Key Learnings von der IHRSA 2019 in San Diego
Zur 38. Convention & Trade Show der IHRSA 2019 kamen mehr als 12.000 Fitnessunternehmer aus über 80 Ländern im Süden Kaliforniens zusammen, um sich auszutauschen, zu „networken“, hochklassige und höchst praxisrelevante Vorträge zu hören und vor allem, um die größte Fitness-Fachmesse („Trade Show“) in den USA zu besuchen. fitness MANAGEMENT war für Sie live vor Ort und fasst für alle „Daheimgebliebenen“ die wichtigsten Key Facts und Highlights der IHRSA 2019 zusammen.
Die Convention & Trade Show der International Health, Racquet & Sportsclub Association (IHRSA) findet jährlich traditionell in wechselnden Städten statt. Nach Los Angeles 2017 und San Diego 2018 war jedoch ausnahmsweise auch in 2019 wiederum das San Diego Convention Center der Veranstaltungsort der 38. Convention & Trade Show. Das direkt in Downtown im historischen Hafenviertel Marina District gelegene Messe-Areal bot die ideale Bühne für die bedeutendste Fachmesse der Fitness- und Gesundheitsbranche auf dem amerikanischen Kontinent. An den zwei Trade-Show-Tagen präsentierten über 400 internationale Aussteller ihre Neuheiten und technischen Innovationen. Darüber hinaus wurde den Besuchern in über 150 Sessions und Workshops aktuelles Branchen-Know-how aus erster Hand vermittelt. Die zahlreichen Rahmenveranstaltungen boten optimale Netzwerkmöglichkeiten, reichlich Platz für persönliche Gespräche, intensive Diskussionen und neue Partnerschaften.
Vier Tage Convention, zwei Tage Trade Show
Unter den 12.000 angereisten Fitness-Professionals befanden sich u. a. Studiobetreiber und -mitarbeiter, Zulieferer und Ausrüster sowie Entscheider aus der globalen Fitness-Industrie. Die Convention & Trade Show der IHRSA startete traditionell mittwochs mit dem Fachkongress, der über alle vier Tage hinweg in den Konferenzräumen über der Ausstellungshalle stattfand. Der Höhepunkt des ersten Programmtags war dabei sicherlich die Keynote von Chris Riddell. Der in Australien lebende Digital-Technologie-Experte und Zukunftsforscher sprach in seinem unterhaltsamen und inspirierenden Vortrag darüber, wie Unternehmen ihre Dienstleistungen und Produkte bestmöglich ausgestalten können, um dem „Future Customer 2020“ Kundenerlebnisse zu bieten, die nachhaltig begeistern und Mitglieder langfristig binden. Neben dieser Keynote am ersten Tag stachen aber auch diverse weitere Vorträge in den Educational Sessions hervor, so beispielsweise zu den Themen digitale Transformation, innovative Sales-Prozesse, erfolgreiche Mitarbeiter- bzw. Teamführung sowie neueste Trends im digitalen Marketing in der Fitnessbranche. Allein die Key Learnings und die Dichte aus praxisrelevanten Inspirationen bzw. Ideen, die man aus den verschiedenen Vorträgen des ersten IHRSA-Tages gewinnen konnte, waren beeindruckend. Die Fachmesse der IHRSA öffnete traditionell erst am zweiten Tag (also am Donnerstag) ihre Tore und hatte zwei Tage lang jede Menge zu bieten. Die rund 57.000 Quadratmeter große Ausstellungshalle des Convention Centers bot Platz für über 400 internationale Aussteller und deren neueste Geräteentwicklungen und Workouts sowie immens viele technische, digitale Innovationen für die Trainingsfläche sowie das Clubmanagement.
Jede Menge Highlights und Know-how aus der Praxis für die Praxis
Zu den Highlights des Fachkongresses gehörten definitiv die vier Keynote-Speaker: Neben Chris Ridell am Mittwoch referierte am Donnerstag die international bekannte und renommierte Autorin Mel Robbins über „The 5 Second Rule“ und zeigte dabei eindrucksvoll auf, wie man besser persönliche, aber auch unternehmerische Erfolge erzielen kann. Freitags folgte der mehrmalige Bestsellerautor Rohit Bhargava mit seinem herausragenden Vortrag über die Bedeutung von Vertrauen in einer zunehmend von Skepsis geprägten Welt. Die Abschluss-Keynote der Autorin Denise Lee Yohn „The FUSION Formula: Brand + Culture = Results“ stellte dann nochmals ein tolles Ende des viertägigen Fachkongresses der IHRSA dar.
Welche Ideen der IHRSA Convention & Trade Show sind für Fach- und Führungskräfte hierzulande relevant?
Das fM-Team hat an den vier IHRSA-Tagen für Sie diverse Vorträge, Seminare, Keynotes sowie die Trade Show besucht und Ihnen hier die fünf wichtigsten Ideen bzw. Key Learnings zusammengefasst, die für Sie als Clubbetreiber und Führungskraft im Fitness- und Gesundheitssektor auch hierzulande wichtig sind.
Die 5 wichtigsten Ideen und Key Learnings der IHRSA 2019
1) Seien Sie anders – „Be unique“
Differenzierung ist im heutigen Wettbewerbsumfeld ein Muss. Selbst ein hervorragendes Kundenerlebnis reicht heutzutage nicht aus, um sich von der Masse bzw. von der Konkurrenz abzuheben. In diesem Zusammenhang kämpfen viele „Big Box Gyms“ (vergleichbar mit den hiesigen von Inhabern geführten Fitnessstudios) zum einen gegen die Discount-Studios und zum anderen gegen die hochpreisigen Boutique-Studios. Ohne Abgrenzung, ohne klare Positionierung und Differenzierung gegenüber der Konkurrenz hat es gerade dieses Marktsegment in den USA aktuell enorm schwer – und das ist auch hierzulande im kompetitiven deutschen Fitnessmarkt eine große Herausforderung. Als Positionierungsleitfaden für das eigene Unternehmen können hierbei folgende Fragen dienen:
„In welchen drei Faktoren unterscheidet sich mein Unternehmen TATSÄCHLICH von der Konkurrenz? Was macht unser Team/Angebot anders/einzigartig?
2) Seien Sie unverwechselbar – Aktuelle Trends im Studio-Design
Eine Möglichkeit, sich von der Masse abzuheben, ist beispielsweise ein spezielles Designkonzept mit einem unverwechselbaren Wiedererkennungswert. Das Credo „Design unterstützt den Businessplan bzw. das Geschäftsmodell“ deckt sich mit unseren Eindrücken der diesjährigen IHRSA. Im Folgenden listen wir Ihnen einige aktuelle Design-Trends auf, die in den Fitnessstudios der USA top angesagt sind und ihren Weg auch nach Deutschland finden werden.
• Beleuchtung: Es werden fast nur noch LED-Lichter verarbeitet. Die richtige Beleuchtung sorgt dafür, dass „positive Energie“ im Studio fließen kann, die Kunden sich wohlfühlen und man das eigene Studio „im besten Licht“ präsentieren kann.
• Club-im-Club-Feeling: Um sich gegenüber der Konkurrenz durch die Boutique-Studios und Discount-Studios zu behaupten, verfolgen viele Fitnessclubs die Strategie von Club-inClub-Konzepten. Diese haben dabei jeweils ein eigenes Design, das speziell auf die jeweilige Klientel/das jeweilige Konzept ausgerichtet ist und sie zeichnen sich durch eine individuelle Beleuchtungstechnik, Musikelemente sowie auch ein eigenes Marketing etc. aus.
• Smarte Clubs: Die Clubs werden „smarter“ und die Digitalisierung sowie neue Technologien spiegeln sich immer mehr auch im Design der Clubs wider.
• Zeitgemäße Innenarchitekturen: In diesem Jahr dominieren die Farben Weiß und Hellgrau bzw. insgesamt helle Farben die Farbkonzepte.
• Es werden zunehmend Social Areas in den Clubs angelegt, die zum Verweilen einladen. Diese Entwicklung basiert darauf, dass Mitglieder in Clubs mit Social Areas statistisch gesehen länger Mitglied bleiben und sich geborgen/zuhause fühlen. In den Städten reicht diese Entwicklung schon so weit, dass in den Clubs Plätze zum Arbeiten, wie man sie von Co-Working-Büros kennt, geschaffen werden.
• Lagerungsmöglichkeiten sind essenziell, denn Platz ist teuer – dies gilt insbesondere für Kleingeräte. Es gilt: „Wenn du etwas für dein Produkt verlangen willst, dann muss dein Produkt auch nach einem Produkt aussehen (sauber, aufgeräumt usw.).“ Als Beispiele wurden die allseits bekannten Situationen aufgeführt, die zu vermeiden sind: Zum Beispiel sollten in einem Raum, in dem Yoga praktiziert wird, keine Kleingeräte oder Spinning-Räder im hinteren Teil des Raumes stehen. Dies raubt dem Raum die „positive Energie“ und wirkt wenig professionell. Deshalb ist Transparenz, Aufgeräumtheit und ein klarer Fokus (im Design wie auf der Fläche) heute wichtiger denn je.
• Digital, funktionell und insbesondere für die Generationen Y und Z relevant: USB-Ladeanschlüsse fürs Handy im Spind, an den Fitnessgeräten usw.
3) Seien Sie kreativ – Gruppentraining als essenzieller Positionierungsfaktor
Wie bereits angesprochen stehen aktuell besonders die sogenannten Big Box Gyms unter starkem Konkurrenzdruck. Das Gruppentrainingsangebot nimmt in puncto Positionierung hier eine tragende Rolle ein. Die Club-in-Club-Konzeptstrategie gliedert das Fitnessstudio (ähnlich wie große Warenhäuser) in verschiedene Teilbereiche bzw. Inhouse-Boutiquen auf, wo jeweils individuelle, stark motivationsfördernde Gruppentrainingskonzepte wie beispielsweise Yoga, Cycling, Bootcamp oder Functional Training angeboten werden. Ziel ist es, gleiche bzw. zumindest ähnliche Kundenerlebnisse zu generieren wie in den reinen Boutique-Studios – und das alles unter einem Dach und letztendlich auch kostengünstiger als in den Boutique- bzw. Mikroanlagen. Diesen Trend haben die großen Gerätehersteller bereits aufgegriffen und beispielsweise ihre Messestände an die Club-in-Club-Konzepte angelehnt, um ihre Produkte zu präsentieren. Einige Gerätehersteller hielten sogar spezielle Seminare ab, in denen genau diese Entwicklung in Verbindung mit der zunehmenden Digitalisierung im Vordergrund stand. Es wird also höchst spannend sein, wie die europäischen Fitnessunternehmen auf die zunehmende Konkurrenz der Boutique-Anbieter insbesondere im Rahmen des Gruppenkursangebots reagieren werden, um sich zukünftig klarer zu positionieren bzw. nicht „abhängen“ zu lassen.
4) Seien Sie marketingtechnisch up to date und innovativ – Nostalgie macht Menschen blind
Die Fitnessbranche verändert sich schneller denn je! Technologie, die Millennials und auch die Generation Z sorgen dafür, dass sich die Marktbedingungen rasch verändern. Dies führt dazu, dass Fitnessstudios und Mitarbeiter ihr Leistungspotenzial erhöhen und fortschrittlich bleiben müssen – sonst wird die Konkurrenz schneller sein.
Die Zukunft hängt also davon ab, dass man jetzt die richtigen Schritte für morgen einleitet, denn „wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“. Ein wichtiger Schritt, der stark durch die digitale Entwicklung geprägt ist, ist das Thema Online-Marketing. Wenn es Fitnessstudios zukünftig nicht gelingt, dort zu sein, wo Ihre jeweiligen Kunden sowie potenziellen Interessenten auch tatsächlich sind, wird es schwer werden, am Markt erfolgreich zu bleiben. Was früher gut funktioniert hat, funktioniert zunehmend nicht mehr und umso wichtiger wird deswegen eine gute Online-Präsenz, eine professionell aufgebaute Webseite, spezielle Landingpages, effektives Suchmaschinen-Ranking, eine Marketing-Automatisierung und insbesondere ein abgestimmter und strategischer Einsatz relevanter Social-Media-Kanäle (Facebook, Instagram, YouTube usw.) Aber aller Digitalisierung zum Trotz: Die Technologie ist nicht dazu da, die persönliche Betreuung zu ersetzen. Und genau hier können Studios auch ansetzen und sich ihre eigene Fitnesscommunity aus loyalen Kunden aufbauen.
5) Schaffen Sie Kundenerlebnisse
Die Schaffung eines herausragenden Kundenerlebnisses sollte eigentlich schon immer zentrale Aufgabe eines Studiobetreibers sein. Einhelliger IHRSA-Tenor war dieses Jahr allerdings, dass man oftmals zu viel Zeit damit verbringt, über das Kundenerlebnis und die Kundenreise (Customer Journey) an sich zu sprechen und dabei die eigenen Mitarbeiter als wichtigen Bindungsfaktor vergisst. Die eigenen Mitarbeiter stehen in direktem Kundenkontakt und können trotz aller digitaler Gadgets bzw. Tools solche Kundenerlebnisse am authentischsten und nachhaltigsten schaffen sowie eine emotionale Bindung zum Studio generieren. Dafür müssen Führungskräfte ihre Mitarbeiter aber gezielt „mitnehmen“, aktiv einbinden und über eine werteorientierte Führung und Kommunikation für das eigene Unternehmen begeistern.
Die Keynote-Speaker auf der IHRSA 2019
Chris Ridell
Digital-Technologie-Experte
Mel Robbins
Autorin & Unternehmerin
Rohit Bhargava
Markenexperte
Denise Lee Yohn
Autorin & Markenberaterin
Bonus-Idee: Bessere Kundenbetreuung durch die „5 Sekunden-Regel“
Mel Robbins stellte in ihrer Keynote-Rede am zweiten IHRSA- Tag eindrucksvoll die im Rahmen ihres Bestsellers behandelte „5 Sekunden-Regel” vor. Die Regel besagt, dass es bei entsprechender Anwendung durch einen mentalen Trick möglich wird, bestimmte Verhaltensweisen trotz aller inneren Widerstände dennoch auszuführen. Besiegen Sie den inneren Schweinehund!
Die „5 Sekunden-Regel” ist dabei sehr einfach anzuwenden. Man zählt einfach von 5 zurück bis 1: 5-4-3-2-1 … sagt sich Aktivierungsworte wie beispielsweise „Los geht´s!“ und beginnt dann direkt mit der Aktion/Umsetzung: zum Beispiel morgens nach dem Aufstehen kalt zu duschen oder eben auch mit Sport aktiv in den Tag zu starten. Diese Methode ist einerseits simpel und andererseits wissenschaftlich auf ihre Funktionsweise geprüft. Das bedeutet: Sie funktioniert! Durch das Zurückzählen von 5 auf 1 werden unsere mentalen Gewohnheiten, also unsere auf Autopilot ablaufenden Verhaltensweisen, unterbrochen und es werden neue Impulse gegeben. Mel Robbins zeigte in ihrem Vortrag zudem zahlreiche Beispiele, wie diese kleine Regel tausende Leben zum Positiven verändert hat. Da die Regel auch ideal dazu geeignet ist, mit Sport und insbesondere mit Fitnesstraining zu starten – auch dann, wenn die innere Stimme dagegenspricht – wäre sie doch eine „Wunderwaffe“ in den Händen eines jeden Fitnesstrainers, oder nicht? Stellen Sie sich vor, Ihre Trainer könnten Ihre Kunden durch den Einsatz eines solchen Werkzeugs und einen kundenorientierten Service/eine kundenorientierte Betreuung dazu bringen, (noch) öfter ins Studio zu kommen und so ihre Ziele noch besser zu erreichen. Wäre das nicht ein weiterer wichtiger Schritt, um Kunden über die „richtigen“ Erlebnisse und Emotionen langfristig zu begeistern und ihr Leben fitter und gesünder zu machen? Sollte deshalb nicht jeder moderne Fitnesstrainer über solch ein effizientes sportpsychologisches Werkzeug verfügen, mit dem die Kunden besser betreut werden können? Sind Ihre Trainer dahingehend ausgebildet? Wäre das nicht auch ein weiterer wichtiger Positionierungsaspekt, um sich neben allen technischen und digitalen Entwicklungen auch in puncto „Touch & Service“ von der Konkurrenz abzuheben, also „anders“ und „einzigartig“ zu sein?
Ausblick
Die nächste Convention & Trade Show der IHRSA wird im kommenden Jahr nun zum dritten Mal hintereinander in San Diego stattfinden, konkret vom 18. bis zum 21. März 2020. Die IHRSA bricht damit ihre Tradition wechselnder Veranstaltungsorte – vielleicht, weil San Diego sich die letzten zwei Jahre so bewährt hat. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.ihrsa.org und auf unseren Onlinekanälen.
Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 03/2019 Leseprobe & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.
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