Saisonspezifische Gruppentrainingsangebote

Saisonale Periodisierung für Leistungs- und Gesundheitssport im Gruppentraining fördert die Zielerreichung der Mitglieder und den Studioerfolg.
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Saisonspezifische Gruppentrainingsangebote: Mehrere Personen unterschiedlichen Alters trainieren gemeinsam mit Fitnessbändern in einem hellen Kursraum, unten links ist ein Porträt von Michelle Schmitt.
Eine saisonale Periodisierung ist auch für den Kursbereich sinnvoll.
Eine Periodisierung im Training spielt zum Erreichen der persönlichen Ziele eine große Rolle. Verschiedene Gruppentrainingsangebote können dabei sowohl den saisonalen Leistungssport als auch den jahresübergreifenden Gesundheitssport unterstützen. Davon profitieren nicht nur die Trainierenden, sondern auch die Gesundheits- und Fitnessanlagen.

Sobald eine Person beginnt zu trainieren, setzt sie sich persönliche Ziele. Dabei kann zwischen gesundheitlichen und sportspezifischen Zielen unterschieden werden. Zu den gesundheitlichen Zielen können beispielsweise „Körpergewicht reduzieren“ oder „Rückenschmerzen vorbeugen“ zählen.

Zu den sportspezifischen Zielen hingegen gehören die Verbesserung der Kraft, Koordination und Ausdauer sowie die Förderung der Beweglichkeit (Epperlein, Wichmann & Deussen, 2021, S. 75).

Während sich Trainierende im Gesundheitssport eher gesundheitliche Ziele setzen, spielen sportspezifische Ziele vor allem im Leistungssport eine wichtige Rolle. Sie können sich aber auch in den jeweiligen Bereichen durchmischen, die Wichtigkeit kann hierbei unterschiedlich eingeordnet werden.

Im Leistungssport steht ganz klar das Leistungshoch zum Wettkampfzeitpunkt im Vordergrund, was für den Gesundheitssport eher irrelevant ist. Für beide Bereiche sind jedoch Aspekte wie langanhaltende Motivation, Vermeidung von trainingsinduzierter Überlastung und Anpassungen der Trainingsvariablen maßgeblich (Fröhlich, Kemmler & Pfeiffer, 2023, S. 801).

Um die persönlichen Ziele im Gesundheits- und Leistungssport zu erreichen, muss regelmäßig trainiert werden. Dabei ist Training aber nicht gleich Training, sondern ein Prozess, der aus verschiedenen Phasen besteht – die Vorbereitungszeit, die Saison und die Nachbereitungszeit (Fröhlich et al., 2023, S. 797).

Saisonale Periodisierung im Leistungssport

Leistungssporttreibende können ihre Leistungsfähigkeit faktisch nicht über das gesamte Jahr hinweg auf einem gleichhohen Level halten. Sie müssen diese sowohl durch Grundlagentraining der konditionellen Fähigkeiten als auch durch gezieltes, sportartspezifisches Training mit Wettkampffokus erwerben (Vorbereitungsphase) und über einen bestimmten Zeitraum (Saison/Wettkampfzeitraum) aufrechterhalten. 

Genauso wichtig ist es, im Anschluss eine Ruhephase einzulegen (Übergangszeit/Off-Season), in der eine systematische Regeneration durch unterschiedliche Maßnahmen – sowohl mental als auch körperlich – stattfindet, um neue Energie zu schöpfen und langfristige Leistungseinbußen zu vermeiden (Martin, Carl & Lehnertz, 1993, S. 248).

Die Vorbereitungs- und Übergangszeiten können und werden gern außerhalb des sportartspezifischen Trainingsrahmens um weitere Angebote ergänzt, was sich Gesundheits- und Fitnessanlagen zunutze machen können. Da sich die Mannschaftssportlerinnen und -sportler in der Gruppe besonders wohlfühlen, eignen sich in diesem Fall Gruppentrainingsangebote. 

In der Vorbereitungszeit können, je nach Sportart, verschiedene Schwerpunkte gesetzt werden, z. B. wäre bei der Sparte Fußball oder Handball ein kardiovaskuläres Training sinnvoll. Hier eignen sich Kurse wie Indoor Cycling, aber auch solche, die zeitgleich die Koordination fördern, wie Jumping Fitness oder Aerobic-Stunden. Kräftigende Kurse, wie ein Langhanteltraining oder eine rumpfstabilisierende Wirbelsäulengymnastik, können muskuläre Defizite der Athletinnen und Athleten ausgleichen und auch saisonbegleitend einen wichtigen Inhalt darstellen.

In der Off-Season sollen sie körperlich und mental zur Ruhe kommen bzw. einen Ausgleich zur Wettkampfphase finden. In diesem Zeitraum eignen sich Kurse wie Progressive Muskelrelaxation sowie Yoga und Pilates sehr gut. Während der eigentlichen Wettkampfsaison konzentrieren sich die Sportlerinnen und Sportler in der Regel auf ihr sportartspezifisches Training.

Kalendarische Saison im Gesundheitssport

Für die gesundheitlichen Ziele gibt es erst mal keine fest terminierte, sondern eine individualisierte Saison – je nachdem wann die betroffene Person mit dem Training startet. Es gibt aber allgemeine Zeitpunkte über das Jahr verteilt, die zum Anlass genommen werden, mit dem Training zu starten.

Diese Zeitpunkte werden auch gern von Gesundheits- und Fitnessanlagen genutzt, um Werbemaßnahmen zu starten und Anpassungen in den Trainingsangeboten, z. B. in der Gestaltung des Kursplans, vorzunehmen. Dadurch können Neukundinnen und Neukunden gewonnen, aber auch Stilllegungen oder Kündigungen entgegengewirkt werden.

An erster Stelle sind, wer kennt sie nicht, die Neujahrsvorsätze zu erwähnen. Diese werden sowohl seitens der Anlagen als auch seitens der Trainierenden als Anlass genutzt, um eine kalendarische Trainingssaison zu beginnen. Zu dieser Jahreszeit eignen sich nicht nur Abnehm-, sondern auch Introkurse, die mit einer kürzeren Dauer (bis zu 30 min) Einblicke in die verschiedenen Kursmöglichkeiten bieten. Interessante Rabattaktionen runden das Ganze ab.

Sofern es die personellen und räumlichen Ressourcen erlauben, sind im Frühjahr und Sommer Outdoorkurse sehr beliebt. Gruppentrainingsangebote wie Outdoorgymnastik oder (Nordic) Walking begeistern viele Trainierende in der wärmeren Jahreszeit, da zeitgleich die angenehmen Temperaturen genossen werden können. 

So kommen die Mitglieder nicht in den Zwiespalt, ob sie nun lieber noch ein paar Sonnenstrahlen nach einem langen Arbeitstag ergattern oder in die Gesundheits- und Fitnessanlage trainieren gehen. Dementsprechend werden Kurse, die indoor stattfinden und hochintensiv sind, in dieser Zeit weniger besucht. Viele Studios bieten aus diesem Grund einen abgewandelten Sommerplan an – vor allem auch in den Sommerferien, wenn weniger Personal und Teilnehmende da sind.

Ein weiteres etabliertes kalendarisches Ziel ist der 'Beach-/Summerbody'. Viele (Wieder-)Einsteigende nutzen den Sommerurlaub als Anreiz, um noch schnell ein paar Kilos zu verlieren und den Körper zu straffen. Hier sind beispielsweise sogenannte geschlossene Kursprogramme empfehlenswert, die über einen Zeitraum von acht bis zwölf Wochen auf eben dieses Ziel hintrainieren.

Einige Sportlerinnen und Sportler, die sonst eher kein Fitnessstudio besuchen, weil sie ganzjährig draußen Sport treiben, besuchen im Herbst und Winter bei schlechtem Wetter oder auch aufgrund der dunkleren Jahreszeit verschiedene Kursangebote. 

Beispielsweise nehmen viele Radfahrende gern an Indoor-Cycling-Kursen teil, da es ihnen draußen bei nassen oder glatten Fahrbahnen zu gefährlich ist und sie im Kurs zwar individuell, aber trotzdem im Gruppenkontext an ihrem Leistungsniveau durch Regulation des Widerstandes trainieren können. Hier sind ebenso gezielte Werbemaßnahmen wichtig, um die angesprochenen Personen als Neukunden in Fitness- und Gesundheitsanlagen zu gewinnen.

Die Jahreszeit kann auch Einfluss auf die Stimmung haben. So fühlen sich beispielsweise ca. ein Viertel der Menschen aufgrund der fehlenden Lichteinstrahlung (mangelnde Serotonin- und Endorphinausschüttung) im Herbst und Winter nicht so gut (Techniker Krankenkasse [TK], 2013). Auch die für viele als stressig geltende Weihnachtszeit kann sich auf die Stimmungslage auswirken. Zu dieser Zeit werden daher gern Entspannungskurse besucht – diese sollten demnach ins Angebotsportfolio aufgenommen und ebenfalls spezifisch beworben werden.

In der kalendarischen Saison ist es ratsam, den systematischen Aufbau eines Trainingszyklus nicht aus den Augen zu verlieren. Es gibt zwar keinen Wettkampf, auf den hintrainiert wird, dennoch sollten sich die Mitglieder ihr persönliches Ziel stets vor Augen halten und die Trainerinnen und Trainer entsprechend die verschiedenen Phasen (Aufbau, Stabilisierung, Regeneration) berücksichtigen. 

Man könnte beispielsweise den Sommerurlaub als Saison sehen, sodass Anfang des Jahres, im Frühjahr, die Vorbereitungszeit stattfindet, im Sommer die Leistung stabilisiert und im Herbst/Winter in der Übergangszeit mental und körperlich regeneriert wird. Ausgebildete Trainerinnen und Trainer sollten hier beratend zur Seite stehen und Kundinnen und Kunden bestmöglich im Jahresverlauf betreuen und beraten.

Gruppentraining zur Kundenakquise

Wie bereits beschrieben, gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Gruppentrainingsangeboten, mithilfe derer die Mitglieder ihre persönlichen Ziele erreichen können. Durch gezielte Gruppentrainingsangebote ist es Fitness- und Gesundheitsanlagen demnach möglich, nicht nur Gesundheitssporttreibende, sondern auch (Leistungs-)Sportlerinnen und Sportler in die Einrichtungen zu ziehen und somit den Kundenstamm zu erweitern. Zudem werden bei Gruppentrainingsangeboten mehrere Personen durch einen Trainer oder eine Trainerin betreut. 

Dies bedeutet für die Studiobetreibenden geringere Personalkosten. Nicht ohne Grund zählt das Kursangebot in vielen Anlagen zu den Haupteinnahmequellen (DSSV, 2024).

Fazit

Je nach Trainingsphase bieten sich verschiedene Gruppentrainingsangebote an, die systematisch die Zielerreichung der Mitglieder unterstützen; sowohl im Gesundheitssport als auch im Leistungssport. 

Die Fitness- und Gesundheitsanlagen können sich dies zunutze machen, um taktische Werbemaßnahmen einzusetzen und so neue Mitglieder zu akquirieren.

Literaturliste

DSSV e. V. – Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (Hrsg.). (2024). Eckdaten der deutschen Fitnesswirtschaft 2024. Hamburg: Hrsg.

Epperlein, H.-H., Wichmann, K. & Deussen, A. (2021). Funktionelles Fitnesstraining. 150 Übungen Für Breiten-, Leistungssportler und Übungsleiter (2nd ed.). Berlin, Heidelberg: Springer.

Fröhlich, M., Kemmler, W. & Pfeiffer, M. (2023). Training im Sport als Prozess – Trainingssteuerung. In H. Gabriel, M. Fröhlich, H. Schwameder, A. O. Effenberg, G. Schmitz, A. Güllich et al. (Hrsg.), Bewegung, Training, Leistung und Gesundheit (Band 2, S. 783–810). Berlin: Springer Spektrum.

Martin, D., Carl, K. & Lehnertz, K. (1993). Handbuch Trainingslehre (2. Aufl.). Schorndorf: Hofmann.

Techniker Krankenkasse. (2013). Bleib locker, Deutschland! – TK-Studie zur Stresslage der Nation. Hamburg: Hrsg.

Diesen Artikel kannst du folgendermaßen zitieren:

Schmitt, Michelle (2024). Saisonspezifische Gruppentrainingsangebote. fitness MANAGEMENT international, 6 (176), 126-128.

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