Ernährung, Markt | Autor/in: Florian Schmidt |

Fleischersatzprodukte im Fokus der fM-Infografik: Was ist drin und wie gesund sind sie?

Foodtrend oder was? Selbst 'eingefleischte' Fleischliebhaber grillen heute Veggie-Burger. In unserer fM Infografik liefern wir Ihnen aktuelle Fakten und Branchenkennzahlen zum wachsenden Markt der vegetarischen und veganen Fleischersatzprodukte. Ernährungswissenschaftler Dennis Pfaff liefert zudem Hintergründe und ernährungsphysiologische Aspekte des Foodtrends.

Der Hype um Fleischersatzprodukte nimmt nicht ab: In den Supermarktregalen bieten immer mehr Unternehmen immer mehr unterschiedliche vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte an.

Wie schmeckt Fleisch ohne Fleisch? Fleischalternativen sind DER neue Foodtrend. Und der Hype um Fleischersatzprodukte nimmt nicht ab – im Gegenteil: In den heimischen Supermarktregalen bieten Unternehmen wie beispielsweise der US-Konzern Beyond Meat oder namhafte deutsche Fleischproduzenten immer mehr unterschiedliche vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte an und auch die Konkurrenz um Impossible Foods schläft nicht.

Die Produkt-Palette reicht von Steaks über Würstchen bis hin zu veganen Burger-Patties und die Artikel sind oft direkt ausverkauft, weil sie so stark nachfragt werden (Mehr dazu lesen Sie bei der WirtschaftsWoche: Warum Beyond Meat so erfolgreich ist).

Fleischersatzprodukte – ein lukrativer Markt  

Laut einer aktuellen Marktübersicht des Handelsblatts mit STATISTA sind der weltweite Absatz und die Umsatzzahlen in diesem Marktsegment in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen. Deutschland liegt beim Umsatz 2018 im internationalen Länderranking hinter den USA und Großbritannien mit geschätzten 200 Mio. US-Dollar auf Platz drei.

Wachstum und kein Ende in Sicht: Angesichts der aktuellen Prognosen können sich die Unternehmen in den nächsten fünf Jahren auf ein weiteres weltweites Umsatzplus von rund 39 Prozent freuen. Der Ansturm auf die veganen Bratlinge zeigte sich auch an der Börse.

Der kalifornische Burger-Produzent Beyond Meet hat mit seinem Börsenstart Geschichte geschrieben: Allein am ersten Handelstag schnellte der Aktienkurs um 163 Prozent in die Höhe.

Fleischlos aus ethischen, religiösen oder ökologischen Gründen

Aber warum sind die Produkte aktuell so erfolgreich? Ein detaillierter Blick auf den deutschen Markt verdeutlicht, dass die Zahl der Vegetarier bzw. der Menschen, die sich ganz bewusst aus gesundheitsphysiologischen, ethischen, religiösen oder ökologischen Gründen weitestgehend fleischlos ernähren, tendenziell zugenommen hat, obgleich hier im Vergleich zu 2018 bereits wieder ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist.

Niedrige Vegetarier-Quote in Deutschland

Der Anteil der Vegetarier in Deutschland liegt neuesten Hochrechnungen zufolge mit 6,1 Prozent (Stand 2019) deutlich unter dem von Indien (38 Prozent), Israel (13 Prozent), Taiwan (12 Prozent), Italien (10 Prozent) oder Österreich (9 Prozent) (Stand 2016). Deutsche Privathaushalte haben im vergangenen Jahr etwa 21.500 Tonnen Fleischersatzprodukte gekauft.

An diesen Zahlen allein sollte man den Hype um Fleischersatzprodukte aber nicht festmachen, denn nicht nur Veganer oder Vegetarier verzehren sie. Auch Fleischliebhaber greifen immer häufiger zumindest punktuell auf pflanzliche Alternativen zurück.

Teils aus schlechtem Gewissen, Neugier, Nachhaltigkeitsüberlegungen oder einfach aufgrund des neuen Lifestyles oder Zeitgeists, wie Globus-Foodscout Richard Kägi gegenüber der WirschafstWoche unlängst erläuterte.


„Für echte 'Carnivoren' bieten sie zwar keine Alternative, aber Fleischesser zu bekehren ist auch nicht ihr primäres Ziel. Sondern sie rütteln am schlechten Gewissen der Leute. Das funktioniert immer besser.“

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Richard Kägi, Schweizer Foodscout


Wenn man sich etwas differenzierter mit dem Thema auseinandersetzt, wird schnell deutlich, dass seitens der Firmen sehr oft der Nachhaltigkeitsaspekt in den Vordergrund gerückt wird. Die Zahlen sprechen im Vergleich zur konventionellen Fleischindustrie hinsichtlich Wasserverbrauch und Treibhausgasen auf den ersten Blick eine deutliche Sprache, aber das ist nur die eine Seite der Medaille.

Die Fleischalternativen von Beyond Meat geraten beispielsweise nach dem ersten Hype zunehmend in die Kritik von Verbraucherschützern, da sie aus deren Sicht industriell hoch verarbeitete Lebensmittel darstellen und das nur teilweise mit einem umfassenden Ökogedanken vereinbar sei.

Inhaltsstoffe und Gesundheit

Was ist drin in den veganen Burger-Patties? Dazu haben wir mit Ernährungswissenschaftler Dennis Pfaff, Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und der BSA-Akademie: „Die meisten veganen Patties bestehen aus pflanzlichen Proteinen, wie etwa Erbsenprotein oder Sojaprotein, auch Gemüse kann als Grundlage verwendet werden.“

„Zudem ist immer eine Fettquelle (meist raffiniertes Kokosnussöl) enthalten. Für eine lange Haltbarkeit und den fleischähnlichen Geschmack kommen noch Zusatzstoffe hinzu – für die rötliche, fleischähnliche Farbe wird mit Rote-Beete-Konzentrat oder Farbstoff aus Roter Beete gearbeitet“, ergänzt der Experte.

Zusatzstoffe und Verarbeitung

Und weiter: „Wenn man ein Lebensmittel aus einzelnen Zutaten zusammenbaut, muss man Zusatzstoffe zugeben. In diesem Fall Aromen, damit das Produkt einen fleischähnlichen Geschmack bekommt, Stabilisatoren, damit die Masse zusammengehalten wird, und Antioxidationsmittel für die Haltbarkeit, außerdem Farbstoffe für die Optik.“

Laut Pfaff sollte man den Hype um die veganen Burger differenziert betrachten. Schließlich kommt es nicht nur auf die Inhaltsstoffe, sondern auch die Verarbeitung an. Besondere Allergiker sollten ganz genau hinschauen, was in den Veggie-Burger-Patties drin ist.

Intransparente Herkunft

Im Vergleich zu Fleisch oder Fischprodukten ist bei den Convenience-Produkten wie Veggie-Burger-Patties die Herkunft der genauen Inhaltsstoffe nicht immer transparent und nachvollziehbar, deshalb sollte man beim Kauf der Fleischalternativen auf Produkte aus biologischem Anbau zurückgreifen.


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„In stark verarbeiteten Lebensmitteln wie den Patties ist der Anteil an Mikronährstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen denkbar gering. Sich größtenteils davon zu ernähren, entspricht keiner gesunden, abwechslungsreichen und ausgewogenen Ernährung“, sagt Dennis Pfaff.

Kein 'Freifahrtschein' für die tägliche Ernährung

Und fügt hinzu: „Man sollte die veganen Patties daher nicht als 'Freifahrtschein' für die tägliche Ernährung sehen, nur weil sie auf rein pflanzlichen Zutaten basieren. Ich würde das eine Patty nicht gesünder einstufen als das andere, auch nicht im Vergleich mit vielen anderen Fertigprodukten.

Es spreche jedoch nichts dagegen, sie als Fleischalternative ab und an zu verzehren.


„Am gesündesten ist es natürlich, selbst zu kochen.“

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Dennis Pfaff, Ernährungswissenschaftler und Dozent an der DHfPG und BSA-Akademie


Vegane Burger-Patties lassen sich mit den richtigen Rezepten nämlich zu Hause schnell und einfach selbst herstellen – zum Beispiel auf Basis von Hülsenfrüchten, Getreiden oder Nüssen. So wissen Sie immer ganz genau, was drin ist in Ihrem veganen Burger.

Mit dem Bachelor of Arts Ernährungsberatung an der DHfPG und den Ausbildungen der BSA-Akademie im Fachbereich Ernährung sind Sie und Ihre Mitarbeiter immer auf dem Laufenden und können sich bestens für die neuen Herausforderungen des Marktes wappnen.