Digital, Management | Autor/in: fM Redaktion |

"Touch & Tec bringt es auf den Punkt"

fM Interview zur Digitalisierung: Matthias Wolf ist Geschäftsführer der Medien- und Werbeagentur Motion One GmbH und seit 40 Jahren in der Fitness- und Medienbranche zu Hause.

'Kommunikation auf dem Postweg ist nicht zeitgemäß', sagt Matthias Wolf, Geschäftsführer Motion One GmbH.

fM: Die Digitalisierung ist eines der bestimmenden Themen unserer Zeit. Oft gehen die Auffassungen, was damit gemeint ist, weit auseinander. Was ist Ihr Verständnis von „Digitalisierung“?
Matthias Wolf:
Digitalisierung bedeutet zum einen, wiederkehrende Prozesse – egal aus welchem Bereich – zu automatisieren.Zum anderen werden Informationen aus allen möglichen Quellen über Schnittstellen miteinander verknüpft, indem man sie z. B. in einer Datenbank zusammenführt.

Auf diese Informationen kann von anderer Stelle aus zugegriffen werden, um das Unternehmen voranzubringen.

Auf ein Studio übertragen bedeutet das, dass z. B. Checklisten über eine App auf dem Smartphone oder Tablet geführt werden, anstatt sie auszudrucken. Die Clubleitung kann diese Daten im zweiten Schritt jederzeit und von überall für das Controlling, die Bedarfsplanung oder ihr QM nutzen. Je mehr dieser einzelnen, digitalisierten Prozesse miteinander vernetzt sind und je größer die Datenmenge ist, desto mehr ist ein Unternehmen digitalisiert.

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Unternehmen über API- Schnittstellen untereinander zu vernetzen, und sich gegenseitig Zugriff auf Daten zu gewähren. Das sollte aber nur geschehen, um für den Kunden einen Mehrwert zu generieren.

fM: Welche Entwicklung hat die Fitness- und Gesundheitsbranche in Bezug auf die Digitalisierung in den vergangenen Jahren vollzogen?
Matthias Wolf:
Aus meiner Sicht hat die Fitnessindustrie schon relativ viel gemacht und hat auch versucht, möglichst viele Informationen zu vereinen. Viele der großen Player haben ihre Geräte und Konzepte über offene Schnittstellen für andere Anbieter zugänglich gemacht und unterstützen sich gegenseitig. Die Clubs können davon profitieren.

Auf Seiten der Studios sind einige im digitalen Bereich sehr gut unterwegs. Bei der großen Masse sehe ich aber noch Handlungsbedarf. Die Kommunikation mit den Kunden läuft häufig noch über das Telefon oder den Postweg.

Das ist nicht zeitgemäß und auch teuer. Die Möglichkeiten von WhatsApp und Instagram werden bisher kaum genutzt. Wenn ich mir dann ansehe, wie erfolgreich Influencer ihre Kanäle betreiben, dann denke ich, dass auch Studios mit wenig Aufwand und etwas Feingefühl ihre Reichweite erhöhen können.

Es muss in der Breite umgedacht werden, wenn unsere Branche in diesem Bereich den Stellenwert einnehmen soll, der ihr zusteht.

fM: Das Angebot an digitalen Lösungen und Anwendungen wird immer größer. Dadurch fällt es schwerer, das Sinnvolle vom Überflüssigen zu unterscheiden.
Welche Tipps, die bei der Auswahl von digitalen Assistenten und digitaler Ausstattung helfen, geben Sie Studiobetreibern und Trainern?

Matthias Wolf:
Das Herz einer gesunden Anlage ist für mich nach wie vor die Studio-Software. Das sollte kein Betreiber vernachlässigen, schon gar nicht beim Thema Datenschutz.

Leider ist oft eine Software in Betrieb, die man irgendwann mal gekauft hat. In der Studioverwaltung findet aber das Controlling statt, es wird letztendlich das Geld verdient und es laufen auch alle digitalisierten Prozesse dort zusammen.

Deshalb sollte dieser Punkt bei der Investitionsplanung nicht vernachlässigt werden. Und die Möglichkeiten, die einige Anbieter den Studios mit ihren Produkten eröffnen, sind wirklich genial. Sie müssen nur richtig umgesetzt werden.

Eine Top-Webseite, eine Studio-App und eine professionell betreute Social-Media-Präsenz sind ein Muss! Die Homenpage sollte dabei als Kommunikationstool für Neumitglieder sowie Interessenten und die App als unkomplizierter Kontakt zu den bestehenden Mitgliedern dienen. Dabei ist ganz wichtig: mobile first! Meiner Erfahrung nach kommen inzwischen 95 Prozent der Besuche auf den Studio-Homepages von mobilen Endgeräten. Deshalb müssen die Seiten für die Ansicht auf Smartphones optimiert werden.

Entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung ist aber, dass sich ein Social-Media-Manager hauptamtlich darum kümmert. Es müssen Zeit und Ressourcen investiert werden, wenn der Social-Media-Auftritt und die digitale Transformation gelingen sollen. Das ist elementar, weil man sonst in ein paar Jahren für ganze Zielgruppen nicht mehr sichtbar ist.

fM: Wo liegen für Sie aus heutiger Sicht die Grenzen der Digitalisierung, insbesondere im Fitnessbereich?
Matthias Wolf:
Die Grenze ist für mich dort, wo der Kunde nicht mehr im Mittelpunkt steht. Mit elektronischem Check-In und Spind-Schlüssel kann ich gut leben. Wenn aber kein Mitarbeiter mehr da ist, dann ist das für mich der verkehrte Blick. Was unterscheidet ein Studio denn dann vom reinen Online-Anbieter? Fitnessclubs leben auch von der sozialen Interaktion und brauchen einfach gut ausgebildete Trainer.

fM: Welche technologischen Entwicklungen sind aus Ihrer Sicht relevant und haben das Potenzial, die Dienstleistungen der Fitness- und Gesundheitsbranche in Zukunft zu prägen?
Matthias Wolf:
Virtual Reality hat auf jeden Fall ein gutes Potenzial und Künstliche Intelligenz ist auch ein Riesenthema.

Für mich ist aber viel interessanter, die technischen Möglichkeiten von heute effektiv zu nutzen. Wenn ich mir ansehe, wie viel Geld manche YouTuber mit ihren Videos und Livestreams verdienen, frage ich mich schon, warum Studios nicht regelmäßig Trainingstipps als Livestream übertragen oder z. B. auch Videos von Entspannungskursen hochladen.

fM: Wie können Fitnessstudios der digitalen Konkurrenz begegnen? Was müssen Studios und auch Trainer ihren Mitgliedern anbieten, damit sie langfristig nicht durch digitale Angebote ersetzt werden können?
Matthias Wolf:
Das Motto des Aufstiegskongresses bringt es auf den Punkt: Touch & Tec – besser kann man es nicht sagen. Wenn man es schafft, die Technik mit menschlichem Kontakt zu verbinden, kann man sich immer vom Wettbewerb abheben.

Ein Patentrezept gibt es dafür nicht, aber Menschen wollen mit Menschen interagieren. Deshalb ist es so wichtig, dass Studios sich vor Ort eine reelle Community schaffen, keine virtuelle, und diese dann über digitale Medien vernetzen und ständig mit ihr in Verbindung sind.

Den Trainern kommt dabei eine ganz entscheidende Rolle zu. Sie müssen Menschen verstehen und sie zusammenbringen.

fM: Welche Entwicklung erwarten Sie für die Digitalisierung in der Fitnessbranche in den kommenden Jahren?
Matthias Wolf:
Die Daten der Kunden werden immer wichtiger. Je mehr man über seine Mitglieder weiß, desto besseren Einblick hat man in ihre Wünsche. Studios können die Daten ihrer Kunden nutzen, um ihnen die bestmögliche individuelle Dienstleistung zu bieten.

Mit 'Tec' kann ich Daten sammeln und dadurch den Faktor 'Touch' ausbauen und so den Kunden begeistern, dass er gern zum Training ins Studio kommt und gern das Geld für seine Mitgliedschaft bezahlt.

Zur Person

Matthias Wolf ist gelernter Informatiker und seit 40 Jahren in der Fitness- und Gesundheitsbranche zu Hause, davon über 23 Jahre als Betreiber von zwei Multifunktionsanlagen. Seit 2008 ist er Mitinhaber der Medien- und Werbeagentur Motion One, gründete 2017 die Agentur Media Motion GmbH und war 2018 Mitveranstalter des Digitalen Medienkongresses DIE MEMO.

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