Ernährung, Fitness, Gesundheit | Autor/in: Anika Dornberg |

Koronare Herzkrankheit: Warum Ernährung und Bewegung in der Prävention so wichtig sind

Zu den Ursachen einer koronaren Herzerkrankung zählen neben Rauchen, Bluthochdruck, hohen Blutfettwerten oder genetischer Prädisposition auch Bewegungsmangel, Stress, Übergewicht und schlechte Ernährungsgewohnheiten. Wer seinen Lebensstil ändert, trägt viel zum Behandlungserfolg und zur Prävention der Erkrankung bei. Der folgende Artikel fasst die aktuelle Studienlage zusammen und gibt Empfehlungen für die Prävention der koronaren Herzkrankheit in der Praxis.

Empfehlungen für die Prävention koronare Herzkrankheit die aktuelle Studienlage

Koronare Herzkrankheit (KHK) bezeichnet eine schwerwiegende Erkrankung des Herzens, bei der es zu einer Durchblutungsstörung des Herzmuskels kommt.

Grund dafür sind durch Verkalkungen (Arteriosklerose) verengte Koronararterien. Diese Arterien sind Blutgefäße, die den Herzmuskel kranzförmig umgeben und ihn mit sauerstoffreichem Blut und energieliefernden Nährstoffen versorgen. Entstehen durch die Arteriosklerose Engstellen oder Verschlüsse in den Herzkranzgefäßen, kann der für die Versorgung mit Sauerstoff notwendige Blutfluss behindert werden.

Dies führt unter Umständen zu starken Schmerzen in der Herzgegend, die in andere Körperteile ausstrahlen können (vgl. Abb. 1). Langfristig gesehen wird das Herz durch diese Unterversorgung geschädigt und es kann zu schwerwiegenden Folgen wie Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt und plötzlichem Herztod kommen.

Epidemiologie

Seit Jahrzehnten wird das Krankheitsspektrum in Deutschland von den Herz-Kreislauf-Erkrankungen dominiert. Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die Todesursache Nummer eins. Jeder sechste Deutsche (16 %) zwischen 40 und 79 Jahren erkrankt an einer der fünf häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Hirnschlag, KHK, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und periphere arterielle Verschlusskrankheit.

Laut einer im Rahmen des Gesundheitsmonitorings des Robert Koch-Instituts (RKI) durchgeführten Studie litten von den 40- bis 79-Jährigen 9,3 Prozent der Deutschen bereits einmal an einer KHK. Frauen erkranken deutlich seltener daran als Männer (Gößwald et al., 2013).

Risikofaktoren

Bei der Entstehung von KHK spielen sowohl beeinflussbare wie auch nicht beeinflussbare Risikofaktoren eine Rolle (BÄK et al., 2019).

Zu den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren zählen:

  • Lebensalter (Männer > 45 Jahre, Frauen > 55 Jahre)
  • Geschlechtsspezifische Prädisposition (männlich)
  • Genetische Veranlagung

Als beeinflussbare Risikofaktoren gelten:

  • Rauchen und Alkoholabusus
  • Übergewicht und Adipositas
  • Bluthochdruck
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Diabetes mellitus
  • Bewegungsmangel
  • Psychosoziale Faktoren

Jeder Risikofaktor für sich hat negative Auswirkungen auf die Gesundheit, aber eine Kombination mehrerer erhöht z. B. ein Infarktrisiko um ein Vielfaches.

Rauchen und Alkoholmissbrauch

Rauchen erhöht das Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen maßgeblich. Umso problematischer ist der hohe Anteil an Rauchern in Deutschland: Etwa jeder dritte Erwachsene raucht.

Im Gegensatz zum Rauchen ist ein moderater Alkoholgenuss nicht per se ungesund. Die Leitlinien für KHK sowie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) befürworten einen Alkoholkonsum von weniger als 20 Gramm pro Tag bei Männern und weniger als 10 Gramm am Tag bei Frauen, wobei diese Angaben nicht als Aufforderung verstanden werden dürfen, täglich Alkohol zu konsumieren (DGE, 2018).

Übergewicht und Adipositas

Auch bauchbetontes Übergewicht und Adipositas beeinflussen die Entstehung einer KHK. Übergewicht steigert aufgrund seines Einflusses auf den Blutdruck und Cholesterinspiegel das KHK-Risiko um circa 45 Prozent (Bogers et al., 2007).

In Deutschland sind 53 Prozent der Frauen und 67 Prozent der Männer übergewichtig oder adipös, wobei diese Angaben mit zunehmendem Alter ansteigen.

Fettstoffwechselstörungen und Diabetes mellitus

Fettstoffwechselstörungen sind ebenfalls weit verbreitet und ein wichtiger Risikofaktor für Arteriosklerose und ihre Folgeerkrankungen, insbesondere für die KHK.

Die Verbindung zwischen einer erhöhten LDL-Cholesterin-Konzentration (LDL = Low-Density-Lipoprotein) und dem steigenden Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen ist durch viele Studien belegt. Auch gilt die Potenzierung des Risikos durch Co-Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Übergewicht, Bewegungsmangel und eine familiäre Prädisposition als gesichert.

Erhöhte Blutzuckerkonzentrationen über einen längeren Zeitraum gehen mit einem erhöhten Risiko für arteriosklerotische Gefäßerkrankungen einher.

Bundesweit leiden 4,6 Millionen der 18- bis 79-Jährigen unter einem Diabetes mellitus. Das sind 7,2 Prozent der Erwachsenen (7,4 % der Frauen, 7,0 % der Männer). Das Vorkommen steigt mit zunehmendem Alter deutlich an (Heidemann et al., 2013).

Bewegungsmangel und psychosoziale Faktoren

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Bewegungsmangel insgesamt als den viertwichtigsten Risikofaktor für Mortalität ein (WHO, 2011; Rütten & Pfeifer, 2016).

Die Mindestanforderungen (2,5 Stunden pro Woche) werden allerdings Untersuchungen zufolge bei etwa vier Fünfteln der Deutschen nicht erfüllt (Krug, 2013). Männer erreichen dabei das empfohlene Aktivitätsniveau häufiger als Frauen, wobei in den letzten Jahren ein höheres Aktivitätsniveau bei den über 60-Jährigen zu verzeichnen ist.

Im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat sich gezeigt, dass regelmäßige Bewegung das Risiko von KHK deutlich reduziert.

Für psychosoziale Faktoren wie psychische Belastung am Arbeitsplatz oder in der Familie, zunehmende soziale Isolation, Depressionen oder negative Emotionen wie Feindseligkeit und Neigung zu Ärger ist nachgewiesen worden, dass sie maßgeblich Einfluss auf das Gesundheitsverhalten haben und das Risiko einer KHK erhöhen (Albus und Siegrist, 2005).

Maßnahmen zur Prävention und begleitend zur Therapie

Die Behandlung von KHK verfolgt zwei Ziele: Beschwerden lindern und ersten Folgen wie Herzinfarkt vorbeugen. Wichtig hierbei ist ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung und dem Verzicht auf Rauchen.

Doch wie muss eine herzgesunde Ernährung aussehen? Welche Empfehlungen sind wissenschaftlich belegt?

Mente stellte 2009 ein systematisches Review zusammen, in dem er den Einfluss von Ernährungsgewohnheiten auf die Entstehung, Vermeidung und den Verlauf von Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersuchte.

Der Wissenschaftler konnte eine hohe Evidenz für die protektiven Effekte einer gesunden Ernährung durch beispielsweise einen erhöhten Verzehr von Gemüse, Nüssen und einem mediterranen Ernährungsmuster aufzeigen. Für Folsäure, Vollkornprodukte, Vitamin E und C in Nahrungsmitteln, Beta-Carotin, Obst und Getreide ließ sich eine – wenn auch etwas niedrigere – Evidenz für die positiven Wirkungen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen feststellen. Die in dem Review untersuchten Studien zeigten darüber hinaus eine Evidenz für den negativen Einfluss von Transfettsäuren sowie einer Ernährung mit hohem glykämischen Index bzw. hoher glykämischer Last auf die Herzgesundheit.

Auch andere Autoren untersuchten den Einfluss von Ernährung bzw. Nährstoffen auf die Kardioprotektion.

So kamen Zyriax und Windler (2018) zu dem Ergebnis, dass die Ernährung und der Lebensstil eine herausragende Rolle bei der Entstehung kardiovaskulärer Risikofaktoren sowie bei der Manifestation und Prognose der KHK spielen. Demzufolge verspricht eine strikte Ernährungs- und Lebensstilintervention die Möglichkeit einer kurativen Therapie.

Friedrichsen (2019) kam zu dem Schluss, dass Ernährung bzw. Nährstoffe ein großes Potenzial für die Prävention und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Dieser Zusammenhang gilt sowohl für verschiedene Ernährungsformen und einzelne Lebensmittelgruppen wie Nüsse, Olivenöl und Fisch als auch für einzelne Nährstoffe, beispielsweise Omega-3-Fettsäuren, Magnesium und Vitamin D.

Auch Schmiedel (2020) bestätigte die Wirksamkeit von Omega-3-Fettsäuren bei KHK.

Praxisempfehlungen

Ernährung (modifiziert nach BÄK, 2016):

1. Mehr Gemüse und Obst essen – statt „5 am Tag“, Gerichte mit ausschließlich/überwiegend Gemüse, hochwertigen Fetten, Hülsenfrüchten und Vollkorngetreideprodukten zusammenstellen
2. Hochwertige Speisefette/Öle, z. B. Kokosfett, Oliven-, Raps- sowie Lein- und Walnussöl, einsetzen; Heiß-/Kaltanwendung beachten: zum Braten/Backen Kokosfett (210 °C), raffiniertes/natives Olivenöl (180 °C), raffiniertes Rapsöl (< 140 °C); für Salate, Joghurts etc. natives Oliven-/Rapsöl sowie Lein-/Walnussöl
3. 30 Gramm ungesalzene Nüsse/Samen pro Tag verzehren (gesundheitsfördernde Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System)
4. Fetthaltige Speisen (auch Transfette) selten und in kleinen Mengen zu sich nehmen (z. B. fettes Fleisch, fette Fertigprodukte, Sahne, fette Süß- und Backwaren)
5. Zweimal pro Woche fettreichen Fisch wie Hering, Lachs oder Makrele genießen (positiver Effekt auf Herz und Gefäße durch hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren)
6. Zuckerhaltige Getränke wie Fruchtsäfte oder Limonaden vermeiden, stattdessen reichlich Wasser und ungesüßte Tees konsumieren
7. Alkohol nur in Maßen genießen– nicht mehr als ein bis zwei kleine Gläser pro Tag (Männer: 20g; Frauen: 10g); variiert je nach Alkoholgehalt des Getränks
8. Gesunde – abwechslungsreiche und kaloriengerechte – Speisen zu sich nehmen zur Vermeidung einer Gewichtszunahme
9. Rauchen und Passivrauchen vermeiden, um die Mortalität zu senken

Bewegung (modifiziert nach BÄK et al., 2019):

1. Stressfaktoren mittels Sport, körperlicher Aktivität, Lesen eines Buches etc. bewältigen
2. Körperliche Aktivität auch im Alltag steigern, zum Beispiel Treppen statt Aufzüge nutzen, im Garten arbeiten und kürzere Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen
3. Bei körperlicher Belastung und vorliegender KHK können auch Beschwerden auftreten, daher Art und Umfang des Trainings an die eigene Belastungsfähigkeit anpassen
4. Mindestens zwei Stunden Ausdauertraining pro Woche sind – nach ärtzlicher Absprache – empfehlenswert (z. B. Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking, Gymnastik, Tanzen oder Aerobic) – die Aktivität sollte Spaß machen, damit man sie langfristig ausübt
5. Nach ärztlicher Absprache ist auch ein intensiveres Training oder Krafttraining möglich; Anstrengung sollte vorhanden sein, aber keine Beschwerden spürbar, die Atmung sollte etwas schneller als normal, aber eine Unterhaltung in ganzen Sätzen möglich sein

Fazit

Durch eine Ernährungsumstellung mit mehr Obst und Gemüse sowie hochwertigen Fetten und weniger Zucker kann das Risiko für eine KHK gesenkt werden. Daneben sollte die körperliche Aktivität im Alltag gesteigert und das Stresslevel reduziert werden. So wird sowohl die Prävention als auch der Verlauf einer KHK positiv beeinflusst.

Über die Autorin

Anika Dornberg, Ökotrophologin, hat mehrjährige Berufserfahrung u. a. am Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde (Kieler Adipositas Präventionsstudie, KOPS) gesammelt. Sie ist Dozentin, Autorin und Tutorin an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und der BSA-Akademie.

Auszug aus der Literaturliste

Friedrichsen, H.-P. (2019). Kardioprotektion durch Ernährung bzw. Nährstoffe. Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin, 17 (03), 11–19.

Schmiedel, V. (2020). Omega-3-Fettsäuren und KHK – völlig nutzlos oder evidenzbasiert wirksam? Erfahrungsheilkunde, 69 (01), 6–14.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

Diesen und weitere Artikel finden Sie in der mfhc 02/2020 & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.

Zum Abonnement
mfhc 02/2020