Fitness | Autor/in: Daniel Kaptain |

Auf die Trainingsqualität kommt es an! (Teil 3)

Der Trainer als Coach sollte den Kunden aufzeigen, wie ein regelmäßiges Bewegungsprogramm nachhaltig die Lebensqualität verbessert und welche Maßnahmen hierzu notwendig sind.

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Thema des ersten Artikels (fMi 1/2018) war die Sensibilisierung, im zweiten Teil (fMi 2/2018) ging es um die Kernkompetenzen eines Fitnesstrainers. Um einen praxisorientierten Lösungsansatz zu bieten, werden nun folgend die zu vermittelnden Inhalte dargestellt. Denn im Kern sollte der Trainer als Coach den Kunden aufzeigen, wie ein regelmäßiges Bewegungsprogramm nachhaltig die Lebensqualität verbessert und welche Maßnahmen hierzu notwendig sind.

Was Kunden von Trainern lernen – was Trainer vorleben (sollten)

Training = Lebensstil
Die Aufgabe besteht darin, durch ein umfassendes Betrachten des Ist-Zustandes eine individuelle Bedarfsfeststellung zu erlangen. Wenn die richtige Dosis-Wirkung definiert ist, kann mit der eigentlichen Maßnahme, v. a. der Implementierung in den Alltag des Kunden, begonnen werden. Diese Dosis-Wirkungs-Beziehung lässt sich durch die Trainingsprinzipien:

• Trainingswirksamer Reiz
Definition der notwendigen Intensität zur Auslösung von leistungssteigernden Reizen

• Dauerhaftigkeit und Kontinuität
Planmäßiges Wiederholen der Trainingseinheiten in ausreichender Anzahl – lebensbegleitend

• Progressive Belastungssteigerung
Durch eine erfolgende körperliche Anpassung (Leistungssteigerung) muss zur Aufrechterhaltung des Zuwachses die Intensität in entsprechendem Maße angepasst werden.

• Belastung und Erholung
Durch die im Training erzeugte Ermüdung muss dem Körper ausreichend Zeit und Ruhe gegeben werden, um die erzeugten Reize zu verarbeiten und eine Leistungssteigerung hieraus zu ermöglichen.

• Individualität und Altersgemäßheit
Die Anpassung der Inhalte und Intensitäten an die Belastbarkeiten, zeitlichen Kapazitäten, motorischen Fähigkeiten, Ziele und Wünsche des Kunden – diese variieren je nach Vorerfahrungen (Trainingsalter), Lebensstil, Gesundheitszustand und Lebensalter

• Variierende Belastung
Hat eine Gewöhnung an die bestehenden Reize stattgefunden und ist eine Steigerung der Intensitäten und Umfänge aufgrund von Leistungslimits nicht mehr möglich, werden die Parameter (Übungen, Umfänge etc.) dahingehend geändert, dass weitere Anpassungen auf anderen Ebenen (z. B. Muskelaufbau, nachdem ein Kraftausdauertraining keine Reize mehr zeigt) erfolgen.

Die hier aufgezeigten Prinzipien sind als Betreuungsaufgabe des Trainers zu sehen. Werden diese Prinzipien berücksichtigt, ist ein Trainingserfolg vorprogrammiert. Im Einzelnen heißt dies, dass Trainingsbetreuung ein stetiger, nie endender Prozess ist. Denn eine Anpassung ist auf diversen Ebenen (allen motorischen Fähigkeiten: Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination, Schnelligkeit) und in jedem Lebensalter möglich bzw. variabel. Ein Kunde mit dem Ziel „Muskelmasse“ profitiert von einem Ausdauertraining u. a. im Bereich einer optimierten Regeneration, die es ihm wiederum ermöglicht, häufiger zu trainieren. Ein älterer Kunde profitiert von einem koordinativ-integrativen Krafttraining, welches ihm eine bessere Bewegungsqualität und eine Sturzprophylaxe bietet.

Hieraus wird ersichtlich, dass der Trainer – neben den Zielen und Fähigkeiten – immer auch die Entwicklungen des Kunden im Auge behalten muss. Ist beispielsweise der lästige Rückenschmerz eines Kunden durch ein 3-monatiges Kraft- und Ausdauertraining auf ein Minimum reduziert, verändert sich auch sein ursprüngliches Motiv „Training zur Schmerzreduktion“. Nun ist es Aufgabe der Trainingsbetreuung anhand einer neuen Ist-Soll-Bestimmung zu überprüfen, wie es weitergehen soll. Das Training unterscheidet sich in nachvollziehbarer Weise dahingehend, ob der Kunde seinen Status quo („Beschwerdefreiheit“) nur aufrechterhalten will oder nun durch neue Ziele und einen leistungsfähigeren Körper bspw. ein Ziel wie „Teilnahme am Volkslauf“ oder „Wiederaufnahme Tennis“ ins Auge fasst.

Wird dies versäumt, trainiert der Kunde ohne Ziel und Plan – ein Motivationsverlust ist wahrscheinlich und damit eine Kündigung, Trainingsunterbrechung („Sommerloch“) oder mangelnde Trainingsbegeisterung vorprogrammiert.

Allen Akteuren muss jedoch bewusst sein, dass die aufgezeigten Maßnahmen und Vorgehensweisen eine Grundvoraussetzung benötigen: Zeit für eine adäquate Betreuung. Diese kostet Geld, welches in den Bereich Trainingsbetreuung investiert werden sollte, denn aus Kundensicht gehören seit Jahren die Trends „Betreuung“ und „qualifiziertes Personal“ zu den Hauptentscheidungsfaktoren.

Ein konkretes Beispiel soll Klarheit bringen, wie die geforderten Fähigkeiten in der Praxis Anwendung finden. Hierbei handelt es sich um einen 18-jährigen Neukunden ohne Fitness-Trainingserfahrung mit unspezifischen Rückenschmerzen, der in 3 Monaten seine Ausbildung zum Zimmerer starten möchte. Der Trainer analysiert zunächst die Ursachen für die Rückenschmerzen mittels geeigneter Testungen, bspw. zur Überprüfung der motorischen Fähigkeiten Beweglichkeit, Koordination und Kraft. Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen lässt sich ein Ist-Soll-Abgleich vollziehen. Wie sind die getesteten Fähigkeiten ausgeprägt und inwieweit reichen sie für die Anforderungen (Ausbildung zum Zimmerer)? Welche Defizite wurden erkannt? Welche Aufgaben ergeben sich hieraus für die Trainingsziele? Werden beispielsweise Defizite im Bereich „Kraft“, „Beweglichkeit“ und „Koordination“ definiert, so wird dies bei der Übungsauswahl und den Intensitäten berücksichtigt. Ziel ist es zu fordern, jedoch eine Überforderung auszuschließen. Der Trainer muss nicht nur über umfangreiches Wissen bzgl. Testungen und über ein umfassendes Übungsrepertoire verfügen, sondern auch die Kompetenzen besitzen, die Inhalte planerisch umzusetzen, um mit den Ressourcen ein effizientes und zielführendes Programm zu erstellen. Welche Übungen sind am effektivsten, um Kraft, Beweglichkeit und Koordination zu fördern? Welche Trainingsinhalte sind, bezogen auf den Kundenlevel, derzeit durchführbar? Wie kann die Steigerung an das Zielniveau erreicht werden? Anhand dieser Fragen wird ersichtlich, dass der Trainer über umfassendes Fachwissen und eine ausreichende Erfahrung verfügen muss.

Nun werden die Erkenntnisse und Ergebnisse dem Kunden in Form der kurz-, mittel- und langfristigen Trainingsplanung erläutert. Ebenso wird die Umsetzung aufgezeigt. Der Kunde muss nicht nur wissen, wie oft und was er trainieren sollte, sondern auch warum. Hier spielt die Kommunikation eine große Rolle. In der nun folgenden Phase muss die Theorie in der Praxis bestehen. Dies bedeutet, dass der Trainer den Kunden in die Übungen einweist. Neben dem „Auge“ für die korrekte Ausführung sind ebenso Empathie und Kommunikationsfähigkeit gefragt.

Hauptaufgabe des Trainers ist es jedoch, die Trainingsdurchführung qualitativ zu sichern und den Punkt auszuloten, an dem ein neuer Trainingsplan notwendig wird. Nun muss anhand der bisherigen Erkenntnisse aus den vorhergehenden Trainings abgewogen werden, welche Übungen wie gesteigert werden. Anhand des Beispiels bedeutet dies: Inwieweit lassen sich die Übungen langfristig auf die Alltagsanforderungen anpassen? Ist es sinnvoller, Kraft, Beweglichkeit oder Koordination zu steigern bzw. durch Übungsvarianten zu forcieren? Der Strategie „Spezifische Anforderungen erfordern ein spezifisches Training“ folgend, wird der Kunde nun in die neuen Übungen eingewiesen, sodass in der nächsten Phase weitere spezifische Reize erfolgen und der Kunde seinem Ziel „Alltagsbelastbarkeit = Rückenstabilität“ ein gutes Stück näherkommt.

Fazit
Werden die genannten Inhalte, Fähigkeiten und Umsetzungen erreicht und aktiv im Trainingsalltag umgesetzt, ist eine optimale Betreuung und damit eine entscheidende Grundlage für den Trainings- wie auch Trainererfolg gegeben. Dies setzt jedoch eine umfassende Kompetenz – fachlich, methodisch und empathisch – voraus.

Mediathek
fMi 2/2018: Back to Basic - Auf die Trainingsqualität kommt es an (Teil 2)
fMi 1/2018: Back to Basic - Auf die Trainingsqualität kommt es an (Teil 1)

www.dhfpg-bsa.de

Prof. Dr. Daniel Kaptain
Prof. Dr. Daniel Kaptain ist u. a. Dozent an der DHfPG und der BSA-Akademie. Von 2010 bis 2013 promovierte er im Fachbereich Sportwissenschaften. Darüber hinaus ist er Experte für Konditions- und Athletiktraining, u. a. für mehrere Profivereine, sowie ausgebildeter Trainingstherapeut.

Für eine Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 03/2018 Leseprobe & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.

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