Ernährung, Fitness, Gesundheit | Autor/in: Aline Emanuel |

Ernährungspsychologische Erfolgsstrategien – Mit Coaching persönliche Ziele erreichen

Zum Jahresbeginn setzen sich viele Menschen neue gesundheitsbezogene Ziele. Um diese zu erreichen, ist es oftmals notwendig, auch das eigene Ernährungsverhalten zu verändern. Wie ein gutes Ernährungscoaching bei der Umsetzung gesundheitlicher Vorsätze unterstützen kann, zeigt der nachfolgende Artikel.

Ernährungspsychologische Erfolgsstrategien

Als Unternehmensleitung oder Trainer:in kennen Sie das alljährliche Phänomen: Anfang Januar strömen die Mitglieder und Neukund:innen in die Sport-, Fitness- und Gesundheitsanlagen, um ihre guten Vorsätze für das neue Jahr in die Tat umzusetzen.

Natürlich begleiten Sie als Trainer:in diese Personen bei der konkreten Definition und bei der Erreichung ihrer Ziele. Es werden Gespräche geführt, Ziele genannt und neue Trainingspläne geschrieben. Aber wie ernst wird der Aspekt Ernährung dabei thematisiert?


 


Zwischen den Zeilen lesen, oder besser hören

Ein bestehendes oder neues Mitglied kommt in der Regel mit einer spezifischen Zielsetzung in das Unternehmen. Zur Veranschaulichung und aufgrund der branchenspezifischen Relevanz wird nachfolgend das Thema Gewichtsreduktion in den Fokus gerückt.

Ein:e Kund:in gibt an, jetzt wieder mehr trainieren zu wollen, da er:sie die überflüssigen Pfunde verlieren möchte. Jetzt sind Sie gefragt: Sie erkennen das Potenzial und gehen den nächsten Schritt.


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Ziele definieren und ein Angebot kreieren

Oftmals wird der Trainingsplan erstellt und ein wenig über die Ernährung „geplaudert“. Das reicht aber nicht aus. Sie als Fachkraft wissen, dass die Kalorienbilanz ein elementarer Faktor bei der Gewichtsreduktion ist.

Erfolgreiche Trainer:innen und Unternehmen haben die Aufgabe, die Wünsche und Ziele ihrer Klientel ernstzunehmen und ihnen ein Angebot zu kreieren, das die Zielerreichung maximal unterstützt. Daher sollte ein Trainingsplan bestenfalls an ein individuelles Ernährungscoaching gekoppelt sein, das die Festlegung von Zielen, die Erstellung von Handlungsplänen, die Vermittlung von Selbstvertrauen sowie die Befähigung zum selbstbestimmten Handeln umfasst.

Denn Coachingstrategien, die auf die Änderungen des gesamten Ernährungsverhaltens abzielen, stellen eine vielversprechende Möglichkeit und einen hochwirksamen, nachhaltigen Ansatz zur Gewichtsreduktion dar (Dayan, Sforzo, Boisseau, Pereira-Lancha & Lancha, 2019).

In einem ersten Schritt legen Sie also kurz-, mittel- und langfristige Ziele fest, die zum Individuum passen. Geben Sie keine Ziele vor, sondern erarbeiten Sie diese gemeinsam mit der abnehmwilligen Person. Die SMART-Formel (= spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch, terminiert) kann dabei von großem Nutzen sein (Whitmore, 1997).

Achten Sie währenddessen auf eine wertschätzende Atmosphäre: Der gecoachten Person muss gezeigt werden, dass sie bereits vieles richtig umsetzt. Sie sollte dazu motiviert werden, an die bisherigen Erfolge anzuknüpfen. Es gibt Lob für jeden noch so kleinen Schritt.

Individuelle Voraussetzungen

Sie möchten kein Massenprodukt anbieten? Dann nehmen Sie sich Zeit für Ihre Kund:innen und erstellen Sie ein individuell passendes Konzept mittels einer konkreten Verhaltensanalyse. Mit dem Konzept sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden, um sich gegenüber der Konkurrenz abzuheben:

  • Alltag/Arbeitszeiten
  • Lieblingslebensmittel
  • Abneigungen
  • Essgewohnheiten (z. B. kein Frühstück vor 11 Uhr)
  • Ernährungsformen (z. B. vegetarisch, Low Carb)
  • Individuelle Bedürfnisse (z. B. Mikronährstoffversorgung)
  • Individuelle Anpassbarkeit, wenn es die Situation erfordert (z. B. Einladung zu Kaffee und Kuchen)

Denn nur, wenn Menschen zu 100 Prozent überzeugt davon sind, dass ihr Vorhaben gut umsetzbar ist und sie Gefallen daran finden, weil ihre Vorlieben und Abneigungen berücksichtigt wurden, werden sie ihre Ziele erreichen können.

Erarbeiten Sie darüber hinaus die persönlichen Essmotive. Sind diese rational oder emotional? Isst die Person einfach immer das, was in der Kantine angeboten wird? Oder isst sie aus Gewohnheit?

Zu welchem Esstyp gehört die Person? Finden Sie ein „geübtes, aber gestresstes Alltagsmanagement-Ass“ vor sich, das sich nach Work-Life-Balance sehnt und hohe Ansprüche an die optimale Ernährung seiner Familie hat? Oder arbeiten Sie mit einem „freudlosen Gewohnheitstier“, das stark an Routinen und Traditionen festhält und eher zur älteren Zielgruppe gehört? Esstypen sind stark abhängig vom Alter und von der Generation. Beachten Sie dies bei der individuellen Beratung.



Die Maßnahmensammlung

Nicht Sie geben den Ernährungsplan vor, Ihr:e Kund:in erarbeitet ihn selbst mit Ihrer fachlichen Unterstützung. Denn Coaching bedeutet Hilfe zur Selbsthilfe. Ein richtiges Coaching wird heute noch zu selten umgesetzt bzw. angewendet. Nutzen Sie dies also als Ihr Alleinstellungsmerkmal und seien Sie anders als die Konkurrenz, die z. B. Massenprodukte anbietet!

Im Coaching sollten Sie darauf achten, mehr zu fragen als anzuleiten. Sie geben also keine Maßnahmen vor, die umgesetzt werden sollen. Stattdessen erklären Sie die Hintergründe und lassen daraus Schlussfolgerungen und eigene Maßnahmen ziehen. Vermitteln Sie also beispielsweise einer Person, die ihr Gewicht reduzieren möchte, was nach einer Mahlzeit mit hohem glykämischem Index im Körper vorgeht. Mit diesem Wissen wird sie ihre früheren Ernährungsgewohnheiten hinterfragen und motivierter sein, ihr Verhalten zu ändern.

Fordern Sie anschließend dazu auf, Ideen zu entwickeln, wie zukünftig mit Lebensmitteln umgegangen werden kann, die einen hohen glykämischen Index aufweisen. Aus den eingebrachten Vorschlägen erstellen Sie einen gemeinsamen Maßnahmenkatalog. Dabei greifen Sie als Trainer:in und Coach:in nur dann ein, wenn es fachlich notwendig ist und Ideen ergänzt werden sollten. Nehmen Sie sich selbst sehr zurück und lassen Sie Ihr Gegenüber ausreden. Seien Sie empathisch und versetzen Sie sich in die Situation der gecoachten Person. Ein klient:innenzentrierter Beratungsstil zeichnet sich durch die Echtheit, die wertschätzende Einstellung und die Empathie gegenüber sich selbst und den Kund:innen aus (Rogers, 1991).

Arbeiten Sie in einem weiteren Schritt an Aktionsplänen und einem präventiven Barrierenmanagement. So wird Ihr Coaching nach dem GROW-Modell (Modell zur Zielsetzung und Problemlösung, Whitmore, 1997) vervollständigt. Legen Sie innerhalb des Aktionsplans fest, wann, was, wie, wo umgesetzt werden soll, was dafür organisiert werden muss und wer hierbei unterstützend einwirken kann.

Ist das Vorhaben konkretisiert, hilft ein Barrierenmanagement dabei, den Plan in die Tat umzusetzen und an diesem festzuhalten. Hierfür setzt sich der:die Klient:in mit möglichen Hindernissen (z. B. Lieblingsschokolade im Angebot) auseinander, auf die er:sie bei der Umsetzung seines:ihres Plans stoßen könnte und überlegt sich entsprechende Gegenstrategien. Auch das Thema „Innerer Schweinehund“ kann neben Zeitmangel und Ablenkung bzw. Versuchung hier thematisiert werden.


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Die Evaluation und dauerhafte Betreuung

Wenn seit Betreuungsbeginn einige Wochen vergangen sind und Ihr:e Klient:in eine starke Bindung zu Ihnen und Ihrem Unternehmen aufgebaut hat, ist Ihre Aufgabe die Evaluation. Hierfür überprüfen Sie die Zielerreichung und besprechen das Ergebnis mit Ihrer:Ihrem Kund:in.

Sind Ziele nicht erreicht worden, erörtern Sie gemeinsam mögliche Gründe. Vielleicht stellen Sie dabei fest, dass diese Ziele neu definiert oder modifiziert werden müssen. Bleiben Sie individuell!

Unabhängig davon sollten Sie weiterhin auf individuelle, persönliche Ansprachen achten und sich Zeit für Gespräche nehmen. Da Ernährungscoaching ein wirksames Instrument für eine dauerhafte Änderung von Ernährung und Lebensstil ist (Aparicio et al., 2021), kann Ihre Wertschätzung zu einer langfristigen Bindung führen.


Fazit

Nutzen Sie das Wissen Ihrer Fachkräfte im Unternehmen und betreuen Sie Ihre Klientel individuell statt nur pauschal. Mit einem kund:innenspezifischen Coaching, das Ernährung, Training und Verhaltenstraining einschließt, werden Ihre Kund:innen die Neujahrsziele besser erreichen und langfristiger halten. Somit werden Anerkennung, Wertschätzung und die Stabilisation der Mitgliederzahlen ermöglicht.


Über die Autorin

Aline Emanuel, M. A. Prävention und Gesundheitsmanagement sowie B. A. Ernährungsberatung, bringt mehrjährige Erfahrung in der Ernährungsberatung verschiedener Zielgruppen mit. Sie ist als Dozentin, Tutorin und Autorin für die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und als Leiterin des Fachbereichs Ernährung an der BSA-Akademie tätig.


Literaturliste

Aparicio, A., Perea Sánchez, J. M., González-Rodríguez, L. G. & Estevan, M. d. C. (2021). Nuevas técnicas de atención al paciente: el coaching nutricional. Nutritión Hospitalaria, 38 (2), 49–53.
Dayan, P. H., Sforzo, G., Boisseau, N., Pereira-Lancha, L. O. & Lancha ., A. H., Jr (2019). A new clinical perspective: Treating obesity with nutritional coaching versus energy-restricted diets. Nutrition, 60, 147–151.
Rogers, C. (1991). Die klientenzentrierte Gesprächstherapie. Client-Centered Therapy. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag.
Whitmore, J. (1997). Coaching für die Praxis. München: Heyne.

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