sein Name.
Ronaldo ist nur einer von unzähligen Sportlern vieler Sportarten, die das Muskelrelief besitzen, um als Bodybuilder bezeichnet zu werden, und damit den Beweis antreten, dass sie auch nach diesem Prinzip trainieren. In Spanien sieht man das – nicht zuletzt auch wegen der Arnold Classic in Madrid – sehr tolerant. Auch das Spanische Olympische Komitee unterstützt zusammen mit der Stadt Madrid die Arnold Classic.
Bodybuilding und Fitness sind auch in Europa in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dennoch gilt Arnolds grundsätzliche Einstellung: „It’s just the beginning!“
Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 05/2024 & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.
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