Mitarbeitermotivation: Human Capital als Erfolgsfaktor
Topausgebildete Mitarbeiter sind auch in der Krise flexibel, intrinsisch motiviert und wollen aktiv zum Unternehmenserfolg beitragen. Statt die Mitarbeiter nur in Kurzarbeit zu schicken, ist es wichtig, eine geistige Flexibilität zu wahren und neue Angebote zu schaffen, die sowohl den Kunden als auch den Mitarbeitern zugutekommen.
Die Corona-Krise hat die Unternehmen vor gewaltige Herausforderungen gestellt. Fitnessclubs mussten ihren normalen Trainingsbetrieb einstellen. Um eine Entlassungswelle zu vermeiden, hat der Staat die Bedingungen zur Beantragung von Kurzarbeit erleichtert.
So wurde in vielen Fällen, vor allem bei Festangestellten in der Fitnessbranche, die blanke Existenzangst zumindest abgemildert. Ende Mai 2021 waren etwa in Bayern Mitarbeiter in Fitnessbetrieben 10 von 14 Monaten in Kurzarbeit und inhaltlich gesehen meist arbeitslos.
Nur zwischen Mitte Juni und Oktober 2020 waren die Clubs temporär teilweise geöffnet – und das in den ohnehin frequenzschwächeren Sommermonaten. Genaue Studien gibt es nicht, aber wenn ich mich umhöre, hat weitestgehend jeder Fitnessbetrieb sein Team teilweise in Kurzarbeit geschickt.
Viele Mitarbeiter waren in den vergangenen 14 Monaten komplett 'raus'. Eine große Zahl qualifizierter, meist junger Menschen ist somit im Arbeitsleben komplett ausgebremst. Ist das notwendig und sinnvoll? Auf den ersten Blick ja, denn der Mitarbeiter ist staatlich finanziell versorgt und der Betrieb von den Mitarbeitern als größte Kostenposition temporär befreit.
Neue Wege bei PRIME TIME fitness
Persönlich hat mir die Vorstellung, unseren Betrieb komplett zu schließen und die Mitarbeiter zu mehr als 80 Prozent in Kurzarbeit zu schicken, nie gefallen, selbst wenn dies zunächst wirtschaftlich sinnvoll erschien. Für mich sind die Mitarbeiter und das Team ein lebendiges Gebilde, das stirbt, wenn es nicht regelmäßig genutzt wird.
Natürlich konnte auch ich nicht alle zu 100 Prozent einsetzen. Aber: Wir haben neue Bereiche geschaffen, in denen wir auch während des Lockdowns weiterhin tätig sein konnten: Online, Outdoor, Reha, Wissenswebinare, Produktentwicklung, Strategie u. v. a. m.
Mindestens zur Hälfte
Was wir anbieten, egal ob unsere Clubs offiziell geöffnet oder geschlossen sind, können Sie gern hier nachlesen. So waren auch in den härtesten Lockdown-Zeiten alle Mitarbeiter immer mindestens zu 50 Prozent aktiv im Job. Im Mai 2021 lagen wir bei 75 Prozent der normalen Arbeitsauslastung.
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Alle Mitarbeiter und Mitglieder 'mitnehmen'
Die Grundvoraussetzung dafür, das Team NEU einzusetzen, ist ganz klar die geistige Flexibilität. 95 Prozent unseres Teams sind Absolventen der DHfPG und BSA-Akademie bis hin zum M. A. und MBA. Einige befinden sich auch noch im dualen Bachelor-Studium.
Dort lernen die Mitarbeiter das theoretische 'Rüstzeug' für Strategien, Marketing, Produkte, Change- und Krisenmanagement etc. Jeder hatte also von der Notwendigkeit, jetzt einen Virtual Club zu gründen, Outdoorangebote zu kreieren, Rehafortbildungen zu organisieren etc., bereits gehört.
Gute Kommunikation ist Grundvoraussetzung
So vorgebildete Mitarbeiter sind bereit, sich auf Neues und Anderes einzulassen und gewohnte Pfade zu verlassen, wenn man ihnen das Warum erklärt. Hierzu haben wir mit unserem monatlichen Launchmeeting – seit Gründung des Unternehmens vor elf Jahren fester Bestandteil der Unternehmenskultur und derzeit online für alle Mitarbeiter – eine gute Kommunikationsplattform.
Regelmäßige Management-Meetings 'versorgen' die Führungskräfte der Abteilungen mit den notwendigen Führungsaufgaben zum Changemanagement. So konnten wir auf die sich ständig ändernden Bedingungen flexibel reagieren.
Motivieren mit Hintergründen
Ein Beispiel: In München war im Herbst zunächst das Indoortraining erlaubt und wurde dann verboten, sodass wir auf Outdoortraining wechseln mussten. Danach wurden auch Außensportplätze verboten, sodass wir das Outdoortraining auf Training ohne Geräte umstellen mussten. Gleichzeitig mussten wir Mitarbeiter und Mitglieder immer wieder zur Umsetzung motivieren. Das geht nicht ohne das Warum.
Die Antwort darauf liegt in unserer Unternehmensphilosophie 'Premiumtraining', d. h. wir wollen unseren Mitgliedern unter Berücksichtigung der vorhandenen Umweltbedingungen das beste Training garantieren. Da dieses Unterfangen durch sich ständig ändernde Rahmenbedingungen einem Kampf gegen Windmühlen glich, haben wir uns irgendwann an Asterix und die Gallier erinnert.
'Asterix' und die 'Gallier'
Wir als Unternehmen waren das kleine gallische Dorf und unsere Mitglieder sind die Bewohner, umzingelt von den Römern, also den Behörden – aber auch Denunzianten, die immer wieder meinten, wir würden etwas Verbotenes tun.
Dem war natürlich nicht so. Alles, was wir angeboten haben bzw. anbieten, war und ist rechtlich klar vertretbar. Ab und zu gab es Uneinigkeiten mit den Behörden, die aber meist ohne Weiteres endeten, weil diese selbst überfordert waren und die Aktivitäten der 'Gallier' zumindest duldeten.
Risiken minimieren
Natürlich mussten wir parallel immer umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen zum Gesundheitsschutz der Mitarbeiter garantieren bzw. entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, damit die Mitarbeiter gern zur Arbeit kamen und nicht den Eindruck hatten, sich einem Risiko auszusetzen.
Bereits zu Beginn des zweiten Lockdowns erhielten unsere Mitarbeiter FFP2-Masken in großen Mengen. Gleichzeitig begannen wir, mindestens zweimal pro Woche bis täglich Selbsttests durchzuführen. Noch vor Jahresende 2020 wurden in unseren Clubs offizielle Corona-Schnelltestzentren eingerichtet.
Das führte kurze Zeit später dazu, dass sich alle Mitarbeiter, die wollten, zügig impfen lassen konnten. Diese und viele weitere pandemiebezogenen Maßnahmen für unsere Mitarbeiter festigten den vertrauensvollen Kontakt innerhalb der Teams und mit den Vorgesetzten.
Bewältigung bedeutet Bindung
Selbstverständlich war, dass unsere Teams IMMER auch indoor in unseren Clubs trainieren konnten. Unsere Mitarbeiter sind aus meiner Sicht Profisportler und ihre körperliche Fitness ist eine Grundvoraussetzung für ihre Arbeitsfähigkeit. Das wurde von den Behörden akzeptiert oder zumindest toleriert.
Im Rahmen der Wiedereröffnungen war unser Unternehmen sofort wieder startklar, das Team hatte einen 'weichen' Übergang von partieller Kurzarbeit zurück zu Vollzeit. Auch die Mitglieder waren ja die ganze Zeit in irgendeiner Form im Training und im steten Kontakt mit uns. Solch eine 'sanfte' Bewältigung der Krise ist nur mit einer emotionalen Bindung möglich und rein 'menschengemacht'.
Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 04/2021 & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.
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